Essen-Bergerhausen. Die Pax-Christi-Kirche in Essen-Bergerhausen wird künftig von der rum-orthodoxen Gemeinde genutzt, bleibt aber auch katholischer Gottesdienstort.
Die Pax-Christi-Kirche in Essen-Bergerhausen wird künftig von der rum-orthodoxen Gemeinde genutzt. Die Unterkirche bleibt als katholischer Gottesdienstort und Gedenkstätte für die Opfer von Gewalt erhalten. Das teilt die Pfarrei St. Laurentius mit, zu der die Kirche Pax Christi gehört.
Die Pax-Christi-Kirche, An St. Albertus Magnus 45, und das benachbarte Gemeindeheim werden laut Pfarrer Andreas Geßmann ab Oktober von der rum-orthodoxen Gemeinde Hl. Josef von Damaskus genutzt, die ihre Gottesdienste bislang in Rüttenscheid feiert. Zugleich kann die Pax-Christi-Gemeinde die Unterkirche auch zukünftig für Gottesdienste nutzen und die Gedenkstätte für die Opfer von Gewalt unverändert fortführen.
Die Gedenkstätte an Gewaltopfer in der Kirche Pax Christi bleibt erhalten
Dies sehe ein Nutzungsüberlassungsvertrag vor, den die Pfarrei St. Laurentius mit der rum-orthodoxen Gemeinde abschließe. „Damit ist es uns gelungen, die Kirche als Gotteshaus mit einer einzigartigen theologischen, architektonischen und kunsthistorischen Konzeption genauso wie die außergewöhnliche Gedenkstätte zu erhalten“, sagt Andreas Geßmann, Pfarrer von St. Laurentius.
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Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat hätten dies einstimmig beschlossen. „Auf diese Weise können wir in unserer Pfarrei zudem ein weiteres Zeichen für die Ökumene mit unseren orthodoxen Schwestern und Brüdern setzen“, so Geßmann. Bereits seit über 25 Jahren ist in der Kirche St. Josef in Steele-Horst die aramäisch-orthodoxe Gemeinde zu Gast.
Schon in ihrem 2018 verabschiedeten und von Bischof Franz-Josef Overbeck bestätigten Votum im Pfarreiprozess hatten die Gremien von St. Laurentius festgelegt, dass die Pfarrei sowohl die Pax-Christi-Kirche als auch das Gemeindeheim nicht weiter finanzieren und auch personell nicht mit hauptamtlichen Seelsorgern versorgen kann.
„Ich weiß, dass sich aus dieser Umnutzung Veränderungen ergeben, worüber viele Katholikinnen und Katholiken gerade im Umkreis der Dinnendahlstraße traurig und wehmütig sein werden. Dennoch bin ich froh, dass es uns durch die Vereinbarung mit der rum-orthodoxen Gemeinde und der Unterstützung des Bistums überhaupt gelungen ist, die Kirche zu erhalten und sie in guter Nachbarschaft mit den rum-orthodoxen Christen auch weiter nutzen zu können“, betont Geßmann.
Die rum-orthodoxe Kirche ist eine der ältesten christlichen Kirchen und führt ihre Gründung auf die Apostel Petrus und Paulus zurück. Sie gehört zur Familie der orthodoxen Kirchen und hat ihre Wurzeln im antiken Antiochia (heute Antakya in der Südosttürkei). Die Bezeichnung „rum“ steht für rhomaios und verweist auf die Oströmer bzw. Byzantiner, deren Position sich die Kirche in den theologischen Auseinandersetzungen der ersten Jahrhunderte angeschlossen hat.
Erste rum-orthodoxe Gemeinde in Deutschland wurde in den 1970er Jahren gegründet
In Syrien bildet die rum-orthodoxe Kirche mit rund 1,6 Millionen Gläubigen die größte christliche Konfession. In Deutschland wurde die erste rum-orthodoxe Gemeinde schon Ende der 1970er Jahre gegründet. Vor allem durch viele Geflüchtete sei die Zahl der bislang von der Gemeinde in Köln aus seelsorglich betreuten rum-orthodoxen Christen im Ruhrgebiet seit 2015 deutlich angewachsenen.
Seitdem konnte die Gemeinde mehrfach im Monat sonntagnachmittags die Kirche St. Ludgerus in Rüttenscheid nutzen, wo sich ein gutes Miteinander mit der katholischen Ortsgemeinde entwickelt habe. In der Kirche Pax Christi könne die inzwischen über 400 Mitglieder zählende Gemeinde nun regelmäßig am Sonntagvormittag Gottesdienst feiern.
Zudem können sich laut Pfarrer Geßmann während der Woche Jugend- und Frauengruppen treffen, der Chor kann proben und weitere Gemeinde-Aktivitäten können stattfinden. Etwa ein Drittel der Gemeindemitglieder sind in den vergangenen Jahren als Geflüchtete nach Essen und ins Ruhrgebiet gekommen. Die übrigen Männer und Frauen leben zum Teil schon mehrere Jahrzehnte an Rhein und Ruhr.
Als Priester ist Elias Esber in der Gemeinde tätig. Er leitet bereits seit 35 Jahren die rum-orthodoxe Gemeinde in Köln und untersteht Erzbischof Isaak Barakat, der für rund 45.000 rum-orthodoxe Gläubige in Deutschland, Österreich, Ungarn und in den Niederlanden zuständig ist.
Die Feier mit den neuen Nutzern der Kirche findet im Oktober statt
In einer feierlichen Vesper am Sonntag, 25. Oktober, um 17 Uhr, wird die Pfarrei St. Laurentius gemeinsam mit dem für Ökumene zuständigen Weihbischof Wilhelm Zimmermann die neuen Nutzer der Pax-Christi-Kirche willkommen heißen. Pfarrer Esber freut sich, dass auch Bischof Isaak Barakat an der Feier teilnehmen wird.
Rund 1800 Steine in der Kirche erinnern an Gewaltopfer
Die Pax-Christi-Kirche wurde zwischen 1950 und 1958 erbaut. Die Besonderheit sind die Gedenksteine, die an Opfer von Gewalt erinnern.
Rund 1800 Namensteine sind in den Boden eingelassen, dazu noch besondere Daten und Ortsnamen, die für Krieg und Tod stehen: Hiroshima und Nagasaki, Vietnam und Kambodscha, 17. Juni 1953, Rechnitz und Verdun, Ghandi, Georg Elser und die Opfer des German Wings Absturz 2015 sind nur einige Beispiele.
„Auch wenn bei dieser Feier angesichts der Corona-Pandemie nur sehr wenige Mitglieder unserer Pfarrei persönlich mit dabei sein können, hoffe ich doch, dass dies der Auftakt für ein nachbarschaftliches und geschwisterliches Miteinander zwischen der rum-orthodoxen Gemeinde und unserer Pfarrei St. Laurentius ist, das unser Glaubensleben gegenseitig bereichert“, sagt Geßmann.
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