Essen. In den 60er Jahren legten sie im Pfarrsaal auf. 50 Jahre später haben Hans-Peter Huch und Peter Kettwig eine Oldie-Show im Radio und viele Fans.

Sie wecken Erinnerungen an die erste Schallplatte, den Lieblingssong oder die erste Liebe: Seit April präsentieren Hans-Peter Huch (71) und Peter Kettwig (72) einmal im Monat ihren Oldie Club 45 im Bürgerfunk bei Radio Essen. Die einstündige Sendung mit Musik und Informationen produzieren sie komplett selbst in einem Dachgeschosszimmer in Rüttenscheid und am heimischen Computer in Holsterhausen – und freuen sich über viele positive Hörerzuschriften. Nächster Termin ist der 6. November, 21 Uhr.

Kennengelernt haben sich der Hans-Peter Huch und Peter Kettwig 1966 in der Pfarrjugend von St. Mariä Empfängnis. Schon damals verband sie die Liebe zur Musik. Die Idee, für Jugendliche der Gemeinde regelmäßig aktuelle Scheiben aufzulegen, kam so gut an, dass die Discos bald nicht nur im Gemeindesaal, sondern auch im Jugendzentrum an der Papestraße, im Schloss Borbeck und anderswo stattfanden.

Die beiden Musikfreunde teilten sich von Anfang an die Aufgaben

Schon damals war Peter Kettwig, der eine Ausbildung zum Radio- und Fernsehtechniker absolvierte, im Hintergrund für die Technik zuständig, Hans-Peter Huch für die Auswahl der Musik und das Auflegen der Platten. „Wir waren damals um die 20, haben ganz klassisch mit zwei Plattenspielern gearbeitet und mussten die komplette Ausrüstung selbst mitbringen“, erinnert sich Hans-Peter Huch, der damals als „DJ Charles“ unterwegs war. Woher der Name kam, weiß er nicht mehr, „aber sicher nicht vom englischen Prinzen“. Der frühere Sparkassen-Mitarbeiter saß seit den 1980er Jahren für die CDU in der Bezirksvertretung und im Rat und wurde jetzt erneut in die Bezirksvertretung gewählt.

Die Sammlung von Hans-Peter Huch umfasst Schallplatten, CDs, alte Tonbänder und Musikzeitschriften.
Die Sammlung von Hans-Peter Huch umfasst Schallplatten, CDs, alte Tonbänder und Musikzeitschriften. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

„Das bisschen Geld, das wir für unsere Auftritte bekamen, haben wir meist wieder in Platten oder Lautsprecheranlagen investiert“, blickt Peter Kettwig zurück, der beruflich 27 Jahre bei der Stadt für die Beschallung zuständig war. Er habe damals eine Beatband gehabt und sich selbst beigebracht, auf der E-Gitarre zu spielen. Jetzt, als Rentner, spiele er in der Ruhrpott Skiffle Company, die schon vor 500 Zuhörern im Musikpavillon der Gruga aufgetreten sei.

Musikwünsche der Besucher erfüllt

Ende der 1960er Jahre habe man eine eigene Hitparade erstellt, Singles verlost, Musikwünsche gespielt – das ganze Programm. Losgegangen sei es wegen der oft noch jungen Besucher meist schon am Nachmittag. „Wir haben zwei, drei Stunden aufgelegt, vom Eisbrecher, der zu Anfang Schwung in die Bude brachte, bis zu langsamen Platten am Schluss, so dass man sich beim Blues gleich fürs nächste Mal verabreden konnten“, sagt Hans-Peter Huch und schmunzelt. 80 bis 100 Gäste seien keine Seltenheit gewesen. 1970, als Hans-Peter Huch zur Bundeswehr musste, sei dann erstmal Schluss gewesen.

Beiträge können später über die Homepage angehört werden

Auf der Homepage www.oldieclub45.de kann man die bereits ausgestrahlten Sendungen von Hans-Peter Huch und Peter Kettwig nachhören sowie die Termine und Themen der kommenden erfahren.

