Essen. In Essen sind über 3000 Corona-Impfungen pro Tag machbar. 2400 davon werden in der Messe erledigt. Probelauf fürs Impfzentrum am 12. Dezember.
Das Essener Impfzentrum an der Norbertstraße in Rüttenscheid nimmt mehr und mehr Gestalt an: Die Stadt verhandelt bereits den Mietvertrag mit der Messegesellschaft, um die Hallen für den Kampf gegen Corona über einen längeren Zeitraum nutzen zu können. Bis zu einem ersten Probelauf voraussichtlich am 12. Dezember natürlich ohne Nadeln und Gegenmittel soll der Aufbau der mehr als ein Dutzend Impfstraßen samt Beratungs- und Wartezonen über die Bühne sein. Unterdessen hat die Feuerwehr, bei der einmal mehr alle Fäden zusammenlaufen, ihre Möglichkeiten nachjustiert.
Teils wurden die Kapazitäten binnen einer Woche der Überlegungen deutlich ausgeweitet: Nach aktuellen Planungen sollen bei Maximalauslastung rund 2400 Menschen pro Tag im Zwei-Schichten-Betrieb von 8 bis 20 Uhr durch die Zentrale in der Messe Essen geschleust werden können. Die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KVNo) geht in der Startphase ab Januar von 18 sogenannten Impfstraßen aus, die von 26 Kräften betreut werden, zwölf davon sollen Ärzte sein.
Dazu kommen bis zu 640 Impfungen pro Tag durch 30 mobile Teams, die auf ihren Touren kreuz und quer durch die Stadt Altenheimen, Pflegeeinrichtungen und immobilen älteren Menschen zu Hause einen Besuch abstatten, sowie rund 160 Impfungen in Kliniken.
Summa summarum über 3000 Immunisierungen pro Tag machbar
Macht in der Spitze zumindest rein rechnerisch über 3000 Immunisierungen täglich, die - je nach Wirkstoff - nach 21 beziehungsweise 28 Tagen wiederholt werden müssen, um einen tatsächlichen Gesundheitsschutz zu erreichen. Vorausgesetzt, die antiviralen Seren sind in ausreichender Menge verfügbar.
Dabei scheint klar zu sein: Mehr als zehn Impfungen pro Tag wird die Besatzung eines Impfmobils kaum schaffen. Von der Aufklärung eines Probanden bis hin zum eigentlichen Piekser samt Dokumentation wird in jedem Einzelfall ein durchschnittlicher Zeitaufwand von einer Stunde veranschlagt.
„Wenn der Impfstoff da ist, sind wir binnen 24 Stunden einsatzbereit“, versichert Ordnungsdezernent Christian Kromberg. Die Stadt, so scheint’s, hat ihre Hausaufgaben gemacht. Bei der Kassenärztlichen Vereinigung, die nach Vorgaben des Landes ebenfalls Verantwortung für einen möglichst reibungslosen aufwendigen Prozess übernehmen muss, sind Fragen ungeklärt. Auch wenn der Vorsitzende Mediziner der Essener Bezirksstelle der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein sich freut, „ endlich Licht am Ende des Tunnels“ zu sehen, scheint die KVNo-Zentrale in Düsseldorf so weit noch nicht ganz so weit zu sein.
Über Personalbedarfe wird bei den niedergelassenen Ärzten noch gesprochen
„Detailfragen zu einzelnen Standorten, so auch in Essen, lassen sich (noch) nicht sinnvoll beantworten, da über Abläufe und Strukturen, Personalbedarfe und -kapazitäten aktuell intensiv gesprochen wird“, heißt es auf Nachfrage dieser Zeitung am Dienstag. Aktuell stehe noch nicht einmal fest, wann genau es einen Impfstoff geben werde und um welches Präparat genau es sich handeln werde – „allein dies wird großen Einfluss auf die Logistik und auch die benötigten personellen Ressourcen haben“.
Klar sei für die KVNo, dass in der ersten Phase der SARSCoV-2-Impfungen niedergelassene Mediziner und Medizinische Fachangestellte für die Besetzung der Impfzentren und für die mobilen Impfteams benötigt werden. Wenn zu einem späteren Zeitpunkt weitere Impfstoffe zur Verfügung stehen, die geringere Anforderungen an die Logistik stellen, insbesondere Transport und Lagerung, werden Impfungen auch in den Praxen stattfinden. Bund und Land übertragen den Kassenärztlichen Vereinigungen neben der Organisation des medizinischen Personals zudem unter anderem die Terminkoordination der Impflinge sowie die Bereitstellung der in den Zentren benötigten Soft- und Hardware, heißt es.
Die ambulante Regelversorgung muss aufrecht erhalten werden können
Grundsätzlich müssen bei der Unterstützungsleistung der Niedergelassenen aber auch die Rahmenbedingungen stimmen, betont KVNo-Sprecher Christopher Schneider: „Zum einen müssen die Praxen – wie in den vergangenen Monaten, in denen sie eine wesentlichen Beitrag zur Teststrategie geleistet haben – auch weiterhin parallel zum Impfbetrieb die ambulante Regelversorgung aufrecht erhalten können. Zum anderen muss es für etwaige Praxisausfälle entsprechende Kompensationen geben.“ Diese und weitere Fragen erörtere die Kassenärztliche Vereinigung derzeit mit dem NRW-Gesundheitsministerium und den Kommunen.
Nachdem das Bundeskriminalamt in der vergangenen Woche in einem internen Papier vor einer latenten Gefahr von Anschlägen auf Impfzentren unter anderem durch radikale Impfgegner gewarnt hatte, sprechen Stadt und Polizei Essen über erweiterte Sicherheitsaufgaben. Die Landesbehörde wartet zur Zeit auf einen internen Erlass des Innenministeriums, welche Leistungen sie rund um die Messe Essen zu erbringen haben wird.