Essen. In Essen soll mindestens ein Impfzentrum entstehen - eins wird wohl in der Messe aufgebaut. Die Anlaufstelle wird ein gutes Jahr in Betrieb sein.

Noch warten zig Fragen rund um die künftige Essener Impfstrategie auf Antworten, doch eine ganz zentrale ist inzwischen beantwortet: Nach bisherigen Planungen soll die Messe in Rüttenscheid als kommunales Impfzentrum dienen. Dies hat Ordnungsdezernent Christian Kromberg in einem Gespräch mit dieser Zeitung am Dienstag bestätigt - wenn auch mit einer Einschränkung aus eher wirtschaftlichen denn logistischen Gründen: „Wir müssen bei allen Überlegungen natürlich im Auge behalten, wie sich das Ausstellungsgeschäft unter Pandemiebedingungen weiterentwickelt.“

Denn die Pandemie-Experten der Stadt Essen davon aus, dass ein Impfzentrum als Anlaufstelle für die mobile Bevölkerung ein gutes Jahr lang in Betrieb sein wird. Dies ist eine erste Einschätzung des frisch gegründeten „Koordinierungszentrum Impfen“, in dem sich die Fachleute der Feuerwehr und des Gesundheitsamts bereits „in engster Kooperation“. so Kromberg, abstimmen, um die anstehenden Aufgaben bewältigen zu können. Zu denen zählt längst nicht nur der Aufbau stationärer und in einem ersten Schritt vor allem mobiler Angebote für Altenheime, Pflegeeinrichtungen und jene Menschen, die ihr Zuhause nicht ohne Weiteres verlassen können.

Die bisherigen Maßnahmen werden nicht heruntergefahren

Denn mit dem Impfen allein ist es längst nicht getan. Je nachdem, welche Aufgaben das Land Nordrhein-Westfalen den Kommunen auf der Zielgerade seiner Entscheidungen noch abnimmt oder nicht - es bleiben schon jetzt absehbar mehr als genug Felder, die allein in lokaler Regie zu beackern sind. Um nur ein paar Beispiele zu nennen: Es müssen Möglichkeiten zur Bewältigung und umfassenden Dokumentation anfallender Datenmengen geschaffen werden, um nachvollziehen zu können, wer, wann und wo mit welchem Stoff geimpft worden ist - und das je nach verwendeter Substanz unter Umständen zwei Mal.

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Termine müssen kommuniziert und die Menschen mit entsprechenden Informationen versorgt werden. Eine Impfhotline soll die wichtigsten und häufigsten Fragen der Bürger beantworten. Die Lieferung, der Empfang, die Lagerung der mehr oder weniger sensiblen Impfstoffe ist zu gewährleisten. Auch diese Aufgabe braucht jemanden, der sie zuverlässig erledigt. Dazu kommt das Ausfüllen oder die Ausgabe neuer Impfbücher, das Ausarbeiten von möglichst effektiven Fahrtstrecken samt Terminabsprachen für die mobilen Teams, die mit mehr als einem Dutzend Bussen kreuz und quer in der Stadt unterwegs sein werden, und, und, und...

Die Anti-Corona-Maßnahmen werden erst einmal nicht heruntergefahren

Diese „logistische Großtat“ , so Kromberg, wird ganz klar eine weitere zusätzliche wie personalintensive Aufgabe sein. Denn die bisherigen Anti-Corona-Maßnahmen zur Bekämpfung des immer noch zu aktiven Infektionsgeschehens werden mit dem Start der Impf-Aktionen natürlich nicht abgeschwächt. „Das Lagezentrum, die Feuerwehr und der Kommunale Ordnungsdienst arbeiten weiter, wie vorher auch“, macht der Ordnungsdezernent unmissverständlich deutlich.

Schließlich könnten alle Anstrengungen vom Abstrich über die Kontaktverfolgung bis hin zu konsequenten Kontrollen erst ab einer bestimmten Impfquote heruntergefahren werden. Das müsse auch in die Köpfe derer, die nun meinen könnten, eine beginnende Immunisierung bedeute das Ende für alle Corona-Regeln.

Land will städteübergreifendes Terminmanagement aufbauen

Für die Stadt und ihre Mitarbeiter. so viel ist schon jetzt klar, bedeutet das absehbare Mehr an Arbeit eine weiter steigende Belastung. Dass das Land den Kommunen vorgegeben hat, so schnell wie möglich startbereit zu sein, bringt zusätzlichen Druck in die Sache. Denn auch wenn niemand genau weiß, wann welcher Impfstoff in welcher Menge zur Verfügung steht: Wenn es denn dann los geht, wollen alle Verantwortlichen in Essen auf Knopfdruck handlungsfähig sein.

Das Land hat inzwischen signalisiert, ein städteübergreifendes Terminmanagement aufbauen zu wollen: Damit sich Essener auch in Mülheim oder Oberhausen impfen lassen können, falls die Wartezeiten in der Heimatstadt zu lang sein sollten.