Essen. Die neue Radbrücke ist ein wichtiger Lückenschluss für den RS1. Aber der ADFC bemängelt erhebliche Bau- und Planungsrückstände in ganz Essen.

Sechs Meter breit und beleuchtet, asphaltiert und kreuzungsfrei: Der Radschnellweg Ruhr (RS1) zählt zu den Prestigeprojekten in Nordrhein-Westfalen, die so genannte Rad-Autobahn soll die Menschen zum Umstieg vom Auto aufs Fahrrad bewegen.

Der RS1 soll als 100 Kilometer lange Radschnell-Achse die Revierstädte Duisburg, Mülheim, Essen, Gelsenkirchen, Bochum, Dortmund, Unna, Kamen, Bergkamen und Hamm verbinden. Zuständig für Planung, Bau und Unterhaltung ist der Landesbetrieb Straßen NRW.

Bauherr der neuen RS1-Radbrücke über den Berthold-Beitz-Boulevard ist der Regionalverband Ruhr (RVR), der bis 2016 für das gesamte Projekt zuständig war. Die Kosten belaufen sich auf 3,1 Millionen Euro, davon steuert das Land 80 Prozent bei.

Radfahrer und Fußgänger können neue Brücke erstmals im nächsten Frühjahr überqueren

Bei den am jetzt montierten Brückenteilen handelt es sich um Stahlverbund-Fertigteile. Im Spätherbst erhält die Brücke eine Asphaltschicht. Nach Fertigstellung hat das gesamte Brückenbauwerk eine Länge von 82 Metern bei einer Breite von sieben Metern. Die Fahrbahn für Radfahrer wird vier Meter breit sein, der Weg für Fußgänger zwei. Die Freigabe der Brücke soll im Frühjahr 2021 erfolgen.

Die Brücke kommt absichtlich ohne Mittelstütze aus, damit der breite Mittelstreifen auf dem Berthold-Beitz-Boulevard eines Tages von der Ruhrbahn als Straßenbahn-Trasse genutzt werden kann.

Nach Einschätzung von Nina Frense, RVR-Beigeordnete für Umwelt und Grüne Infrastruktur, macht die neue Brücke den Radpendler-Verkehr in Essen „sicherer, komfortabler und schneller“. Sie sei ein wichtiger Lückenschluss auf dem RS1.

Kaum RS1-Standard im Essen Westen, große Rückstände im Osten

Fahrradverbände wie etwa der ADFC begrüßen zwar den Bau der RS1-Brücke. Zugleich verweist der ADFC auf größtenteils erhebliche Bau- und Planungsrückstände auf dem gesamten Essener RS1-Abschnitt, insbesondere auf dem gut sieben Kilometer langen Teilstück von der Stadtmitte bis zur Stadtgrenze Gelsenkirchen. Dass an der neuen RS1-Brücke sechs Jahre geplant worden sei, zeige die Notwendigkeit, unverzüglich mit der Planung der Brücke über die Gladbecker Straße zu beginnnen. Ebenso müsse Tempo gemacht werden bei der Verlegung des Gleisanschlusses auf das Evonik-Goldschmidt-Firmengelände. Nur dann könne der Damm im Eltingviertel zwischen Gladbecker und Schützenbahn-Straße beplant und bebaut werden.

Im Essener Westen sei der Radweg Rheinische Bahn fast nirgendwo auf RS1-Ausbaustandard, östlich der Gladbecker Straße sei der RS1 allenfalls Stückwerk. ADFC-Vorsitzender Mirko Sehnke: „Es passiert nichts, ja, man hat das Gefühl, der RS1 wird totgeschwiegen.“