Essen. Die niedergelassenen Essener Ärzte übernehmen die Corona-Impfungen im Impfzentrum Messe. Frühestens im Frühjahr Massenimpfung auch in Arztpraxen.
Je näher die langersehnten Corona-Impfungen in der Messe Essen rücken, desto optimistischer die Stimmung in der Ärzteschaft. „Es passt zur vorweihnachtlichen Stimmung aus der Kindheit, wir sind in freudiger Erwartung und gespannt“, sagt Dr. Ralph-D. Köhn, Sprecher der niedergelassenen Ärzte in Essen. Und fügt hinzu: „Wir freuen uns, weil wir endlich Licht sehen am Ende des Tunnels.“
Gleichzeitig warnt Köhn vor einer überzogenen Erwartungshaltung. Die Corona-Impfungen seien komplex in der Durchführung und würden daher einen langen Zeitraum in Anspruch nehmen. Die Annahme, es werde zwei Monate mit vereinten Kräften geimpft und dann sei alles gut, sei unrealistisch. „Erst im Frühsommer wird voraussichtlich eine relevante Zahl an Menschen auch in Essen geimpft sein.“
Bei der Massen-Impfung in der Messe werden Gesundheitsamt, Feuerwehr und städtische Ämter mit den niedergelassenen Essener Ärzten an einem Strang ziehen. Die Zentrale der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNO) übernimmt die Projektleitung der Impfzentren sowie die Koordination und Kommunikation mit Ministerium und Kommunen. Dazu zählen auch Personalrekrutierung und Einsatzplanung. Die Feinsteuerung vor Ort erfolgt in enger Abstimmung zwischen der KVNO-Kreisstelle Essen und der Stadtverwaltung.
“Lieber gut geplant und vorbereitet, als übereilt und dann vielleicht schlecht gemacht“
„Nach einer aktuellen KVNO-Umfrage sind erfreuliche 80 Prozent der niedergelassenen Ärzte bereit, Impfungen auch in Impfzentren durchzuführen“, sagt Köhn. Ebenso hoch sei die Zustimmung bei den Arzthelferinnen. Natürlich dürfe unter dieser Mehrbelastung die Regelversorgung der Bevölkerung in den Praxen nicht leiden. Dass sich viele Ärzte und Ärztinnen im Ruhestand bereit gefunden hätten mitzuhelfen, sei im Bezirk Nordrhein dankbar aufgenommen worden. In den Essener Krankenhäusern soll das Personal klinikintern geimpft werden.
In kurzer Zeit möglichst viele Menschen impfen – wie soll das gehen? Es komme nicht darauf an, dass das Impfzentrum in Essen als erstes an den Start gehe, betont der Vorsitzende der KV-Kreissstelle Essen. Weitaus entscheidender sei eine professionelle Vorbereitung. „Lieber gut geplant und gewissenhaft vorbereitet, als übereilt und dann vielleicht schlecht gemacht.“
Die so genannte Priorisierung falle in die Zuständigkeit der Gesundheitsbehörden. Sie entschieden, wer zuerst schriftlich benachrichtigt und geimpft werde – voraussichtlich Risikogruppen und Beschäftigte in Gesundheitsberufen. Bei Impfbussen, die überwiegend gehandicapte und immobile Menschen in Seniorenzentren ansteuern, wünscht sich der Ärztesprecher, nach Möglichkeit auf jene Kolleginnen und Kollegen zurückzugreifen, die die Patienten in den jeweiligen Häusern bereits gut kennen.
Nach Ende des Praxisbetrieb ins Impfzentrum – „auch samstags, eventuell sogar sonntags“
Die Essener Hausärzte gehen davon aus, dass sie auch nach Ende des eigenen Praxisbetriebs im Impfzentrum eingesetzt werden. „Höchstwahrscheinlich auch an Samstagen, eventuell sogar sonntags.“ Noch sei unklar, ob – ähnlich der Grippeimpfung – auch die Corona-Impfung durch geschultes nichtärztliches Personal in Anwesenheit von Ärzten durchgeführt werden darf.
Massenimpfungen in den Essener Arztpraxen selbst seien erst möglich, wenn zugelassene Impfstoffe praxisgängig seien und in herkömmlichen Impfkühlschränken gelagert werden können. Köhn: „Ich hoffe, dass das im Frühjahr der Fall sein wird.“
Der von Biontech/Pfizer zuerst entwickelte Impfstoff sei logistisch anspruchsvoll, weil er bekanntlich bei minus 70 Grad gelagert werden muss und deshalb vorerst wohl nur für die großen Impfzentren infrage kommt. Die Essener Hausärzte seien voraussichtlich ab dem Frühjahr in der Lage, die Corona-Massenimpfung in ihren eigenen Praxen zu stemmen. Ernste Probleme sieht Dr. Köhn nicht auf die Praxen zukommen. „Das ist genauso zu bewältigen wie die jährlichen Grippeschutzimpfungen.“