Essen-Bergerhausen. Die Pax-Christi-Kirche in Bergerhausen wurde an die rum-orthodoxe Gemeinde übergeben. Dort gibt es weiter auch katholische Gottesdienste.
Die rum-orthodoxe Gemeinde St. Josef von Damaskus, deren Mitglieder vorwiegend aus Syrien stammen, hat die Pax-Christi-Kirche in Essen-Bergerhausen übernommen. Der Beschluss stand schon länger fest, jetzt wurde die Übergabe im feierlichen Rahmen vollzogen.
Die katholische St.-Laurentius-Pfarrei hatte das wegen seiner Architektur und seiner besonderen Gedenkstätte für Gewaltopfer in der Unterkirche auch überregional bekannte Gotteshaus als Gemeindekirche aufgegeben. Nun wird die Oberkirche von der bislang in Rüttenscheid beheimateten orthodoxen Gemeinde genutzt. Zugleich behalten die katholischen Christen die Unterkirche als Gottesdienst- und Gedenkstätte.
Gemeinsame Nutzung des Gotteshauses ist ein Zeichen für die Ökumene
Mit einer feierlichen Vesper hat die rum-orthodoxe Gemeinde am Sonntag, 25. Oktober, ihren Umzug in die Bergerhauser Pax-Christi-Kirche gefeiert. Neben dem orthodoxen Pfarrer Elias Esber und Andreas Geßmann, der als Pfarrer von St. Laurentius auch die Pax-Christi-Gemeinde betreut, waren der orthodoxe Metropolit Isaak Barakat und Weihbischof Wilhelm Zimmermann zu dem Gottesdienst gekommen.
Pfarrer Geßmann zeigte sich am Sonntag dankbar darüber, dass die Kirche weiter genutzt „und nicht zu einem Museum wird“. Er freue sich auf „ein gutes geschwisterliches Miteinander“ mit der orthodoxen Gemeinde und viele weitere Zeichen für die Ökumene.
Vor allem durch viele Geflüchtete sei die Zahl der bislang von der Gemeinde in Köln aus seelsorglich betreuten rum-orthodoxen Christen im Ruhrgebiet seit 2015 deutlich angewachsen. Seitdem konnte die Gemeinde mehrfach im Monat die Kirche St. Ludgerus in Rüttenscheid nutzen – bevor sie nun ihre eigene Kirche beziehen konnte.
Oberbürgermeister erinnert an die Flüchtlingswelle 2015
Oberbürgermeister Thomas Kufen erinnerte in seinem Grußwort an mehrere Treffen mit Pfarrer Esber seit der Flüchtlingswelle des Jahres 2015. „Es ging dabei um die Belange der Menschen, die aus Syrien gekommen sind, es ging um ganz konkrete Hilfe, aber es ging immer auch um Orientierung, um einen Ort“, sagte Kufen. Da sei es „ein wunderbares Zeichen, dass die rum-orthodoxen Gläubigen jetzt einen eigenen Ort gefunden haben – und Sie diesen Ort teilen mit dem Stadtteil und mit der Gemeinde Pax Christi.“ Mit Blick auf die Migrationsgeschichten vieler Gemeindemitglieder betonte Kufen: „Wer ein Haus baut, will bleiben.“
Eine Einschätzung, die Pfarrer Esber teilt: Für viele Gemeindemitglieder sei Syrien ihr Vaterland, aber Deutschland zur Heimat geworden. Zugleich sei die rum-orthodoxe Gemeinde offen für alle, „unabhängig von ihrer Herkunft“. Metropolit Barakat hob hervor, wie lebendig die Ökumene durch die gemeinsame Nutzung der Pax-Christi-Kirche bezeugt werde: Erst hätten die Katholiken in Rüttenscheid die orthodoxen Brüder und Schwestern aufgenommen – und nun belebe die orthodoxe Gemeinde ein katholisches Gotteshaus.
