Essen. RWE, Tusem Essen, die Moskitos… Namhafte Sportvereine kooperieren als Team Talente Essen in der Jugendarbeit. Die Kooperation trägt erste Früchte.
„Team Talente Essen“ steht auf dem schwarzen Kleinbus. Damit jeder lesen kann: Da kommt was ins Rollen. TTE – heißt der Verein, den sechs Essener Sportvereine gegründet haben. Jeder für sich ist eine „große Nummer“ in der Stadt, die sich selbst gerne so gerne Sportstadt nennt. Doch im nationalen Vergleich reicht es für keinen der sechs für einen Spitzenplatz. Ihr gemeinsam Ziel: „Essen muss wieder Sportstadt werden“, sagt Dirk Rehage. Wie? Indem die Clubs ihre Jugend fördern, und das gemeinsam. Mittlerweile trägt das Projekt Früchte.
Dirk Rehage ist Vorsitzender der Teams Talente Essen und in Personalunion Aufsichtsratsvorsitzender der SGS Essen, deren 1. Mannschaft sich trotz bescheidener Mittel wacker in der 1. Frauenfußballbundesliga hält und sich dort gegen große Namen behauptet. Es ist eine Erfolgsgeschichte, die der familiär geführte Verein aus Schönebeck da Jahr für Jahr schreibt. Doch wie alle anderen muss auch die SGS um jeden Euro kämpfen. Denn Essen ist zwar Sitz zahlreicher großer Unternehmen. Doch die Marketingabteilungen haben ihre Budgets fürs Sponsoring zusammengestrichen. Und auch bei städtischen Tochtergesellschaften sitzt das Geld längst nicht mehr so locker.
Oberbürgermeister Thomas Kufen lud die Vereine ins Rathaus an einen runden Tisch
Dass es ums Geld gehen könnte, darauf hatten sie gehofft, erinnert sich Dirk Rehage, als Oberbürgermeister Kufen Vereinsvertreter ins Rathaus einlud. Die SGS ist dabei, der Tusem, VV Humann, die ETB Baskets, die Moskitos und der RWE. Keiner der sechs habe allerdings geahnt, dass auch die anderen fünf mit am Tisch sitzen würden, so Rehage. Die Überraschung war umso größer. Gab es doch Zeiten, da würdigte man sich keines Blickes. Geschweige denn, dass man miteinander geredet hätte. Fürchtete doch jeder, der andere könnte einem ein Stück wegnehmen vom Kuchen. „Plötzlich fangen wir an, uns gegenseitig zu helfen“, berichtet Rehage und klingt dabei, als staune er noch selbst darüber.
Geld habe er nicht zu verteilen, aber er könne Türen öffnen, habe Oberbürgermeister Kufen die Runde bei besagtem Treffen im Jahr 2017 wissen lassen und dann gefragt, welchen gemeinsamen Nenner es den gäbe außer der knappen Kasse, über die alle klagen. Was die sechs verbindet, war dann schnell gefunden: die Jugendarbeit. Sie soll der Schlüssel sein für eine gemeinsame erfolgreiche Zukunft.
Talente und ihre Eltern haben hohe Erwartungen an den Verein
Auch diese Erfahrung eint sie: Es ist nicht leicht talentierte Jugendliche bei der Stange zu halten. Und im Ruhrgebiet mit seiner dichten Sportlandschaft ist es noch schwieriger als anderswo. Hier wie überall gilt: Schüler müssen Schule und Sport unter einen Hut bekommen. Und auch das gehört zur Wahrheit: „Die Erwartungshaltung wird immer größer“, berichtet Dirk Rehage und denkt dabei auch an die Eltern, die es begrüßen, wenn sie ihren Sprössling nicht zu Training oder Spiel durch die halbe Weltgeschichte kutschieren müssen.
Hier setzt das Team Talente Essen an: Beim gemeinsamen Fahrdienst, bei der Hausaufgabenhilfe, aber auch bei der medizinischen Betreuung. Mit dem Uni-Klinikum gibt es eine Kooperation und eine Telefonnummer mit einem Ansprechpartner für den Fall, dass sich ein Sportler verletzt. Noch während er oder sie auf dem Feld liegt, ruft jemand die Nummer an, damit in der Klinik alles ganz schnell geht, berichtet Rehage.
Die Stadt Essen fördert den Leistungssport mit 150.000 Euro pro Jahr
Der TTE-Vorsitzende spricht von einem sehr erfolgreichen ersten Jahr. „Mit dem Thema Jugend haben wir einen Nerv getroffen.“ Es sei gelungen Sponsoren zu akquirieren, darunter namhafte Unternehmen, die sich komplett aus der Sportförderung zurückgezogen hatten. Die Stadt Essen hat einen Sondertopf zur Förderung des Leistungssports aufgelegt; 150.000 Euro pro Jahr kommen der Jugendarbeit zugute.
Noch gibt es genug zu tun. Den Fahrdienst will man verbessern, mit einem Anbieter von Nachhilfeunterricht will der Verein ebenfalls kooperieren. Ausbaufähig sei die individuelle Betreuung der jungen Sportler beim Training etwa per Videoanalyse.
Der eingeschlagene Weg sei der richtige, um eigene Talente möglichst lange im Verein zu halten. Bestenfalls gelinge mehr talentierte Jugendliche nach Essen zu locken. „Das ist eine Chance für alle Vereine.“
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