Essen. Ein mutmaßliches Autorennen in Essen beschäftigt erneut die Justiz. Für einen Angeklagten steht auch die Zukunft seiner Luxusautos auf dem Spiel.

Es war eine Szene, die einer Anwohnerin richtig Angst gemacht hat: Vor anderthalb Jahren sind auf der Margarethenhöhe in Essen zwei Luxus-Sportwagen sekundenlang nebeneinander hergefahren. Rechts ein gelber Ferrari, links – auf der Gegenfahrbahn – ein roter Lamborghini.

Schicksal der Luxus-Sportwagen offen

Das Essener Amtsgericht hatte die Situation später als illegales Autorennen bewertet und die beiden Fahrer zu Geldstrafen verurteilt. Seit Mittwoch beschäftigt der Fall nun auch das Essener Landgericht. Sowohl die Staatsanwaltschaft als auch die Angeklagten haben Berufung eingelegt. Dabei geht es auch um das Schicksal der Luxusautos.

Die Fahrzeuge gehören einem Essener Unternehmer und sollen zusammen einen Wert von rund 700.000 Euro haben. Das Amtsgericht hatte sie zugunsten der Staatskasse eingezogen – auch das will der Besitzer auf jeden Fall verhindern. Außerdem wollen beide Angeklagte ihre Führerscheine zurück.

Lamborghini-Fahrer hatte gewartet

Es war der 23. März 2019, als gleich mehrere Anwohner auf der Sommerburgstraße laute Motorengeräusche wahrnahmen. Der Lamborghini hatte auf einer schraffierten Stelle gewartet. Als der Ferrari ihn passierte, gab auch der Fahrer Gas. Am Steuer saß der 54 Jahre alte Unternehmer und Sportwagen-Liebhaber. Den Ferrari, der ebenfalls ihm gehört, fuhr ein 26-jähriger Bekannter, der nach Angaben seiner Verteidiger aus einer Motorsportfamilie stammt. Später ist der 54-Jährige wieder rechts eingeschert. Passiert ist nichts. Die Fahrstrecke soll nach seinen Angaben nur rund 150 Meter betragen haben. Das Tempo? Deutlich zu schnell, so die Zeugen. Genau kann das aber niemand sagen.

„Die fahren ein Rennen“

Eine Mutter, die damals mit ihren beiden Söhnen zu Fuß auf der Sommerburgstraße unterwegs war, schilderte ihre Eindrücke im Berufungsprozess so: „Was mir vor allem Angst eingejagt hat, ist, dass die nebeneinander hergefahren sind.“ Oben sei eine Kuppe, man könne überhaupt nicht erkennen, ob Gegenverkehr kommt. Selbst ihr achtjähriger Sohn habe damals gerufen: „Die fahren ein Rennen.“

Genau das wird von den Angeklagten jedoch vehement bestritten. „Ich verstehe, dass parallel nebeneinander fahrende Autos den Eindruck erwecken, dass ein Rennen gefahren wird“, heißt es in einer Erklärung des 54-Jährigen, die zum Prozessauftakt von seinem Verteidiger Joachim Albert verlesen wurde. Der Gegenverkehr sei jedoch einsehbar gewesen. „Ich bin mir sicher, dass ich freie Sicht hatte.“ Die Tankstelle, an der man schließlich gehalten habe, sei auch nicht die „Ziellinie eines Rennens“ gewesen. „Grund dafür, dass wir hielten, war schlicht die Tatsache, dass der Ferrari betankt werden sollte.“

Gutachter hat 3-D-Simulation vorbereitet

Ein Anwohner hatte damals die Polizei gerufen und den Vorfall geschildert. „Weil das überhandnimmt“, sagte er den Richtern. Und weil dort Kinder Fahrrad fahren, Anwohner mit Hunden spazieren gingen und es sich um ein Wohngebiet handele. „Ich war einfach der Meinung, dass das mal kontrolliert werden sollte.“ Illegales Autorennen oder nicht: Die Berufungsrichter haben für den Prozess noch zwei Verhandlungstage angesetzt, bei dem auch eine 3-D-Simulation eines Gutachters vorgeführt werden soll. Mit einem Urteil ist voraussichtlich am 1. Oktober zu rechnen.