Essen. Die Corona-Pandemie verschärft sich. Urlauber in Essen stellt das vor viele Fragen. So berichten es Reisebüros und die Verbraucherzentrale.

Die steigenden Corona-Zahlen kurz vor den Herbstferien verunsichern viele Essener, die jetzt verreisen wollen. Da das Auswärtige Amt fast täglich Reisewarnungen ausspricht, ist die Rechtslage im Fall von Stornierungen oft nicht klar.

Der Geschäftsführer vom Essener Reisebüro Kozica Reisen, Thomas Wenglikowsi, sagt: „Die Leute rufen uns an und wollen wissen, ob sie vom Urlaubsort wegkommen, wenn am Abreisetag die Coronavirus-Fälle vor Ort stark ansteigen.“ Die Verunsicherung sei gerade sehr hoch. „Die Lage ist sehr dynamisch, jeden Tag kann sich was ändern.“

Unsicherheit wegen Corona bei Menschen in Essen, die in Urlaub reisen möchten

Mit Stornierungen von bereits gebuchten Urlauben sei er momentan aber nicht beschäftigt. „In den vergangenen Wochen haben Leute kaum bei uns gebucht, was sie jetzt stornieren könnten“, sagt er. Zur Zeit könne man ja kaum Länder bereisen. „Die meisten fliegen jetzt nach Griechenland, auf die Kanaren, in die Algarve in Portugal und in einige Regionen in der Türkei.“ Das klappe momentan noch ohne Probleme.

Teilweise würden die Leute auch trotz Reisewarnung ihren Urlaub antreten. „Vor kurzem sind welche spontan nach Spanien geflogen, obwohl das Land als Risikogebiet gilt.“ Sie müssen sich dann in Deutschland in Quarantäne begeben oder einen Corona-Test vorweisen. „Die meisten, die jetzt in den Urlaub wegfahren, sind Kurzentschlossene“, sagt Wenglikowsi. Für die Tourismus-Branche in Essen sei das ein sehr hartes Jahr gewesen, auch wenn die Lage aktuell nicht so schlimm sei wie im April.

Kunden rufen täglich an, um aktuelle Lage zu erfragen

Kristina Siebert arbeitet als Touristikerin im Reisebüro Lufthansa City Center in Rüttenscheid. „Im Vergleich zu vor einem Jahr haben wir viel weniger Buchungen“, sagt sie. Geschäftsreisen schrumpften um 50, Privatreisen sogar um 80 Prozent. Auch sie spürt bei den Kunden eine große Unsicherheit. „Viele rufen an und wollen wissen, ob sie noch Stornieren können und wie viel Geld sie dann erstattet bekommen“.

Dieses Jahr habe ihr Reisebüro sogenannte Corona-Pakete angeboten. Vereinfacht gesagt, können sich Kunden so absichern, zumindest noch einen Teil ihres Geldes zu bekommen, wenn sie kurz vor Reiseantritt stornieren. „Die Leute rufen uns jeden Tag aufs Neue an und wollen die aktuelle Lage wissen“, sagt Siebert.„Das Problem ist ja, was ich heute sage, kann schon morgen wieder nicht mehr stimmen.“

Aus ihrer Sicht versuchen die Urlauber aus Essen aber das Beste aus der Situation zu machen. „Sie verstehen den Sicherheitsaspekt.“ Nur wenn es zu lange dauere, bis die Kunden von den Fluggesellschaften oder Reiseveranstaltern Zahlungen zurückerhalten, reagierten einige genervt. „Das sorgt schon für Frust bei den Kunden.“

Komplizierte Einreisebestimmungen

Unsicher seien auch Menschen, die schon vor einigen Monaten ihre Reise gebucht hätten und wegen der aktuell steigenden Infektionszahlen im Urlaubsland nicht wüssten, ob sie ohne Einschränkungen wieder nach Hause kommen könnten. „Einige erzählen uns auch, dass sie Angst haben vor einer Ansteckung im Urlaub, gerade die Risikogruppe“, sagt Siebert.

Ihr selbst tue es leid, wenn Kunden eine Reise absagen müssten. „Vor allem wenn es Stammkunden sind und ich weiß, wie wichtig ihnen die Reise ist.“ Zu vielen Nachfragen führen auch neue Einreisebestimmungen führen. Wer zum Beispiel nach Griechenland reist, muss sich bis 72 Stunden vor Reiseantritt im Internet registrieren. Man erhält daraufhin einen Code, den man beim Check-In vorzeigen muss. „Das ist für einige natürlich kompliziert“, sagt Siebert.

Auch der Chef eines Reisebüros, der seit 23 Jahren in der Reisebranche arbeitet, seinen Namen aber nicht nennen will, spürt die Unsicherheit der Kunden. „Zur Zeit rufen kaum Leute an, aber wenn, dann wollen sie wissen, ob sie in Quarantäne müssen, wenn sie wieder aus dem Urlaub nach Deutschland kommen.“ Er habe aber den Eindruck, dass ein Großteil der Menschen diesen Herbst zu Hause bleibe. Denn auch auch die Nachbarländer seien ja größtenteils dicht.

Rechtslage unklar

Manuela Duda, Leiterin der Verbraucherzentrale in Essen, kann den Eindruck aus den Reisebüros nicht bestätigen, dass diesen Herbst weniger Menschen verreisen. Aber auch sie merkt, dass die Menschen verunsichert sind. „Uns fragen sie vor allem, wer die Lasten bei einer Stornierung trägt“, sagt Duda.

Zudem würden viele rätseln, ob sie ihre Reise noch absagen sollten. „Gerade wenn ihr Urlaubsziel jetzt zum Risikogebiet erklärt wurde, ihre Reise aber erst in einem Monat ansteht, geraten sie ins Grübeln.“ Leider sei die Rechtslage bei Reiserücktritten wegen Corona noch diffus. Vieles muss durch neue Rechtsprechung noch geklärt werden. „Eine große Frage ist natürlich auch immer, ob eine Einreise in ein bestimmtes Land problematisch ist“, sagt sie.