Essener Süden. Im Stadtbezirk II haben CDU und Grüne jetzt jeweils sechs Sitze, wollen beide den Bezirksbürgermeister stellen. Stimmung ist geteilt.

Gute Stimmung bei CDU und Grünen, lange Gesichter bei der SPD, bei der sich die Zahl der Sitze halbiert hat: So lässt sich die Situation in der Bezirksvertretung II nach der Kommunalwahl beschreiben. Bis zur konstituierenden Sitzung am 10. November geht es jetzt um Inhalte und Posten: Als Bezirksbürgermeister werfen Hans-Peter Huch von der CDU und Irmgard Krusenbaum von den Grünen ihren Hut in den Ring.

Dass es einen neuen Bezirksbürgermeister im Stadtbezirk II (Rüttenscheid, Rellinghausen, Stadtwald, Bergerhausen) geben würde, war schon vor der Wahl klar. Dass die SPD bei der Vergabe des Amtes dieses Mal wohl keine Rolle spielt, war so nicht vorherzusehen. Der langjährige SPD-Bezirksbürgermeister Gerhard Barnscheidt hatte nicht mehr kandidiert, ebenso der Fraktionsvorsitzende Peter Lankes.

Die Bezirksvertretung II hat sich stark verjüngt

Nicht nur die Sozialdemokraten setzen auf Verjüngung: Auch bei der CDU sind mit dem Ehepaar Waltraud und Hans Schippmann aus Stadtwald und dem Bergerhauser Oliver Ottmann, dessen Listenplatz erwartungsgemäß nicht zog, erfahrene Politiker ausgeschieden. Man wird sich also an neue Gesichter und Ansprechpartner gewöhnen müssen: 12 der 19 Vertreter im Stadtteilparlament sind neu.

So sieht die Sitzverteilung in der Bezirksvertretung II für den Essener Süden nach der Kommunalwahl aus.
So sieht die Sitzverteilung in der Bezirksvertretung II für den Essener Süden nach der Kommunalwahl aus. © funkegrafik nrw | Marc Büttner

Auch bei den Grünen, die die Zahl ihrer Sitze von drei auf sechs verdoppelt haben, ist nur noch Irmgard Krusenbaum, die erste grüne Bezirksbürgermeisterin werden könnte, aus der vorherigen Besetzung dabei. Die Grünen stellen mit sechs Leuten die gleiche Vertreterzahl wie die CDU, die einen Sitz im Stadtteilparlament einbüßte. Mit 60,14 Prozent war die Wahlbeteiligung im Bezirk hoch.

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Grüne haben jetzt Vertreter aus allen Stadtteilen im Bezirk

„Wir freuen uns natürlich über das tolle Ergebnis, werden jetzt aber erstmal inhaltliche Dinge in den Vordergrund stellen, bevor wir über Posten sprechen“, sagt Irmgard Krusenbaum. Zeitlich sei das Amt der Bezirksbürgermeisterin für sie kein Problem, zumal sie ja nicht mehr im Rat sitze, in den jetzt die bisherige grüne Bezirksvertreterin Elke Zeeb eingezogen sei. „Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit jungen Leuten, die frische Ideen einbringen, anders Politik machen werden und natürlich viel stärker in den sozialen Medien unterwegs sind“, sagt Irmgard Krusenbaum. Es sei gut, dass in der Bezirksvertretung verschiedene Berufe und Lebensbereiche abgedeckt würden. „Wir Grünen haben jetzt Vertreter aus allen Stadtteilen, die die Probleme vor Ort ja im täglichen Leben mitbekommen.“

Jetzt stehen Gespräche mit allen Parteien an

Für Irmgard Krusenbaum ist es bereits die vierte Amtszeit in der Bezirksvertretung. Sie kann sich erst einmal Gespräche mit allen anderen Parteien vorstellen. „Ich will da nicht spekulieren, bevor wir nicht mit allen gesprochen haben. Theoretisch ist in Sachen Zusammenarbeit alles möglich, von der Minderheitstolerierung bis zur großen Koalition.“ Man müsse in den nächsten fünf Jahren viele Probleme angehen, beispielsweise den Klimawandel. Deshalb werde man sorgfältig prüfen, mit wem man entsprechende Projekte am besten angehen und umsetzen könne. „Mir ist wichtig, dass wir als Bezirksvertretung mehr Gehör im Rat finden. In der Vergangenheit war das oft nicht der Fall“, erklärt sie.

Hans-Peter Huch (l., mit Heinz Bittscheidt und Armin Wuttke) ist  Vorsitzender des Fördervereins Wildgatter Heissiwald.
Hans-Peter Huch (l., mit Heinz Bittscheidt und Armin Wuttke) ist Vorsitzender des Fördervereins Wildgatter Heissiwald. © FUNKE Foto Services | Carsten Klein

Dieses Anliegen teilt Hans-Peter Huch, Krusenbaums Konkurrent um das Amt des Bezirksbürgermeisters. Der CDU-Politiker aus Rüttenscheid kann auf 21 Jahre Ratserfahrung zurückblicken, hatte aber jetzt nur noch für die Bezirksvertretung kandidiert. Der 71-Jährige wäre nach eigenen Angaben bereit, das Amt des Bezirksbürgermeisters zu übernehmen und auf den CDU-Fraktionsvorsitz, den er zuletzt in der BV II innehatte, zu verzichten.

Namen und Zahlen aus der Bezirksvertretung II

Die Bezirksvertretung II setzt sich wie folgt zusammen: CDU: Hans-Peter Huch, Markus Panofen, Christoph Jung, Benjamin Thomas, Mike Sparrer, Patrick Arndt. SPD: Barbara Hofmann, Andreas Gosdzick, Katharina Freund. Grüne: Irmgard Krusenbaum, Malte Lantin, Erika Friese, Sascha Berger, Inga Sponheuer, Bernhard Pütz. Die Linke: Michel Bella. FDP: Falk Grünebaum. EBB-FW: Dagmar Rode. AfD: Tim Heyder.

Die CDU kam auf 8959 Stimmen (33,05 %), die SPD auf 4363 Stimmen (16,10 %), die Grünen auf 8219 Stimmen (30,32 Prozent), Die Linke auf 1186 Stimmen (4,38 %), die FDP auf 1025 Stimmen (3,78 %), EBB-FW auf 775 Stimmen (2,86 %), die AfD auf 1178 Stimmen (4,35 %).

Gemeinsam mit Benjamin Thomas bildet Huch die Rüttenscheider Gruppe im Stadtteilparlament. Bei Themen wie Umwelt und Verbraucherschutz sieht Huch durchaus Schnittmengen mit den Grünen. Schon in der letzten Legislaturperiode habe man in vielen Dingen gemeinsam gestimmt. „Aber es wird jetzt erstmal Gespräche geben, ich denke, noch in dieser Woche“, so Huch, der Themen wie Verkehr, Mobilität, Grünerhalt, Schulen und Kitas wichtig findet. Von der SPD lag bis Redaktionsschluss keine Stellungnahme vor.

CDU-Politiker betont die gute Zusammenarbeit im Gremium

„In der BV II hat es zuletzt statt verhärteter Fronten insgesamt eine gute Zusammenarbeit zum Wohl der Bürger gegeben“, erklärt Hans-Peter Huch. „Ich sehe uns da als Dienstleister.“ Man darf gespannt sein, ob die Harmonie anhält und welche Bündnisse sich im Bezirk II ergeben.Den Newsletter aus Essen bekommen Sie hier