Essen. Unperfekthaus-Gründer Reinhard Wiesemann sieht in der Corona-Krise die Chance, sich neu zu erfinden. Café Konsumreform soll in neue Markthalle

Die Corona-Krise zwingt das Unperfekthaus (Uph) am Limbecker Platz zu einer längeren Pause. Inhaber Reinhard Wiesemann, Unternehmer und Ideengeber für die nördliche Innenstadt, sieht in dem erzwungenen Lockdown die Chance zu einem Neustart unter veränderten Vorzeichen. Der Macher gibt sich demonstrativ optimistisch: "Es wird einen Riesenschub geben."

Wiesemann fasst den aktuellen Stand der Uph-Planungen so zusammen: "Wir bauen von oben bis unten um, die Räume werden heller und freundlicher, die Gastronomie erhält ein neues Konzept." Fest steht: Der Seminar- und Eventbereich in den oberen Etagen soll erst frühestens am 1. September wieder seinen Betrieb aufnehmen. Im Gastrobereich im Erdgeschoss geht Wiesemann von einer zweimonatigen Pause aus.

Die "Bezahlschranke" von 7,90 Euro für die Gastronomie im Erdgeschoss soll wegfallen

Die überraschendste Änderung: Die Bezahlschranke von zuletzt 7,90 Euro gilt nur noch in den oberen Etagen, im Café-Restaurant werde sie komplett wegfallen. Das Buffet werde komplett abgerissen. "Stattdessen servieren wir künftig Tellergerichte an den Tisch." Auch der Küchenbereich müsse dann umgebaut werden.

Schon seit Anfang März stehe er im lebhaften Austausch mit 25 Beratern, um zu einem neuen Konzept zu kommen, berichtet der Unternehmer. Noch seien die Umbaupläne nicht in Stein gemeißelt, aber die neuen Konturen des Unperfekthauses 2.0 zeichnen sich ab.

In Zeiten von Corona sorgen insbesondere die kleinen Seminarräume, die engen Gänge und das Treppenhaus für Kapazitätsprobleme. Ein Beispiel: Der Wintergarten hoch oben bot vor Corona gut 100 Personen Platz, unter den aktuellen Abstandsregeln dürften sich hier höchstens 14 Personen aufhalten.

Wiesemann, 2015 als "Bürger des Ruhrgebiets" ausgezeichnet, hat das Unperfekthaus 2004 gegründet. Ein Haus für Macher, so seine Philosophie, werde es auch in Zukunft sein. Sein Ziel sei es allerdings auch, wirtschaftlich in die schwarzen Zahlen zu kommen. "Ich habe immer Geld reingesteckt."

Es soll künftig nicht nur eine überarbeitete Webseite unter neuer Adresse geben, sondern auch eine Aufteilung in Fachbereiche. Neben den bewährten Sparten Atelier- und Ausstellungsflächen, Barcamp/Klausurtage/Konferenzen/Seminare, Co-Working und Feiern aller Art soll es demnächst ein "Magazin für Macher", einen "Makerspace" und einen Shop geben.

Wenn das Café Konsumreform umzieht, hat der Trödelladen mehr Platz

Spürbare Veränderungen infolge von Corona zeichnen sich auch in anderen Wiesemann-Objekten in der Nordcity ab. Sehr wahrscheinlich wird das ebenfalls geschlossene Café Konsumreform auf der Viehofer Straße umziehen und erst am neuen Standort wieder seine Pforten öffnen. Dafür vorgesehen ist die geplante Markthalle in der Rottstraße 34 schräg gegenüber der Allbau-Zentrale.

Die Konsequenz: Der verbleibende Trödelladen in der Viehofer könnte sich auf die komplette Erdgeschossfläche ausdehnen und hätte den unter Corona erforderlichen Mehr-Platz. Die geringsten Probleme gebe es wegen Corona im "Vielrespektzentrum", dem Treffpunkt und Veranstaltungsort für die verschiedenen Kulturen der Stadt.

Wiesemann, der auch die benachbarte Kreuzeskirche gerettet hat, hat dem Kreativquartier Nordcity mit einem Mix aus Unternehmergeist und Innovation den Stempel aufgedrückt. Über die Corona-Pause sagt er: "Wir nutzen sie, um besser zu werden."