Essen-Bedingrade. Trauung absagen oder verschieben? Paare leiden unter der Corona-Krise. Eine Essener Hochzeitsplanerin gibt Tipps für die Heirat in der Pandemie.

„Corona-Ausbruch nach Hochzeit“, „Hochzeit wird zum Superspreader-Event“ – Privatfeiern mit mehreren Hundert Gästen bestimmten zuletzt die Nachrichten und warfen ein schlechtes Licht auf die gesamte Hochzeitsbranche. Dabei leidet diese sowieso schon unter der Pandemie. Viele Paare sagten ihre Party ab, andere heirateten nur auf Sparflamme.

Wie haben sich die Hochzeitsfeiern in der Corona-Krise verändert und was müssen Verlobte für das kommende Jahr wissen? Wir sprachen mit Hochzeitsplanerin Silvia Heßmer (36) von „Ruhrliebe“ aus Essen-Bedingrade, die sich seit 2015 um den schönsten Tag im Leben vieler Verliebter kümmert.

Die Schlagzeilen der vergangenen Wochen müssen Sie geärgert haben.

Ja, das war schlimm, weil ein negatives Bild entsteht. Die gesamte Hochzeitsbranche musste darunter leiden. Irgendwelche Leute meinten, sich über die Corona-Regeln hinwegsetzen zu können: Weil sie mit viel mehr Leuten gefeiert haben als erlaubt, und ohne Beachtung der Hygieneregeln. Hätten sie aber auf die Bestimmungen geachtet, wäre es nicht zu diesen Corona-Ausbrüchen gekommen.

An welche Corona-Regeln müssen Sie sich als Weddingplanner denn halten?

Ich muss die Hochzeit beim Ordnungsamt anmelden, die Hygienevorschriften einhalten. Ich sorge dafür, dass sich alle Gäste in eine Teilnehmerliste eintragen, die ich wiederum an das Ordnungsamt schicke, damit im Notfall alles korrekt nachvollzogen werden kann.

Lesen Sie hier: Das Ruhrgebiet als Risikogebiet – welche Regel gilt?

Aus einer Hochzeit wird ein Verwaltungsakt.

Ja, das stimmt schon. Man muss die Corona-Lage im Blick haben, ständig auf dem Laufenden sein und mehrere Notfallpläne für die Feier parat haben.

Silvia Heßmer aus Essen-Bedingrade ist Hochzeitsplanerin.
Silvia Heßmer aus Essen-Bedingrade ist Hochzeitsplanerin. © h.o.

Die Hochzeit soll der schönste Tag im Leben sein – doch dann kam Corona. Flossen bei den Brautpaaren die Tränen?

Auf jeden Fall. Als es im März losging, es kam auch direkt der Lockdown, waren viele Paare verunsichert und in Schockstarre. Ab dem Zeitpunkt kamen auch keine neuen Hochzeitsanfragen bei mir rein. Im Mai hätte ich eigentlich die erste Hochzeit gehabt, die mussten wir dann aber auf den 3. Oktober verschieben. Eine griechische Hochzeit, eigentlich mit über 200 Gästen. Nun durften aber nur 150 Gäste kommen. Das Paar musste einige Gäste ausladen, eine sehr unangenehme Situation. Andere mussten ihre Feier direkt um ein Jahr verschieben. Das war für viele ein großes Gefühlschaos.

Haben sich die Feiern wegen Corona verändert?

Ja, die Brautpaare achten nun mehr darauf, wen sie einladen, damit die Feiern kleiner bleiben. Ein anderer Trend ist, dass mehr im Freien gefeiert wird. Im kommenden Jahr habe ich zwei Hochzeiten, die komplett draußen stattfinden, sowohl das Essen als auch die Feier.

Silvia Heßmer plant 15 bis 20 Hochzeiten im Jahr.
Silvia Heßmer plant 15 bis 20 Hochzeiten im Jahr. © h.o.

Und weitere Corona-Trends?

Viele Brautpaare tragen jetzt auch schöne Masken, wo „Mrs“ und „Mr“ aufgestickt ist. Oder es werden dekorierte Desinfektionsspender aufgestellt. Ein Brautpaar hat als Gastgeschenk Handdesinfektionsmittel verteilt. Ich habe auch schon gesehen, dass auf einer Hochzeit Armbänder verteilt wurden, für die Gäste, die möchten, dass man Abstand hält. Corona führt zu kreativen Ideen.

Auch interessant: Einschränkungen für Partys – die aktuellen NRW-Corona-Regeln

Wie war das Corona-Jahr 2020 für Sie beruflich?

Das Jahr war eine Katastrophe. Ich habe die Corona-Soforthilfe und Überbrückungshilfe bekommen. Die Einnahmen sind sehr stark eingebrochen. Das war schon extrem. Normalerweise plane ich 15 bis 20 Hochzeiten im Jahr. Jetzt musste ich wegen Corona aber viele Feiern verschieben, so dass nur vier Hochzeiten stattfinden. Ein starker Einbruch.

Wie blicken Sie in die Zukunft?

Langsam gehen die Planungen weiter und es trudeln bereits für 2022 Anfragen ein. Ich gehe davon aus, dass wir im Frühjahr eine ähnliche Corona-Situation wie jetzt haben werden und sich das auch durch das kommende Jahr ziehen wird. Es kann ja immer wieder einen Corona-Ausbruch geben.

Was raten Sie Brautpaaren angesichts der Corona-Lage?

Es ist gut, dass es uns Hochzeitsplaner gibt, weil wir Notfallpläne entwickeln und immer wieder den aktuellen Corona-Stand checken können. Brautpaare sollten nicht in Panik verfallen und sich überlegen, in diesem Jahr vielleicht nur noch standesamtlich zu heiraten und die größere Feier verschieben. Allerdings haben so viele Paare ihre Hochzeit auf 2021 verschoben, was bedeutet, dass man kaum noch eine Location findet. Alle Samstage im Sommer sind schon ausgebucht. Deswegen ist es besser, wenn man für 2022 die Feier plant.

Wie viele Termine haben Sie für 2021?

Nächstes Jahr stehen 15 Hochzeiten an. Für das Jahr nehme ich auch keine weiteren Feiern an. Der August und der September sind bei mir total ausgebucht. Viele Brautpaare hoffen, dass sich die Corona-Lage dann entspannt hat.

Mehr aus Essen: Unseren Newsletter können Sie hier kostenlos bestellen.