Essen. Wegen des Warnstreiks bei der EBE wurden am Dienstag 33.000 Mülltonnen nicht geleert. Schon tags zuvor kam die Müllabfuhr nicht überall.

Verdi ist zufrieden, bei Bürgern wächst die Wut: Die Gewerkschaft hat die Beschäftigten im öffentlichen Dienst am Dienstag abermals zu einem Warnstreik aufgerufen. Busse und Bahnen standen still, stadtweit wurden rund 33.000 Mülltonnen nicht geleert.

Nach Angaben der EBE waren beim Hausmüll 40 der 50 Essener Stadtteile betroffen. Braune Tonnen mit Biomüll blieben in Rellinghausen, Fischlaken, Werden, Heidhausen und Kupferdreh stehen, blaue Tonnen mit Altpapier in Frohnhausen, Holsterhausen, Fulerum und Haarzopf. Besonders verärgert sind Bürger aber darüber, dass sie auch bereits am Montag vergebens auf die Müllabfuhr warten mussten - obwohl an diesem Tag gar nicht gestreikt wurde.

Haushalte bleiben die zweite Woche infolge auf ihrem Müll sitzen

Schon eine Woche zuvor, am Montag, 12. Oktober, hatte sich die Müllabfuhr laut Verdi nahezu geschlossen an einem Warnstreik beteiligt. Da Leerungen, die streikbedingt ausfallen, nicht nachgeholt werden, wären die betroffenen Haushalte also am Montag dieser Woche regulär an der Reihe gewesen. Dennoch blieb mancher abermals auf seinem Müll sitzen, wie Bürger im sozialen Netzwerk Facebook beklagen.

Bei den Entsorgungsbetrieben heißt es dazu, es könne nicht ausgeschlossen werden, dass Müll liegen geblieben sei, weil die Müllwagen bereits vollgewesen seien. Wie oft dies der Fall und an welchen Straßen, blieb offen. Wegen des Warnstreiks ließ sich dies nach Angaben einer Sprecherin am Dienstag im zentralen Betriebshof an der Pferdebahnstraße nicht recherchieren. Die EBE hatte zuvor allerdings angekündigt, bei der nächsten regulären Leerung zusätzliche Fahrzeuge einzusetzen, da mit deutlich mehr Müll zu rechnen sei. Doch das reichte augenscheinlich nicht aus.

Bürger sind verärgert, weil sie kostenpflichtige Säcke nutzen sollen

Verärgert zeigen sich Bürger auch darüber, dass sie ihren Müll, der nicht mehr in die Tonne passt, in kostenpflichtigen Stadt-Essen-Säcken sammeln müssen, damit diese mitgenommen werden. Die EBE weist daraufhin, dass Abfall, sofern es sich um vertretbare Mengen handelt, auch in herkömmlichen Müllsäcken abtransportiert werde. Doch das war am Montag, wie Leser berichten, wenn überhaupt, nicht immer der Fall.

Müll, der am Montag liegen geblieben ist, soll nun in den kommenden Tagen nachträglich eingesammelt werden. Dafür werde ein Fahrzeug eingesetzt. Es sei aber nicht auszuschließen, dass Bürger auch bis zur nächsten regulären Leerung warten müssten.

Vor eine besondere Geduldsprobe stellt dies Bürger, deren blaue Tonnen für Altpapier bereits randvoll sind. Die Behälter werden nur alle vier Wochen geleert, 2436 wären am Dienstag an der Reihe gewesen. Die Entsorgungsbetriebe weisen daraufhin, dass überschüssiges Papier in Sammelcontainern entsorgt werden könne.

280 der stadtweit 1300 Depot-Container wurden streikbedingt nicht geleert

Nicht zu übersehen ist jedoch, dass Behälter an zahlreichen Standorten überquellen. Bereits im März und April hatte die EBE registriert, dass mehr Kartonage entsorgt wird als sonst üblich. Ein sicheres Zeichen dafür, dass Amazon und andere Lieferdienste in Zeiten der Corona-Pandemie boomen. Wegen des Warnstreiks wurden am Dienstag 280 der stadtweit 1300 Depot-Container ebenfalls nicht geleert, was fürs Erscheinungsbild der Stadt nicht förderlich war.

Verdi will sich den Schwarzen Peter dafür aber nicht zuschieben lassen. Wer sich beschweren wolle, solle lieber dem Oberbürgermeister eine E-Mail schreiben mit der Aufforderung, ein verhandlungsfähiges Angebot vorzulegen, sagt Gewerkschaftssekretär Björn Jadzinski. Der jüngste Angebot der Arbeitgeberseite sei aus Sicht der Beschäftigten eine „große Frechheit“.

Der Verband der kommunalen Arbeitgeber hat 3,5 Prozent mehr Lohn und Gehalt angeboten mit einer Laufzeit von drei Jahren sowie ein Prozent für 2021, so Jadzinski. Verdi verlangt 4,8 Prozent mehr. Ab Donnerstag sitzen die Tarifpartner wieder zusammen.

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