Essen-Heisingen. . SPD kritisiert den schlechten Zustand des Fachwerkhäuschens in Heisingen und fürchtet den Verfall. Stadt: Gespräche mit Eigentümer laufen.
Zwei aktuelle Beispiele aus Heisingen zeigen, wie es Baudenkmälern ergehen kann: Während der neue Eigentümer in der Dorfmitte an der Bahnhofstraße ein kleines Fachwerkhaus renoviert, wurde ein weiteres Gebäude Thema in der Bezirksvertretung. Die Politiker haben die Stadt erneut auf den schlechten äußeren Eindruck des ebenso sehr kleinen Fachwerkhauses an der Heisinger Straße hingewiesen. „Wir möchten, dass es erhalten bleibt“, sagt Rolf Reithmayer (SPD). Im jetzigen Zustand sei es ein Schandfleck.
Erhaltenswert seien diese Bauten auch deshalb, sagt der gebürtige Heisinger Jürgen Brendt (75), da sie historische Bedeutung hätten. So gehörten beide Häuschen zu früheren Heisinger Höfen. „Diese kleineren Nebengebäude werden Leibzucht genannt und wurden als Altenteil genutzt“, erklärt er. Das Haus an der Bahnhofstraße gehörte zum Stemmerhof, der bereits 1250 erwähnt wurde, steht in den Unterlagen des Hobbyhistorikers. 1370 zählte dieser zu den Höfen, die Kirchensteuer zahlten, und er versorgte den Probst mit Fischen für die Tafel. 1890 brannte das Hauptgebäude ab. Damals kaufte die Ortsgemeinde das Grundstück, auf dem die evangelische Schule entstand. Eine Familie wieder erwarb die kleine Leibzucht.
„Eine Nutzung wäre natürlich ideal“
Die ehemalige Leibzucht an der Heisinger Straße wiederum gehört zum Buschkampkotten, der 1776 errichtet wurde. 1912 wurde die Zeche Carl Funke Eigentümer, 1977 erwarb die Stadt den Bauernhof, „weil geplant war, die Heisinger Straße zu verändern. Dann hätte der Kotten abgerissen werden müssen“, steht in den Dokumenten. Ein Wohnhaus wird noch heute bewohnt, während der Nebenbau leer steht; die Immobilien befinden sich in Privatbesitz.
Nun könnte aber dem kleinen Baudenkmal doch der Abriss drohen, fürchtet Rolf Reithmayer beim Blick auf den fortschreitenden Verfall. Immerhin habe in Heisingen bereits vor wenigen Jahren ein völlig marodes, denkmalgeschütztes Gebäude abgerissen werden müssen, sagt der Politiker und hofft, dass das Fachwerkgebäude an der Heisinger Straße gerettet werden kann.
„Eine Nutzung wäre natürlich ideal“, sagt er. Falls das nicht möglich sein
sollte, wollen die Bezirksvertreter zumindest wissen, was mit dem Gebäude passieren solle. Immerhin liege es an direkt der Zufahrtsstraße in den Stadtteil, so dass täglich viele diesen unschönen Anblick vor Augen hätten. „Wir brauchen zumindest einen Zustand, mit dem man leben kann.“
Zustand des Baudenkmals „höchst unbefriedigend“
Auch die Verwaltung nennt den Zustand des Baudenkmals „höchst unbefriedigend“. Bereits 2013 sei der Eigentümer angeschrieben worden mit dem Hinweis, er möge die Missstände kurzfristig beseitigen. 2015 ging es dann um einen Anbau, der genehmigt werden sollte. Dazu müsste entsprechend ein Bauverbot aufgehoben werden, heißt es in dem Schreiben der Verwaltung, als Antwort an die Bezirksvertreter. „Wir sind mit der Eigentümerin im Gespräch“, sagt Stadtsprecherin Jasmin Trilling.
Im Ortskern saniert derweil der neue Eigentümer die Leibzucht, die ehemals zum Stemmerhof gehörte, seit rund zwei Jahren. Das Grundstück ist entrümpelt, Böden, Fenster und Türen sind erneuert, zuletzt hat er das 65 qm kleine Haus frisch gestrichen, „weil ich gern werkele“, sagt er, auch wenn das teilweise wirklich viel Arbeit bedeute – und gleichzeitig den Erhalt dieses Baudenkmals.
>>OPTIONEN FÜR EIN BAUDENKMAL
Stadtsprecherin Jasmin Trilling nennt folgende theoretische Optionen für das Baudenkmal Heisinger Straße: „Die Stadt könnte es dem Eigentümer abkaufen.“
Eigentümer können in solchen Fällen einen Abbruchantrag stellen oder ein Übernahmeverlangen einreichen. Das bedeute allerdings nicht automatisch, dass die Stadt das Denkmal übernehmen müsse. Hier könnten weitere Prüfungen folgen.