Die Oldie-Show läuft bei Radio Essen (Bürgerfunk), 102,2 & 105 MHz. Die Sendungen auf der Homepage werden über NRWision, die Mediathek für Bürgerfunk-Beiträge, vorgehalten.

Die Freunde hielten losen Kontakt, erinnerten sich bei einer Feier an alte Zeiten. Und stellten fest, dass „ihre“ Musik kaum noch zu hören ist. „Musik aus den 1950 bis 1970er Jahren wird im Radio eher selten gespielt, und wenn, laufen meist dieselben Titel. Informationen zu den Interpreten oder Songs gibt es eigentlich gar nicht“, ärgert sich Hans-Peter Huch, der noch immer gern die alten Platten hört. Er habe sich im Laufe der Jahre ein breites Wissen über Musiker und ihre Werke angelesen.

Die monatliche Sendung „Oldie Club 45“ produziert Peter Kettwig am heimischen Computer.
Die monatliche Sendung „Oldie Club 45“ produziert Peter Kettwig am heimischen Computer. © Kettwig

Die Idee, andere an ihrer Leidenschaft teilhaben zu lassen, sei ihnen Ende 2019 gekommen. Und tatsächlich habe Radio Essen Interesse gezeigt, ihnen Sendezeit für ihre Oldie-Show im Rahmen des Bürgerfunks zur Verfügung zu stellen. „Ich habe langjährige Band-Erfahrung und ein kleines Tonstudio mit PC zu Hause, so dass es kein Problem ist, eine solche Sendung vorzuproduzieren“, sagt Peter Kettwig, der als E-Gitarrist bis heute eine Vorliebe für Musik der Shadows hat und sich gern an die Rockpalast-Veranstaltungen in der Grugahalle erinnert. „Da haben wir die erste Band im Fernsehen angeschaut, dann kamen die Großeltern, um auf die Kinder aufzupassen und wir konnten los zur Grugahalle“, blickt er zurück.

Sendung läuft am ersten Freitag im Monat

Die Aufgaben seien wie vor gut 50 Jahren verteilt: Er sei für die Technik verantwortlich, Hans-Peter Huch für Musikauswahl, Texte und das Thema der jeweiligen Sendung. Aufgenommen werde das Ganze im Dachzimmer im Rüttenscheid, die Sendung entstehe an Peter Kettwigs Computer in Holsterhausen. Die Datei mit 13 bis 15 Titeln werde kurz vor dem monatlichen Sendetermin – in der Regel läuft der Oldie Club 45 am ersten Freitag im Monat von 21 bis 22 Uhr – bei Radio Essen hochgeladen.

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Aktuell ist die achte Sendung in Planung. Die werde sich mit dem dreitägigen Pop- und Blues-Festival 1969 in der Grugahalle beschäftigen und mit dem Love-and-Peace-Festival 1970 auf der Ostseeinsel Fehmarn, bei dem Jimi Hendrix den letzten Auftritt vor seinem Tod hatte.

Positive Reaktionen kommen per Brief oder E-Mail

Mitte Dezember sei eine Wunschbox mit Hörerwünschen geplant, im Januar soll es um Skifflemusik gehen. Die 45 im Namen ihrer Show stehe nicht nur für die Umdrehungen einer Single, sondern auch für die Postleitzahl von Essen, erklären die Musikfreunde. „Wir erhalten viele Reaktionen auf unsere Sendungen, die auch über Essen hinaus gehört werden. Manchmal kommen ganz rührende, persönliche Briefe oder ­E-Mails“, freut sich Hans-Peter Huch über die positive Resonanz. Das Repertoire der Sendung sei breitgefächert, zu hören seien auch weniger bekannte Titel. „Mein Lieblingssong ist ,Keep on running’ von der Spencer Davis Group“, sagt Huch, der sich aber durchaus auch für andere Musikrichtungen begeistert.

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