Ikone als Willkommensgeschenk
Als Willkommensgeschenk überreichte Weihbischof Zimmermann Pfarrer Esber eine Ikone der beiden Essener Stadt- und Dom-Patrone Kosmas und Damian. In den ersten christlichen Jahrhunderten hätten die beiden Zwillinge im heutigen Syrien „als Ärzte den Menschen ohne Bezahlung geholfen und so Zeugnis von der Liebe Gottes gegeben“, so Zimmermann. Weil die eigentliche Ikone wegen der aufwendigen Handarbeit nicht rechtzeitig fertig geworden war, gab es für die Gemeinde im Rahmen der Übergabefeier zunächst nur eine kleine Abbildung. Das Original soll dann „bis spätestens Weihnachten“ seinen Weg in die Essener Kirche finden, versprach Zimmermann.
Rum-orthodoxe Kirche ist vor allem in Syrien beheimatet
Die rum-orthodoxe Kirche gilt laut Thomas Rünker vom Bistum Essen als eine der ältesten christlichen Kirchen und führt ihre Gründung auf die Apostel Petrus und Paulus zurück. Sie ist vor allem in Syrien beheimatet, wo sie vor dem Bürgerkrieg mit rund 1,6 Millionen Gläubigen die größte christliche Konfession war.
In Deutschland wurde die erste rum-orthodoxe Gemeinde schon Ende der 1970er Jahre gegründet, so Rünker.
Mit der Übergabe der Kirche und des benachbarten Gemeindeheims ist wichtiger Schritt in Richtung der Zusammenarbeit der katholischen und der orthodoxen Gemeinde vollzogen. Die Pfarrei St. Laurentius hatte einen Nutzungsüberlassungsvertrag mit der rum-orthodoxen Gemeinde abgeschlossen. Das hatten Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat einstimmig beschlossen. „Damit ist es uns gelungen, die Kirche als Gotteshaus mit einer einzigartigen theologischen, architektonischen und kunsthistorischen Konzeption genauso wie die außergewöhnliche Gedenkstätte zu erhalten“, hatte Andreas Geßmann, Pfarrer von St. Laurentius, den Schritt kommentiert.
Katholische Gemeinde konnte die Kirche nicht weiter finanzieren
Schon in ihrem 2018 verabschiedeten und von Bischof Franz-Josef Overbeck bestätigten Votum im Pfarreientwicklungsprozess hatten die Gremien von St. Laurentius festgelegt, dass die Pfarrei sowohl die Pax-Christi-Kirche als auch das Gemeindeheim nicht weiter finanzieren und auch personell nicht mit hauptamtlichen Seelsorgern versorgen kann.
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Die Pax-Christi-Kirche wurde zwischen 1950 und 1958 erbaut. Die Besonderheit sind die Gedenksteine, die an Opfer von Gewalt erinnern. Rund 1800 Namensteine sind in den Boden eingelassen, dazu noch besondere Daten und Ortsnamen, die für Krieg und Tod stehen: Hiroshima und Nagasaki, Vietnam und Kambodscha, 17. Juni 1953, Rechnitz und Verdun, Ghandi, Georg Elser und die Opfer des German Wings Absturz 2015 sind nur einige Beispiele.
Bücherschrank soll in der Unterkirche aufgestellt werden
Die Bücherei von Pax Christi ist durch die Übergabe der Kirche jetzt geschlossen. Überlegungen, die Bücherei zum Beispiel im Foyer des Kolpinghauses unterzubringen, hatten sich laut Pfarrer Geßmann zerschlagen. Als Alternative wolle man zeitnah einen Bücherschrank in der Unterkirche einrichten, aus dem sich die Besucher der Gottesdienste neue Bücher mitnehmen könnten. Die anderen Medien sollen auf Büchereien im Umfeld, wie in St. Laurentius in Steele und St. Barbara in Kray, verteilt werden.