Essen. Wenn die Frauen-Bundesliga den Spielbetrieb am 29. Mai wieder aufnehmen sollte, stehen drei der vier Nationalspielerinnen vor „Abschiedspartien“.

Gute Nachrichten für die SGS Essen: Auch in der Frauenfußball-Bundesliga soll die laufende Saison fortgesetzt werden. Entsprechende Wünsche hat die große Mehrheit der Vereine in einer Videokonferenz mit den Verantwortlichen des DFB mitgeteilt. Und die Vorzeichen einer Wiederaufnahme sind gut. „Wir erwarten im Sinne der Gleichbehandlung von Berufssportlerinnen und Berufssportlern, dass die Beschlusslage für die 1. und 2. Liga der Männer auch für die Frauen-Bundesliga gilt“, erklärt DFB-Vizepräsidentin Hannelore Ratzeburg auf der Webseite des DFB.

Das DFB-Präsidium entschied auf seiner Sitzung an diesem Montagnachmittag, dass die Saison am 29. Mai fortgesetzt werden soll – vorbehaltlich der entsprechenden behördlichen Verfügungslagen und stimmte der Anpassung des Rahmenterminkalenders zu. Die SGS hat noch fünf Partien in der Liga zu absolvieren und steht zudem im Viertelfinale des DFB-Pokals, der auch am 3. Juni fortgesetzt werden soll. Turbine Potsdam ist der Gegner.

Erste Corona-Testungen für nächste Woche geplant

Für die Verantwortlichen der SGS bedeutet das in diesen Tagen vor allem eines: viel Arbeit. Denn die Hygienebestimmungen müssen entsprechend umgesetzt werden. „Die Gewährleistung der Gesundheit ist die Voraussetzung dafür, die Saison zu Ende zu spielen“, sagt SGS-Manager Florian Zeutschler. Die letzten Details zum Ablauf und Durchführung werden aktuell noch besprochen. „Wir sind in der finalen Planung und hoffen dann auf Grünes Licht.“

Wenn alles nach Plan läuft, könnten in der kommenden Woche die ersten Corona-Testungen bei den Spielerinnen erfolgen. Nach einer zweiten Testreihe wäre dann auch der Einstieg ins Mannschaftstraining wieder möglich. Auf den Rasen sind die Spielerinnen bereits zurückgekehrt. Einheiten werden nach einem Schichtmodell bis dato in Zweiergruppen absolviert, damit alle entsprechende Trainingszeiten bekommen. „Schon das ist für die Spielerinnen ein großer Fortschritt gewesen. Sie genießen es, wieder auf dem Platz zu stehen“, erklärt Zeutschler.

Schüller und Hegering nochmal im SGS-Trikot

Und wahrscheinlich würden sich Lea Schüller und Marina Hegering besonders freuen, das Trikot der SGS noch einmal überstreifen zu dürfen, bevor sie im Sommer zum FC Bayern wechseln. Auf einen Abschied von den Fans müssen sie sicher verzichten. Bei einer Wiederaufnahme würden die Partien wie bei den Männern ohne Publikum ausgetragen werden. Und wenn in der kommenden Spielzeit die Fans wieder mit dabei sind, dürfte sich das Gesicht der SGS stark verändert haben: Mit Schüller (22) und Hegering (30) fallen zwei Leistungsträgerinnen weg, in Turid Knaak (29) könnte eine weitere folgen. Ihr Vertrag läuft aus. Die Tatsache, dass noch immer keine Einigung über ein neues Arbeitspapier verkündet wurde, deutet jedenfalls auf eine Trennung hin.

Für die SGS käme es einem Aderlass gleich, sollte sie drei von vier Nationalspielerinnen verlieren. Aber es gibt noch mehr Abgänge: Auch Nina Brüggemann (27), ebenfalls über Jahre Stammkraft und mit mehr als 150 Erstliga-Einsätzen, wird die SGS im Sommer verlassen und sich Bayer Leverkusen anschließen. Ein Verbleib von Ramona Petzelberger (27) ist ungewiss. „Ich mache mir massiv Gedanken über unseren Kader in einem Jahr“, sagte der Aufsichtsratsvorsitzende Dirk Rehage wohlwissend vor ziemlich genau zwölf Monaten. Er sah die Entwicklung kommen und musste dafür wahrlich kein Prophet sein.

Alle Neuzugänge bislang ohne Erstliga-Erfahrung

Die SGS hat zwar all diesen Spielerinnen geholfen, ihr Niveau zu erreichen. Nun fehlt es dem Verein aber an Perspektiven für sie. Sportlich wie finanziell, was im Grunde keine Neuigkeit ist. Nur in dieser geballten Form traf es die Essenerinnen bisher nicht. Carlotta Wamser (16, Spvg. Brakel), Nina Räcke (18), Antonia Baaß (20, beide VfL Wolfsburg II) und Sophia Thiemann (23, Arminia Bielefeld) vermeldete der Klub als Zugänge. Beke Sterner, Ella Toudon und Katharina Piljic rücken aus der U17 in den Erstliga-Kader auf. Mehr denn je ist die SGS damit auf die Ausbildung angewiesen.

Neben deren Talent haben die Neuzugänge aber noch eines gemeinsam: Sie standen noch keine Minute in der Ersten Liga auf dem Rasen. Somit dürfte die SGS in der kommenden Saison wohl deutlich kleinere Brötchen backen. Erneut um den vierten Platz mitzuspielen, erscheint aktuell jedenfalls ausgeschlossen. Zumal die Abgänge keine Ablösen einspielen, da alle Verträge auslaufen. Und das ist bei Lena Oberdorf, der einzigen verbliebenen A-Nationalspielerin, in einem Jahr auch der Fall.