Essen. Kleinkünstler und Schausteller wollen gemeinsam Lust auf einen Besuch der City machen. Fußgängerzone wird den Sommer über zur Bühne.

Der Sommer naht. Es wäre die Zeit der Straßenfeste und Open-Air-Veranstaltungen - auch in der Innenstadt. Doch wegen Corona ist alles anders. Geschäfte und Cafés sind zwar wieder geöffnet, doch das Leben ist allenfalls dosiert zurückgekehrt. "Je nach Wochentag liegt die Besucherfrequenz bei 60 bis 80 Prozent", berichtet Richard Röhrhoff, Geschäftsführer Essen Marketing Gesellschaft (EMG). Das ist schon viel im Vergleich zum Lockdown; da lag das Aufkommen bei gerade mal 30 Prozent, wobei man sich fragt, was die Leute eigentlich in die Innenstadt gezogen hat.

Die Besucherzahlen sind also langsam wieder gestiegen. Doch Einkäufe werden oft eher routiniert erledigt. "Man ist froh, wenn man es hinter sich hat", weiß auch Richard Röhrhoff. Mit Schutzmaske ist Shoppen eben kein Vergnügen. Und wer in der Essener Innenstadt schon immer Flair und Atmosphäre vermisst hat, der dürfte sich durch die Krise in seiner Meinung nur bestärkt fühlen.

Freischaffende Künstler und Schausteller hat die Krise besonders hart getroffen

Aus Sicht der städtischen Marketing-Gesellschaft ist das alarmierend. Für Einzelhandel und Gastronomie ist es existenzbedrohend. Weil in Krisen mehr als sonst Kreativität gefragt ist, hat sich die EMG gemeinsam mit dem Kulturamt etwas einfallen lassen. Straßenkünstler und Schausteller sollen dabei helfen, die Innenstadt zu beleben. "Sommer in der Stadt", lautet das Motto, das einiges erwarten lässt, ohne zuviel zu versprechen.

Es ist ein Versuch, räumen Richard Röhrhoff und Essens Kulturdezernent Muchtar Al Ghusain offen ein. Ein Versuch für mehr Leben in der Innenstadt zu sorgen und gleichzeitig jenen eine Chance zu eröffnen, die von der Krise besonders hart getroffen wurden: freischaffende Künstler und das Schaustellergewerbe.

"Wir haben gerade Kapazitäten frei", sagt Essens oberster Schausteller, Albert Ritter, mit beißender Ironie. Denn die großen Jahrmärkte und Volksfeste fallen in diesem Jahr aus.

Aktionen sind auch in Steele und Altenessen geplant

So wollen sie gemeinsam in den kommenden Wochen für mehr Flair und Atmosphäre sorgen, Schausteller und Kreative. Auf dem Willy-Brandt-Platz, wo ein Biergarten entstehen wird. Auf der Kettwiger Straße, wo es Attraktionen für Kinder geben wird. Vor der Marktkirche mit ihrer "natürlichen Bühne" und auf dem Kennedyplatz, der viel Raum bietet für Straßenkunst jeder Art. Auch in Steele und in Altenessen soll es Aktionen geben.

Es ist ein Versuch. Und es ist eine Gratwanderung, denn Veranstaltungen sind aufgrund der Corona-Pandemie nicht möglich. So macht die EMG den öffentlichen Raum zur Bühne. Abstand wahren und Hygiene-Regeln einhalten, das gilt auch dort. Doch dafür verantwortlich ist jeder selbst, der stehen bleibt, um einem Musikanten zu lauschen oder einem Jongleur zuzusehen.

Für die Einhaltung der Abstandsregeln ist jeder selbst verantwortlich

Ein Programm mit Tipps und Terminen wird es nicht geben. Schließlich will man keine Massen anlocken, betont Richard Röhrhoff. Das ließe sich mit den geltenden Corona-Einschränkungen auch gar nicht vereinbaren. Die Devise laute: so viel Freiheit wie möglich, so viel Vorsicht wie nötig.

Wer, wann, wo auftritt, steht noch nicht fest, die EMG will auf ihrer Internet-Seite www.visitessen.de kurzfristig darüber informieren. Geworben wird nur mit dem Motto: Sommer in der Stadt.

Für das Kulturamt, das gerade Kontakt mit potenziellen Akteuren knüpft, ist es auch ein Probelauf. "Wenn wir schon das für September geplante Straßenkunstfestival nicht stattfinden lassen können, bringen wir Straßenkunst wenigstens verteilt über den ganzen Sommer in die Fußgängerzone", sagt Muchtar Al Ghusain.

Schon in der kommenden Woche wollen die Schausteller die ersten Karussells und Verkaufsbuden öffnen. Straßenkünstler sollen nach und nach folgen und wieder mehr Lust auf die City machen.

SPONSOREN UND SONDERFONDS

Finanziert wird das Straßen-Projekt aus dem Kulturetat und aus Mitteln des Corona-Sonderfonds für Künstler, den die Stadt Essen aufgelegt hat. Im Topf sind 500.000 Euro. Der Allbau und die Sparkasse beteiligen sich laut Muchtar Al Ghusain als Sponsoren.

Die Essen Marketing Gesellschaft will bald auch wieder Stadtführungen anbieten. Buchungen sind ab sofort möglich unter der Rufnummer 88 72 333.