Sechs Clubs haben einen Verein gegründet, um die eigenen Sprösslinge besser und effektiver zu unterstützen. Solche Projekte sind noch selten.

Sportliche Träume und Talente gibt es reichlich in dieser Stadt, die sich allzu gerne als Sportstadt begreift. Das Potenzial ist riesig, die Förderung aber nur selten optimal. Die hiesigen Vereine arbeiten engagiert für ihren und mit ihrem Nachwuchs und möchten die Jugendlichen möglichst lange an sich binden. Am besten bis ins Erwachsenenalter, um dann später von der eigenen Förderung zu profitieren. Das wäre ideal, ist aber angesichts der potenten und hochklassigen Konkurrenz in der Region ziemlich schwierig. Oft bleibt da der Wunsch der Vater des Gedankens.

Um sich aber diesem Ideal etwas anzunähern, machen nun sechs Clubs in dieser Stadt gemeinsame Sache und haben den Förderverein „Team Talente Essen“ (TTE) gegründet. Mit dabei sind: SGS, Rot-Weiss, Tusem, ETB Wohnbau Baskets, VV Humann und die Wohnbau Moskitos. Fußball, Handball, Basketball, Volleyball und Eishockey – alles olympische Disziplinen.

Fast 1000 Nachwuchssportler in gut 100 Mannschaften

Einen ähnlichen Zusammenschluss von Mannschaftssportarten gibt bundesweit in Zusammenarbeit der Verbände mit dem DOSB (Teamsport Deutschland), auf kommunaler Ebene dürfte er bundesweit einmalig sein. Ziel ist es, die Talente intensiver zu betreuen, besser zu trainieren und zu entwickeln. „Wenn wir sie dadurch länger in Essen halten könnten, würden auch die jeweiligen Seniorenmannschaften davon profitieren und könnten dann in höhere Ligen streben“, lautet der Plan.

„Entscheidend ist nicht, wo der Ball ist, sondern wohin er soll“, sagte Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen bei der ersten Versammlung in der Messe Essen. Er hatte im vergangenen Jahr für die Initialzündung gesorgt. Nachdem er die Vereinsvertreter zu sich ins Rathaus eingeladen hatte, um sich auszutauschen, regte er eine Kooperation im Jugendbereich an. Eine ehrgeizige Vision, schließlich kommen die sechs Clubs auf 84 Mannschaften mit gut 100 Trainern und etwa 1000 jungen Athleten, die in ihren Altersklassen erstklassig sind oder zumindest in oberen Ligen mitmischen. „Das gibt es sonst nur in Berlin und Hamburg“, so der Förderverein. Da sei Essen spitze.

Gentges: „Leistungssport funktioniert nicht ohne Geld“

„Wir wollen mit diesem Verbund Synergien schaffen und nutzen“, sagt Niels Ellwanger, Chef des Handball-Zweitligisten Tusem, bei dem die Fäden zusammenlaufen. Die Rahmenbedingungen im Jugendbereich sollen verbessert, ein Netzwerk geschaffen werden. Es geht nicht darum, Spenden oder Sponsorenerträge an die Clubs zu verteilen. Vorstellbar sind dagegen gemeinsame Athletiktrainer, Physiotherapeuten oder eine zentrale medizinische Anlaufstelle. Auch in der Logistik (zum Beispiel Fahrdienst, Mannschaftbus) könnte man sich abstimmen.

Eigenes Personal hat dieser Verein nicht, auch kein Büro, sondern die Dinge werden von den Clubs erledigt. Gemeinsam wollen sie den Essener Jugendspitzensport auch vermarkten, Türen bei Unternehmen und Konzernen öffnen, um die Ideen realisieren zu können. Denn Frank Gentges, Cheftrainer und Manager bei den Moskitos, brachte es an dem Abend in der Messe auf den Punkt: „Leistungssport funktioniert nicht ohne Geld.“