Essen. Der Investor und Immobilienbesitzer Reinhard Wiesemann ist mit seiner Markthallen-Idee kurz vor dem Start. Noch ist aber Platz für Interessenten.

Schon im Mai sollte an der Rottstraße die neue Markthalle öffnen, die Corona-Pandemie kam dazwischen. Nun aber sind die Dinge in der nördlichen Innenstadt soweit fortgeschritten, dass Investor und Immobilieneigentümer Reinhard Wiesemann in aller Vorsicht für den 19. November die Eröffnung ins Auge fasst.

In aller Vorsicht deshalb, weil die Umbauarbeiten am Standort der früheren Tedi-Filiale noch nicht abgeschlossen sind. „Seit acht Wochen warte ich auf die Küche“, sagt Wiesemann, auch dies offensichtlich eine Folge der Pandemie. Küchenbauer, so hört man, haben derzeit gut zu tun. Immerhin: Die Falt-Fensteranlage, die bei passendem Wetter eine komplette Öffnung des Raumes gestattet, ist längst installiert – in Corona-Zeiten wegen des Luftaustauschs eine überaus sinnvolle Sache. Und auch sonst wirkt das Innere einzugsbereit.

Lebensmittelverkauf und Gastronomie bilden die Basis

Bis zu 40 Marktstände sollen hier Platz finden, Lebensmittelverkauf und Gastronomie bilden die Basis, handwerkliche Dienstleistungen, gerne mit künstlerischem Schwerpunkt sind ebenfalls erwünscht. Vergeben sind noch nicht alle Plätze. Wie so oft bei Wiesemanns Projekten, zu denen unter anderem auch das Unperfekthaus gehört, geht es auch in der Markthalle um die Förderung von Selbstständigkeit. „Für einige hundert Euro pro Monat bekommt man hier eine Präsenz in der Innenstadt“, sagt Wiesemann.

Mag sein, dass Selbstständigkeit für nur wenige ein erstrebenswertes Ziel ist, mag auch sein, dass die Lage abschreckt, es gibt jedenfalls noch viel Platz in der Halle: „Um die 15 Interessenten“ hat Wiesemann derzeit nach eigenen Angaben beisammen, viele aus dem Bestand des derzeit geschlossenen Unperfekthauses, wo es einigen räumlich zu eng geworden sei. Um den Start zu erleichtern, soll ein Stand in der Markthalle für die ersten drei Monate nur einen eher symbolischen Betrag von insgesamt 100 Euro kosten. Wer Interesse hat kann sich per E-Mail melden adam.anders06@gmail.com

Die Idee hat sich Reinhard Wiesemann in seiner zweiten Heimat Florida abgeschaut

Die Idee der Markthalle hat sich der 60-jährige Wiesemann in seiner zweiten Heimat Florida abgeschaut, das Markthallen-Prinzip gibt es aber auch in vielen europäischen Städten mit mehr oder weniger großen Erfolg. Klar ist: Die nördliche Innenstadt kann trotz Wiesemanns vielfältigen Aktivitäten und einigen anderen Lichtblicken auch weiterhin neue Impulse gut gebrauchen.

Am Unperfekthaus hängt noch die Banderole, die den Umbau ankündigt.
Am Unperfekthaus hängt noch die Banderole, die den Umbau ankündigt. © FUNKE Foto Services | Julia Tillmann

Einen Neustart plant Reinhard Wiesemann auch im Unperfekthaus an der Friedrich-Ebert-Straße gegenüber vom Limbecker Platz – und zwar sowohl inhaltlich wie auch räumlich. Kreative Menschen und solche, die sich dafür halten, finden hier ebenso ein Dach über den Kopf wie Gruppen mit allen möglichen Anliegen, dazu kommt eine offene Gastronomie im Erdgeschoss. Die Neueröffnung ist für Dezember vorgesehen.

Wiesemann will für das Unperfekthaus eine Reform

Mit der Pandemie schloss das Haus, Wiesemann war entschlossen, diese Zwangspause zu nutzen: „Wir reißen Wände ein, wir erhöhen die Decken, wo es geht und wir machen aus vielen kleinen Räumen größere.“ Ohne das Konzept des Hauses grundstürzend zu ändern, will Wiesemann doch eine Reform: Der eine oder andere Nutzer könnte sich mehr bewegen, die Gegenleistung sei nicht immer klar definiert worden, so der Investor, der sich beeilt hinzuzufügen, dass nun niemand an die frische Luft gesetzt werde. Aber 200 Euro pro Monat, inklusive Getränke, Strom, Reinigung und bei Bedarf Bühnennutzung sollten künftig für Mieter nicht zuviel sein.

Personelle Neubesetzungen auch mit Blick auf die Nachfolge

Wiesemann will sein Haus auch personell neu bestellen. „Ich denke dabei auch schon an Nachfolge-Regelungen“, sagt er. Zurzeit ist er dabei, im Unperfekthaus Fachbereichsleiter zu benennen, die teils noch als Angestellte, teils aber schon als Selbstständige ihr Ressort führen. Letzteres ist das klar verabredete Ziel, „ich helfe dabei“, beteuert er. Es ist zugegeben schwer vorstellbar, aber irgendwann sollen seine Projekte in der nördlichen Innenstadt es ohne ihn schaffen.