Essen-Altendorf. Die Frühzeitige Ausschreibung für Neubau der „Bockmühle“ irritiert in Altendorf. Kritik bei Diskussionsrunde, zu der der Bürgerverein eingelud.
Diese Nachricht überschattete am Montagabend die gesamte Diskussionsrunde mit drei Oberbürgermeisterkandidaten über den Neubau der Gesamtschule Bockmühle in Altendorf: Die Ausschreibung für einen Realisierungswettbewerb ist von der Stadt bereits veröffentlicht worden, bis Ende September haben Architekten und Konstruktionsbüro nun Zeit, sich zu bewerben – obwohl noch bis Mitte Oktober Workshops stattfinden, in denen die Bürger ihre Vorschläge für eine neue Gesamtschule einbringen können. „Das haben die Leute als Missachtung angesehen“, fasste Doris Eisenmenger, 2. Vorsitzende des Bürgervereins Altendorf, die Stimmung zusammen. Schulleiterin Julia Gajewski: „Es ist ärgerlich, dass es wieder intransparent ist.“
Oberbürgermeister versichert: „Die Bürgerbeteiligung ist ernst gemeint.“
Selbst Oberbürgermeister Thomas Kufen gestand ein, dass er das Misstrauen, das ihm als Verwaltungschef deshalb in diesem Punkt entgegenschlug, verstehen könne. „Aber der Prozess startet mit Phase Null, und wir stehen unter Zeitdruck“, sagte er, um dann zu versichern: „Die Bürgerbeteiligung ist ernst gemeint.“
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Der Oberbürgermeister stand in der Aula der Gesamtschule unter Druck – weil er erstens noch weitere Termine hatte, und weil er zum Beispiel erklären sollte, warum das Thema Inklusion in der Ausschreibung mit keinem Wort erwähnt werde. Sein Argument, „Barrierefreiheit ist Standard, die muss man nicht in eine Ausschreibung hinein schreiben“, überzeugte nicht. Es müsse gerade in und für Altendorf mehr kommen als die Mindeststandards, besonders für eine Schule, die sich so sehr der Inklusion verschrieben habe wie diese, forderten mehrere Schülerinnen und weitere Altendorfer Bürger.
Thomas Kufen versuchte, die Gemüter zu beruhigen: „Der Entwurf ist wie ein Werkstück, an dem gedreht und geschraubt wird.“ Bis Dezember könne etwa die Frage, ob ein Lehrschwimmbecken oder ein richtiges Schwimmbad errichtet wird, noch aufgenommen werden.
Schule mit „Topstandard“ soll auch für andere Stadtteile attraktiv sein
Seine Mitbewerber um das Oberbürgermeisteramt nahmen das Thema selbstverständlich gerne auf. Oliver Kern (SPD) findet es „schräg“, dass die Ausschreibung bereits vor Ende der Workshops auf dem Weg ist. Er glaube nicht, dass von den Workshop-Ergebnissen noch viel in die Ausschreibung eingearbeitet werde.
Attraktiv sollte sie sein
Die neue Gesamtschule müsse so ausgestattet werden, dass auch Eltern z. B. aus Bredeney und Rüttenscheid ihre Kinder in Altendorf anmelden wollten. Das fordert Hiltrud Schmutzler-Jäger (Grüne).
Fragen aus dem Zuhörerkreis richteten sich auch nach der digitalen Ausstattung der Schule – sowohl aktuell als auch in Zukunft.
Mehrdad Mostofizadeh (Grüne) versprach im Falle seines Wahlsieges, die Ausschreibung noch einmal zu überprüfen. Seine Forderung: Die neue Bockmühle müsse „Topstandard“ bekommen, weil das die Investition in die Zukunft sei. Es sei unlogisch, bei einer Gesamtsumme von rund 90 Millionen Euro fünf oder sechs Millionen einzusparen.
Einig waren sich die Kandidaten, dass künftig in die Gesamtschule, wie auch in alle anderen städtischen Gebäuden, jährlich die Summe investiert werden müsse, die für ihren Erhalt notwendig sei. Damit solch ein Desaster wie das jetzige Schulgebäude künftig vermieden wird. Oliver Kern: „Ich schäme mich, dass wir Schülern solch ein Gebäude zumuten.“
Das empfinden die Schülerinnen und Schüler ebenso. Die Jahrgangsstufe EF hatte Plakate mitgebracht, auf denen sie ihre Stimmung ausrückte: „Weil wir wichtig sind – erst denken, dann bauen.“