Essen. Der „Black Friday“ gilt im Einkaufszentrum als Lichtblick inmitten düsterer Aussichten. Die Frequenz ist abgesackt, man hofft auf Besserung 2021.
Macht hoch die Tür, die Tor macht weit, aber bloß nicht zu weit: Maximal zwei Kunden dürfen gleichzeitig den Swatch-Laden betreten, immerhin 1563 sind es beim Kaufhaus-Riesen Galeria Karstadt Kaufhof. Und irgendwo dazwischen rangieren all die anderen 198 Läden im Einkaufszentrum Limbecker Platz, bei dem wie überall im Einzelhandel die Shopping-Laune dieser Tage von Paragraf 11 der Corona-Schutzverordnung jäh gebremst wird. Zum 1. Dezember soll die dort festgelegte Kundenquote pro Verkaufsfläche nun noch einmal verschärft werden, aber das kümmert schon kaum noch: Das (Vor-)Weihnachts-Geschäft, heißt es, ist sowieso im Eimer.
Öffnungs-Wirrwarr auch in der Innenstadt
Die früher größtenteils vorhandene Verlässlichkeit ist dahin: Eine spürbar nachlassende Kundenfrequenz in der Innenstadt und die Beschränkungen für den Einzelhandel und seine Kunden führen auch in der City zu einem Wirrwarr bei den Öffnungszeiten .
Eine ganze Reihe von Läden öffnet die Pforten mittlerweile erst um 11 statt 10 Uhr – und schließt bereits um 18 Uhr. Andere harren bis 19 Uhr aus, wieder andere bleiben bei 20 Uhr. Dabei wechseln die Zeiten teils auch je nach Wochentag .
Die anstehende Rabatt-Schlacht zum „Black Friday“ dürfte darüber noch einmal galant hinwegtäuschen: Da haben eine ganze Reihe von Läden ihre Öffnungszeiten sogar auf 21 Uhr ausgeweitet, während ansonsten die einheitliche Phalanx längst aufweicht: Offen von 10 bis 20 Uhr, „das hatten wir eigentlich immer als Stärke verstanden“, sagt Center-Managerin Alexandra Wagner, doch die ersten machen um 19 oder gar schon 18 Uhr dicht, vertragswidrig. „Wir gehen aber nicht dagegen vor“, sagt sie, „die Zeiten sind schließlich schon schwer genug“.
3600 Kunden maximal, heißt es, doch in Spitzenzeiten zählt man nie mehr als 1500
Denn obwohl der Lockdown diesmal nicht so streng ausfällt wie im März ist die Kundenfrequenz im Center spürbar abgesackt. Bis zu 3600 Menschen könnten nach der neuen Regelung ab 1. Dezember gleichzeitig in den Kauf-Koloss, so hat man dort errechnet, doch zuletzt wurden selbst in Spitzenzeiten „nie mehr als 1500 Leute gezählt“, sagt Wagner. Sie muss es wissen, hat dank Sensortechnik an den Eingängen den Überblick in Echtzeit.
Die Geschäfte müssen die Kundenzahl ihrerseits auch noch mal im Blick behalten: Sieben Läden zählt das Limbecker über 800 Quadratmeter Verkaufsfläche und damit über jener Grenze, bei der die verschärfte Quote von einem Kunden pro 20 Quadratmeter gilt: Karstadt und Saturn, C&A und H&M, New Yorker, Rewe und Rossmann. Buchhändler Thalia würde dazugehören, wenn zwölf Quadratmeter Nebenfläche mitgezählt werden müssen. Das zeigt die bürokratische Note der Regelung.
Die Großen ächzen und die Kleinen kämpfen – einige ums wirtschaftliche Überleben
Und Alexandra Wagner seufzt: „Ich weiß nicht, ob das so taktisch klug ist“, aber man fügt sich, was bleibt ihr übrig? Sie erlebt jeden Tag, wie die Großen ächzen und die Kleinen kämpfen, einige ums wirtschaftliche Überleben, denn von den Finanzhilfen profitieren vorzugsweise jene Betriebe, die Corona-bedingt schließen mussten.
Die Läden aber dürfen ja öffnen und treffen auf eine deutlich dezimierte und laut Wagner oft schlecht informierte Kundschaft. Das sind, versichert die Managerin, beileibe nicht nur Migranten, sondern ein Querschnitt durch alle Schichten und Altersgruppen. Ganz Ängstliche darunter und auch ganz Uneinsichtige, „aber wir schaffen es nicht, jeden zu belehren und bekehren“.
„Mein Gefühl ist, dass wir auf Besserung erst im zweiten Quartal 2021 hoffen können“
Das klingt nach Frust, so wie auch der Ausblick auf die nähere Zukunft: Niemand rechnet damit, dass dem Handel „die Bude eingerannt“ wird, kaum dass der Lockdown endet: „Mein Gefühl ist, dass wir auf Besserung erst im zweiten Quartal 2021 hoffen können.“ Bis dahin würden einige Läden wohl nicht überleben, gäbe es nicht hie und da schon Verhandlungen über Mietstundungen .
Nein, keine Details.