Essen-Steele. Loks, Waggons, Strecken, historische Stadtteilbilder: Das zeigt ein neues Buch zur Eisenbahngeschichte. Eine Fundgrube für Heimatinteressierte.
Als Harald Vogelsang 1975 nach Steele zog, da war der Stadtteil wegen der Großsanierung eine wahre Fundgrube für Baggerfans. Die Leidenschaft des 80-Jährigen jedoch gilt bereits viel länger Eisenbahnen. Und so war er nicht nur selbst Lokführer und baute das Museum im benachbarten Dahlhausen mit auf, sondern schrieb nun als Mitglied des Steeler Archivs ein Buch: „Die Eisenbahn in Steele in historischen Ansichten.“ Das bildet aber nicht nur Loks, Gleise und Waggons ab, sondern auch zahlreiche historische Stadtteilansichten.
Auf rund 170 Seiten mit insgesamt 260 Bildern und Texten dazu sind die Bahnhöfe Essen-Steele-Ost und Süd sowie die Haltepunkte in Horst oder Eiberg zu sehen. Gezeigt werden etwa Streckenverläufe (dazu gibt es eine herausnehmbare Karte), die vom Hauptbahnhof nach Steele-West, von Steele bis Überruhr sowie von Essen-Rellinghausen bis Steele-Süd führen. Neben den Streckenverläufen fällt dann etwa der Blick über die Brücke an der Krayer Straße auf das Kaufhaus Wertheim.
Staatsarchive in Essen, Münster und Düsseldorf durchstöbert
Es gibt Bilder von der Kinderlandverschickung 1939 ab Steele-Hauptbahnhof, eindrucksvolle Luftaufnahmen, alte Karten und Ansichten und eine Einleitung zur Historie. „Das Schwierigste war, zu entscheiden, welche Bilder wir nicht nehmen“, sagt Harald Vogelsang zur Arbeit der Fotoarchivarin Iris Klaver. Seit Mai hat er selbst an den Texten gearbeitet, hat das meiste aus seiner Sammlung genommen, vieles aus dem Steeler Archiv, durchstöberte zuvor die Staatsarchive in Essen, Münster und Düsseldorf.
Entstanden sei so eine Dokumentation zur Eisenbahngeschichte eines Stadtteils, der allein im Umkreis von Hunderten Metern vier Bahnhöfe gehabt habe, fügt Arnd Hepprich, Vorstand des Steeler Archivs an. Zwar seien einige Strecken längst stillgelegt, die Anbindung sei aber bis heute gut. Allerdings zeigt das Buch eben auch viel von dem, was nicht mehr existiert. Und an manches werden sich die Leser erinnern.
Heute wäre der Rundlokschuppen eine ideale Veranstaltungshalle
Die Eisenbahnbrücke könnte so ein markanter Punkt sein. Sie verband Horst mit Altendorf, wurde 1945 gesprengt, dann stabilisiert und „trotz Verbotes als Abkürzungsweg genutzt“. Ein weiteres Kapitel befasst sich mit dem Bahnbetriebswerk Steele-Hauptbahnhof, eine Luftaufnahme zeigt den Komplex im Jahr 1926 mit seinen Bauten: „Heute wäre der Rundlokschuppen eine ideale Veranstaltungshalle“, hat Harald Vogelsang geschrieben.
Auflage und Verkaufsstellen des Eisenbahn-Buches
Das Buch „Die Eisenbahn in Steele in historischen Ansichten“ von Harald Vogelsang ist im Steeler Buchhandel, im Steeler Antiquariat, Eickelkamp 11, im Whiskey-Fass, Grendplatz 6, erhältlich.
Auch im Steeler Archiv selbst wird es verkauft: Hünninghaus Weg 96, Öffnungszeiten: mo 16 bis 19 Uhr, do und sa 10 bis 13 Uhr oder über die Homepage: www.steeler-archiv-de
Das Buch kostet 19,90 Euro und ist in einer ersten Auflage von 300 Stück erschienen.
Übrig geblieben ist heute nur das Wasserturmgebäude, in dem jahrelang die Firma Büscher Pommes Frites herstellte. Eine Seite zuvor gibt es wiederum das bisher einzig bekannte Foto mit Betrieb um 1919, eine Szene vor dem Lokschuppen II mit Personal. Harald Vogelsang selbst hat bei Krupp gearbeitet, seine Freizeit gehört aber beinahe immer schon den Eisenbahnen („meine Frau kennt mich nicht anders“).
Fundgrube für Eisenbahnfans und auch für Heimatinteressierte
Neben dem Einsatz im Eisenbahnmuseum Dahlhausen („das zu einem Drittel auf Horster Gebiet liegt“), kaufte er also einen Waggon, mietete dafür ein Grundstück der Bahn, wurde Heizer und Lokomotivführer und bot Dampflokomotivfahrten an, schätzt bis heute dieses vielfältige Hobby. Mit einem Kollegen baut er nun in Freisenbruch das Modell des Bahnhofs Steele-Ost. Damit würden sie dann eigentlich in der Hütte des Steeler Archivs auf dem Steeler Weihnachtsmarkt stehen, aber das vereitelt derzeit Corona.
Wenn der Rohbau fertig ist, zieht er daher ins Vogelsang’sche Wohnzimmer um („mit Erlaubnis meiner Frau“), das sich seit 1995 in Horst befindet. Zum Modell zählten 77 Gebäude, von dem heute noch eines existiere: „Die ehemalige Marienschule“, sagt Harald Vogelsang. Während dieses Modell nun entsteht, ist sein Buch bereits erhältlich, und das ist mitnichten nur eine Fundgrube für Eisenbahnfans, sondern auch für Heimatinteressierte.