Essen. Essener Rap-Duo „257ers“ hat eine Heimat-Hymne geschrieben: In „Zuhause“ präsentieren sich Shneezin und Mike mal ganz emotional statt ironisch.
Dass die Essener Rapper Daniel „Shneezin“ Schneider und Mike Rohleder in den vergangenen Jahren zu echten Größen im Musikgeschäft herangewachsen sind, das signalisiert schon ihr neues Video. Da stapfen die „257ers“ in Riesenschritten wie Goliath durch eine Stadt mit kleinen Spielzeughäusern und Miniaturzechentürmen. Die Spielzeugmetropole heißt Essen. Und weil die Stadt nun mal die Heimat von Shneezin und Mike ist, haben die „257ers“ Essen nun auch ein Lied gewidmet. „Zuhause“ heißt der Song, der jetzt eine ungewöhnliche Premiere erlebte: im Riesenrad auf dem Burgplatz.
„Das ist der emotionalste Song, den wir je geschrieben haben“
Corona sorgt für diesen Mini-Auftritt vor rund drei Dutzend Fans. Und trotzdem sind am Ende alle glücklich. „Das war schon superemotional“, freut sich der 34-jährige Mike nach dem Viertelstunden-Aufritt in luftigen Höhen. Gerade mal drei Songs haben sie da spielen können, „Warum?“, den „257ers“-Hit „Holz“ natürlich und schließlich „Zuhause“. Eine Heimat-Hymne, für die es durchaus schon „albernere Ideen“ gab, erzählen die Kupferdreher Fun-Rapper, für die bislang doch Holland „die geilste Stadt der Welt“ war. Echte Heimat aber ist für das Hip-Hop-Duo dann doch kein Ulk-Thema. „Das ist sicherlich der ernsthafteste und emotionalste Song, den wir je geschrieben haben“, gesteht Shneezin.
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Mit ihren Gefühlen halten die „257ers“ - sonst bekannt für ihre spezielle Ironie und anarchischen Humor – jedenfalls nicht hinterm Berg. „Du bist nicht die Größte, aber wunderschön. Habe viel gesehen, aber will nicht mehr gehen“, schwärmen die Rapper in ihrem Essen-Lied, um das nicht nur Richard Röhrhoff, Geschäftsführer der Essen Marketing Gesellschaft, bei den „257ers“ lange geworben hat. Auch Oberbürgermeister Thomas Kufen gilt als Fan der Kupferdreher Rapper. Der OB habe am Morgen auch als erster zur Song-Premiere gratuliert, erzählt Mike.
Dass „Zuhause“ das Zeug hat, als Heimathymne zu funktionieren, davon sind nicht nur eingeschworene Fans wie Julius, Justin und Lucas überzeugt, die sonst bei jeder „257ers“-Tour dabei sind. Für das ungewöhnliche Konzerterlebnis auf dem Riesenrad, dessen Gondelplätze im Netz verlost worden waren, hat der ein oder andere sogar seine Höhenangst überwunden. „Die 257ers können alles. Party und auch mal emotional sein“, lobt Julius. Und mehr Party soll es auch wieder geben, wenn am 20. November das neue Album der „257ers“ rauskommt. „Einen Song haben wir für unsere Frauen geschrieben“, erzählt Shneezin. Inzwischen sind die Rapper auch Familienväter. Ihre Söhne, fast zeitgleich geboren, haben im „Zuhause“-Video sogar einen Kurzauftritt: Da sieht man vier Essener Jungs mit Blick von den Ruhrhöhen auf den Baldeneysee.
„Zuhause“: Die Essen-Hymne führt vom Essener Süden bis nach Zollverein
Der Essener Süden, das sei nun mal ihre Heimat, erklärt das Duo. Doch für das Video, das dann ein bisschen auch Stadtmarketing-Film ist, erobern sie auch den Norden, singen von Zechentürmen, die „wie Bäume aus dem Teer wachsen“, während sie als Video-Riesen vor der Skyline der Zeche Zollverein aufmarschieren. „Da habe ich auch geheiratet“, verrät Mike. Und schließlich sollen sich alle Essener wiederfinden in dem Song, der offenbar nicht nur Publikum zwischen Katernberg und Kettwig anspricht.
Patrick, Kevin, Igor und Pascal sind sogar aus dem Saarland angereist. Vier Stunden Autofahrt für eine Song-Premiere, die das Publikum kurz, aber intensiv aus dem Corona-Alltag herausreißt. „Endlich mal wieder rauskommen und was erleben“, freut sich Kerstin Conrads aus Oberhausen. Dann gibt es noch ein Erinnerungsfoto mit den „257ers“. Mit Maske und Abstand natürlich. „Haltet durch und haltet euch an die Regeln“, rufen Shneezin und Mike ihren Fans hinterher. Denn die Party soll irgendwann doch wieder weitergehen.
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