Essen. SPD und CDU nehmen Abstand von einer ebenerdigen Trasse durchs Essener Eltingviertel und machen den Weg für den Weiterbau des RS1 frei.

Der Weiterbau des Radschnellweges RS1 durch das Eltingviertel am Rande der Essener Innenstadt drohte zu einer unendlichen Geschichte zu werden. Nun aber kann es weitergehen. SPD und CDU wollen in der Sitzung des städtischen Planungsausschusses am 21. November grünes Licht geben. Denn die von beiden Fraktionen favorisierte ebenerdige Streckenführung hat sich zerschlagen.

Auf Drängen von SPD und CDU ließ die Planungsverwaltung diese Variante in einer Machbarkeitsstudie prüfen. Das Ergebnis: Zwar wäre es möglich, den Radschnellweg auf dem Straßenniveau durch das Eltingviertel zu bauen. Aber: Um das Teilstück des RS1 an die geplante Trasse anzubinden, wäre ein erheblicher Höhenunterschied zu überwinden – im Westen beträgt dieser 5,70 Meter, im Osten sogar 7,55 Meter. Dafür wären Rampen notwendig.

Den Bahndamm durch Rampen zu ersetzen, macht keinen Sinn

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Deren Steigung gibt das Land in einem Leitfaden für Radschnellwege vor. Für den Anschluss an die geplante Brücke über die Gladbecker Straße müsste eine 118 Meter lange Rampe gebaut werden, für die Anbindung an die Brücke über die Schützenbahn wäre eine Rampe mit einer Länge von 188,75 Metern erforderlich.

hier gibt es mehr artikel, bilder und videos aus essenBeide Bauwerke hätten eine ähnlich trennende Wirkung wie heute der Bahndamm der ehemaligen Rheinischen Bahn, den SPD und CDU am liebsten abgetragen sähen. Da es keinen Sinn macht, den Bahndamm durch gewaltige Rampen zu ersetzen, nehmen die beiden Mehrheitsfraktionen von der ebenerdigen Streckenführung Abstand. Der Radschnellweg soll stattdessen – wie von der Planungsverwaltung vorgeschlagen – auf dem Höhenniveau des Bahndamms weitergebaut werden.

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„Das ist nicht das, was wir uns vorgestellt haben“, räumt Uwe Kutzner, planungspolitischer Sprecher der CDU-Ratsfraktion offen ein. „Aber was nicht ist, ist nicht.“ Das sieht SPD-Ratsherr Thomas Rotter nicht anders. „Wir wollen uns da auch nicht verbiegen“, sagt der Vorsitzende des Planungsausschusses. Ein Auf und Ab über besagte Rampen „kann man Fahrradfahrern nicht zumuten“, so Rotter. Essens Fahrradverbände dürften das genauso sehen.

Entlang der Trasse durchs Eltingviertel soll eine „lockere Wohnbebauung“ entstehen. Um dafür Platz zu gewinnen wird der breite Bahndamm teilweise abgetragen und mit Spundwänden verstärkt. Die düstere Brücke über die Altenessener Straße soll durch eine filigranere Querung ersetzt werden.

Die Trasse wird nicht, wie angedacht, über Häuser und durch Dächer führen

Der Gleisanschluss an Evonik

Der Bahndamm der ehemaligen Rheinischen Bahn wird noch heute von Güterzügen genutzt, die das Betriebsgelände von Evonik/Goldschmidt anfahren. Für den Weiterbau des Radschnellweges muss dieses Gleis verlegt werden, eine neue Zufahrt zum Evonik-Werk aus Richtung Osten wäre zu bauen.

Der Landesbetrieb Straßen.NRW muss dafür eine Genehmigung beim Eisenbahnbundesamt beantragen. Evonik/Goldschmidt hatte sich bereits offen für eine Verlagerung des Gleisanschlusses gezeigt.

Von der Idee, die Trasse über Dächer und durch Häuser zu führen, nehmen SPD und CDU aber ebenfalls Abstand. Die Planungsverwaltung hat dazu aus rechtlichen Gründen geraten. Andernfalls müsste die Stadt privatrechtliche Regelungen mit den Eigentümern treffen. Sollte der RS1 unterbrochen werden, zum Beispiel weil eines der Häuser abbrennt, wäre die Stadt verpflichtet, die Trasse wieder aufzubauen. Auch vor Eventualitäten möchte man sich absichern. Ein weiterer Vorteil: Der Radschnellweg kann unabhängig von den erwünschten neuen Häusern weitergebaut werden. Die Gebäude sollen nahe an die Trasse heranrücken.

„Ende gut, alles gut“, kommentiert Uwe Kutzner. Wann es mit dem Bau des Radschnellweges weitergeht, liege nun in den Händen von Straßen.NRW. Das gilt für die geplante Brücke über die Gladbecker Straße wie für die Verlagerung des Anschlussgleises an das Betriebsgelände von Evonik.