Essen. Eine Lehrerin, die 2017 in einer Essenerin Siedlung Bauwagen und Holzhäuser errichtete, um angeblich darin zu unterrichten, ist verurteilt worden

Sie stellte Gartenhäuser auf Parkplätze in ihrer Nachbarschaft, ließ einen Baucontainer anrollen und erklärte, das seien Unterrichtsräume: Eine Lehrerin aus Essen-Horst, die seit Jahren im massiven Streit mit ihrer Umgebung liegt, ist jetzt vom Amtsgericht Essen verurteilt worden.

Der Fall ist bizarr und geht schon eine halbe Ewigkeit: Von 2014 bis 2016 betrieb Mariola M. ein privates Berufskolleg in Duisburg – es wurde von Amts wegen geschlossen, die Rede war von „Unregelmäßigkeiten im Unterricht“. 2015 hatte sie außerdem versucht, in Essen Fuß zu fassen – präsentierte einige Jugendliche im Hinterzimmer eines Getränkemarktes und erklärte, es handle sich um Schüler eines Lagerlogistik-Bildungsganges, und bald werde ihre private „Berufsschule für Wirtschaft“ Fuß fassen in Huttrop. Was aber nie passierte, die hiesige Schulverwaltung war überhaupt nicht eingebunden.

Ehemaliger Schüler: „Ich bekam einfach Zertifikate in die Hand gedrückt“

Ein ehemaliger Schüler, den die Pädagogin von einem Berufskolleg abgeworben hatte mit der Aussicht auf eine garantierte Berufsausbildung, berichtete vor Jahren: Ständig habe es Umzüge gegeben, er habe Jugendlichen Polnisch beibringen sollen, obwohl er die Sprache gar nicht könne, und zwischendurch habe er einfach Zertifikate in die Hand gedrückt bekommen. Da war er plötzlich Betriebswirt, ohne je ein Buch dafür gelesen zu haben.

Im Juni 2017 ließ Mariola M. einen Bauwagen am Falterweg in Essen-Horst aufstellen, ganz in der Nähe ihres eigenen Reihenhauses. An den Wänden des Gefährts klebten viele Aushänge und Hinweise des längst geschlossenen „Berufskolleg für Wirtschaft“ aus Duisburg; die Zettel waren auf Deutsch und Polnisch; offenbar hatte die Frau immer versucht, gezielt Jugendliche aus dem östlichen Nachbarland abzuwerben. Auf Einstellplätzen in der Nachbarschaft ließ sie Holzhäuser aus dem Baumarkt aufstellen, die Anwohner sprachen zynisch von „Studienzentren“.

Ärger ging weiter, auch als der Bauwagen weg war

Die Stadt wies Mariola M. an, den Bauwagen entfernen zu lassen – doch der Ärger ging weiter: Während die Lehrerin behauptet, von der Nachbarschaft „gemobbt“ zu werden, stellen es die Bewohner der Siedlung rund um den Falterweg ganz anders dar: Wer ihre Gepflogenheit nicht akzeptiere, habe Mariola M. mehrfach an den Haustüren angedroht, der bekomme Ärger. Und was ihren dubiosen Bildungsbetrieb angeht: Noch immer verkaufe Mariola M. Zertifikate an Jugendliche, aus dem Kofferraum heraus, immer samstags vor der Pizzeria, erzählt man sich bis jetzt.

Das Amtsgericht hat die Frau jetzt verurteilt zu einer Geldstrafe von insgesamt 5600 Euro, zu zahlen in 40 Tagessätzen à 140 Euro. Als nachgewiesen sah das Gericht die Delikte Urkundenfälschung in Tateinheit mit versuchtem Betrug, falsche Verdächtigungen, außerdem Beleidigungen und Tätlichkeiten.

Vom Vorwurf des Betruges und der gefährlichen Körperverletzung ist die Angeklagte aber freigesprochen worden. Die Staatsanwaltschaft hatte neun Monate Haft auf drei Jahre Bewährung gefordert. Eine schriftliche Begründung des Urteils steht noch aus.