Essen. Das Weihnachtsgeschäft 2020 ist für den Essener Handel wichtiger denn je. Doch die Vorzeichen sind nicht gut: Innenstadt erlebt Besucherrückgang.
Mit den steigenden Corona-Infektionen in Essen wächst auch die Sorge um das wichtige Weihnachtsgeschäft im Einzelhandel. „Wenn es da zu massiven Umsatzeinbußen kommt, wird das zu Veränderungen in der Innenstadt führen, die zerstörerisch sind“, warnt der Geschäftsführer der Essen Marketing Gesellschaft (EMG), Richard Röhrhoff. Das Weihnachtsgeschäft ist traditionell die umsatzstärkste Zeit im Einzelhandel.
Doch die Vorboten in diesem Corona-Jahr sind alles andere als ermutigend. So gehen die Besucherzahlen in der Innenstadt - seit Essen zum Risikogebiet erklärt wurde - wieder zurück. Essen Marketing erfasst regelmäßig die Passanten auf den Haupteinkaufsstraßen durch Zählschleifen.
Essener Innenstadt: Besucherzahlen liegen 20 Prozent unter Vorjahr
Die jüngsten Messungen zeigen eine eindeutige Tendenz: Derzeit liegen die Besucherzahlen etwa 20 Prozent unter dem Vorjahr. Ein Rückschlag: Denn im August und September näherte sich die Innenstadt nach dem verheerenden Lockdown im Frühjahr langsam wieder dem Vor-Corona-Niveau an und kam an guten Tagen auf 90 bis 95 Prozent der Besucherfrequenz in „Normalzeiten“.
Das klinge zwar noch nicht gravierend, für die Händler sei das aber keine gute Entwicklung. Sie hätten dies zuletzt deutlich in den Kassen gespürt, heißt es bei der EMG.
Auch das Einkaufscenter Limbecker Platz bestätigt, dass die Kunden mit dem zunehmenden Infektionsgeschehen seit einigen Tagen wieder zurückhaltender werden. Aktuell seien es über 25 Prozent weniger Besucher als im Vorjahr, berichtet Centermanagerin Alexandra Wagner. „Dabei hatten wir uns schon wieder ganz gut erholt, lagen zwischenzeitlich nur noch 15 Prozent unter Vorjahr.“
Handel verweist auf seine funktionierenden Hygienekonzepte
„Die Kunden sind verunsichert, insofern überrascht die jüngste Entwicklung nicht“, sagt der Hauptgeschäftsführer des Essener Einzelhandelsverbandes, Marc Heistermann. Mit Sorge blickt er dennoch auf die Zahlen. „Es gab Zeichen der Normalität. Und die Händler hatten die Hoffnung, dass sich das auch in Richtung des Weihnachtsgeschäftes fortsetzt“, so Heistermann.
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Auch wenn das Tragen einer Maske nach wie vor nicht zum Erlebnisshopping beitrage, hätten sich die meisten Kunden doch gut daran gewöhnt. „Unsere Hygienekonzepte haben sich bewährt“, betont Heistermann und wirbt für Vertrauen: Der Handel sei nicht der Ort, wo die Infektionen stattfinden.
Einzelhandel begrüßt, dass Weihnachtsmarkt in Essen stattfinden soll
Wie die EMG so bangt aber auch der Einzelhandelsverband um die Zukunft der Innenstadt. Gerade hätten große Häuser wie Karstadt oder Sinn ihr Schutzschirmverfahren beendet und stünden nun auf Neustart. Heistermann: „Da ist es jetzt besonders wichtig, dass die Kunden etwas dafür tun, dass dies auch gelingt.“
Daher begrüßt es der Verband, dass die Stadt und die EMG derzeit Anreize schaffen würden, um Kunden im Rahmen des Machbaren in die Innenstadt zu ziehen. So lobt Heistermann, dass die Stadt keine Maskenpflicht in der City verhängt hat und auch am Weihnachtsmarkt festhält. „Es ist jetzt besonders wichtig, dass der Handel eine Perspektive bekommt.“
Auch Röhrhoff verteidigt nochmals den Plan, den Weihnachtsmarkt trotz steigender Corona-Zahlen stattfinden zu lassen: „Wir brauchen Anlässe, um die Besucherfrequenzen einigermaßen zu halten.“
Aus Sicht von Heistermann ist für die Händler in dieser Situation Planungssicherheit umso wichtiger. Dazu zählten auch die verkaufsoffenen Sonntage im Advent. Die Landesregierung hatte die Ladenöffnung an allen vier Sonntagen erlaubt, um die Verkaufsströme zu entzerren. Wie und ob Händler das in Essen nutzten wollen, sei noch offen. Heistermann appelliert jedoch an die Gewerkschaft Verdi, keine „Last- Minute“-Entscheidungen vor Gericht auszutragen.