Essen-Altendorf.
Wenn die Gesamtschule Bockmühle zum Weihnachtsfest einen Wunschzettel schreiben dürfte, dann stünde in großen Buchstaben ein Wort ganz oben: SCHWIMMBAD. Als der Bürgerverein Altendorf am Mittwochabend zu einem Podiumsgespräch über die Anforderungen an einen Schulneubau eingeladen hatte, wurde dieser Herzenswunsch immer wieder genannt. „Wir wollten das Wort ,Schwimmbad’ mindestens zehn Mal nennen“, gestand Schulleiterin Julia Gajewski mit einem Augenzwinkern – doch eigentlich ist es ihr bitter ernst.
In Essen-Altendorf gab es früher zwei Schwimmbäder
Denn die meisten Kinder könnten nicht schwimmen, wenn sie auf die Gesamtschule kommen. Früher habe es in Altendorf das Nöggerathbad und die Oase gegeben, doch beide sind ersatzlos geschlossen worden. Das kreidete ein Anwohner SPD und CDU an. Ausgerechnet diese Parteien setzten sich nun für ein neues Bad ein, ätzte er. Kulturdezernent Muchtar Al Ghusain wies diese aus seiner Sicht hämische Bemerkung zurück und erwähnte die Spaßbäder. Diese hätten den vielen in den 60er Jahren errichteten städtischen (Hallen-)Bädern das Wasser abgegraben, sprich Besucher abgezogen, so dass sie nicht mehr zu finanzieren waren. Übrigens ein Problem vieler deutscher Städte, die jetzt aber umschwenkten. Auch im Essener Rat ist man sich offenbar einig, dass die Bockmühle zumindest ein Lehrschwimmbecken bekommen müsse. Ein Wahlkampfthema sei es nicht.
Größte Schulinvestition
Die neuen Schulgebäude sollen um den Altbau herum errichtet werden. Dieser bleibt in Betrieb, bis die Neubauten fertig sind. Ob nach dem Abriss auf der Fläche Wohnungen oder ein Schwimmbad errichtet werden, ist noch nicht entschieden.
700 000 Euro stehen für die Planungsphase, Vorbereitung des im Sommer beginnenden Architektenwettbewerbs und Honorierung einer Jury zur Verfügung.
Der Neubau soll nach heutigen Berechnungen 90 Millionen Euro kosten und wird Essens größte Schulinvestition.
Baubeginn soll 2023 sein.
Das Schwimmbad-Thema stand beispielhaft für die Überlegungen an diesem Abend, wie die in etwa zehn Jahren neu errichtete Gesamtschule mit dem Stadtteil zusammenwachsen könnte. Thorsten Flügel, 2. Vorsitzender des Essener Sportbundes, berichtete von den Sorgen der Altendorfer Sportvereine, dass die Hallenkapazität von sieben auf fünf Hallen reduziert werden solle, weil die Gesamtschule von acht auf sechs Klassen eines Jahrgangs verkleinert wird. Das seien allerdings nur schulfachliche Gründe, versicherte der Dezernent. Eine Bestandsaufnahme der auch für Seniorensport notwendigen Turnhallen werde im neuen Jahr stattfinden.
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Im Januar nimmt Planungsbüro seine Arbeit auf
Im Januar werde ein Planungsbüro beauftragt, den Architektenwettbewerb vorzubereiten. Dieser soll am 30. August beginnen und Konzepte liefern zum Schul- und Raumprogramm, zur Einbindung des Neubaus in den Stadtteil – auch mit der Jugendeinrichtung „Check-In“ und der Schulbibliothek – sowie zur Beteiligung von Eltern, Schülern und Lehrerkollegium.
So sachlich und informativ der Diskussionsabend auch war, zwei Mädchen meldeten sich mit dringenden Anliegen zu Wort. Sie mahnten an, die Gefühle der Gesamtschüler zu berücksichtigen. Die Schüler, die nach ihnen kommen, sollten wie sie selbst die Chance bekommen, „dass sie sich auch so wohl fühlen und gerne hier bleiben; es ist einfach ein schönes Gefühl, hier zu sein“. Amara (16): „Uns ist die Wertschätzung am wichtigsten, denn unser Stadtteil wird in Essen am wenigsten wertgeschätzt.“