Essen-Altendorf. Das plant das Bauunternehmen Safe-House an der Körnerstraße sowie an der Helenenstraße in Altendorf. Bauantrag für Apartments ist bereits gestellt.
75 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs erinnern die beiden Altendorfer Hochbunker an der Körner- sowie an der Helenenstraße noch immer an die Schrecken dieser Zeit. Nachdem es lange Zeit ruhig geworden ist um die beiden Gebäude, deutet sich nun eine neue Entwicklung an: Eine Bochumer Firma möchte in beide Bunker Wohnungen bauen. Der Bauantrag für den runden St. Anna-Bunker liegt bereits der Stadt vor, Gespräche zwischen Bauträger und Bauordnungsamt laufen.
Vor 15 Jahren gab der Bund seine Bunker in Essen-Altendorf ab
Inzwischen liegt es auch schon wieder 15 Jahre zurück, dass der Bund seine Bunker aufgegeben hat. Bis dahin musste sich die Stadt um den Erhalt kümmern, nun wurden neue Eigentümer gesucht, und zwar per Versteigerung. Die Westdeutsche Grundstücksauktionen AG in Köln holte Gebote für den Bunker an der damals noch vorhandenen St. Anna-Kirche herein, während das Berliner Auktionshaus Karhausen den Bunker an der Helenenstraße anbot.
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Beide mit Erfolg.
Das Objekt an der Körnerstraße wechselte vor vier Jahren für 90.000 Euro den Besitzer, der damals allerdings anonym blieb. Bekannt wurde der Erwerber des Betonkastens an der Helenenstraße, ein Bauunternehmer aus Dellwig. Das Mindestgebot betrug 175.000 Euro, der tatsächliche Kaufpreis blieb ungenannt.
Weit über 1000 Bunker
In Essen ließen die Nationalsozialisten während des Zweiten Weltkriegs 24 Hochbunker errichten, in der Regel unter unmenschlichen Bedingungen durch Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene.
Unterirdisch soll es weit über 1000 Schutzräume gegeben haben.
Mehr über Geschichte und aktuelle Nutzung von Weltkriegsbunkern ist im Internet auf faszination-bunker.de zu finden.
Jetzt wurde bekannt, dass beide Bunker neue Eigentümer haben: Die Firma „Safe-House“ aus Essen und Bochum hat den St. Anna-Bunker erworben, den Bunker an der Helenenstraße haben die Firmenbetreiber privat gekauft.
Objekte sollen in Wohnhäuser umgewandelt werden
Beide Objekte sollen in Wohnhäuser umgewandelt werden: Im runden Bunker sind auf sieben Etagen Apartments geplant, im Betonklotz an der Helenenstraße dagegen öffentlich geförderter Wohnungsbau.
Absehbar ist inzwischen der Bezug auch An der Seilerei in Kettwig, wo Safe-House attraktive Grundrisse in den Beton schneidet. Die Arbeiten haben im Frühjahr 2019 begonnen und gehen jetzt ihrem Ende entgegen. „In Kettwig bauen wir sehr große Wohnungen, während sie in Altendorf kleiner werden sollen“, berichtet Toung Le-Nehring, die Geschäftsführerin von „Safe-House“. Eine genaue Anzahl könne sie jetzt noch nicht angeben, denn noch laufen die Gespräche mit dem Bauordnungsamt.
In diesem Zusammenhang muss auch die Frage des Denkmalschutzes geklärt werden. Beide Bunker, sowohl der künstlerisch bemalte Rundbunker, als auch der betongraue an der Helenenstraße, stehen in der Denkmalliste.
Fassade ist zu einem markanten, künstlerisch wertvollen Punkt in Altendorf geworden
Besonders die bunte Fassade hat es Bernd Schlieper, Bezirksvertreter für das Essener Bürgerbündnis (EBB) angetan. „Die weithin sichtbare Fassade des Rundbunkers ist im Jahr 2000 unter der Führung der Essener Malerin Moni van Rheinberg und einer internationalen Künstlergruppe mit dem Titel ,Leben in einer Welt’ gestaltet worden. Der Hochbunker mit seiner Fassade ist ein Kunstwerk, er ist zu einem markanten, künstlerisch wertvollen Punkt in Altendorf geworden“, sagt er und fordert: „Nun soll der Bunker zu einem Wohngebäude mit Apartments umgebaut werden. Ob dabei die Fassade erhalten bleibt, ist noch nicht bekannt. Bei einem Umbauantrag für das Objekt, sollte die Genehmigungsbehörde die Meinung der Kunstsachverständigen einholen und die zuständige Rats- und Bezirksvertretung unterrichten.“
Dass die Essener Unternehmer auch den zweiten Altendorfer Bunker erworben haben, war ursprünglich nicht geplant. „Aber uns hat ein Leser Ihrer Zeitung angesprochen, nachdem Sie über unser Objekt An der Seilerei in Kettwig berichtet haben“, erzählt Toung Le-Nehring. „Er fragte uns, ob wir nicht auch Interesse an diesem Bunker hätten.“
Damit lag er offenbar richtig, denn Thorsten Spieckermann aus Dellwig, der den Bunker erst 2017 ersteigert hatte, verkaufte ihn weiter. Ob und wann er in Wohnraum umgewandelt wird, stehe derzeit noch nicht fest.
Es täusche zudem der Eindruck, dass „Safe-House“ spezialisiert sei auf die Umwandlung von Bunkern in Wohnraum. „Nein, wir suchen nicht aktuell nach Bunkern“, wiegelt Toung Le-Nehring ab. Doch ihre Firma sei eben in der Lage, 1,10 Meter dicke Betonwände zu schneiden und die Blöcke aus der Fassade zu heben. Auf diese Weise einen Bunker umzubauen, sei preiswerter als ein Neubau, zumal ein Bunker-Grundstück nach einem Abriss nicht neu bebaut werden dürfe.