Essen. Ein aufmerksamer Paketbote in Essen wurde stutzig, als er teure Smartphones ganz offenbar an Betrüger liefern sollte. Er alarmierte die Polizei.

Ein aufmerksamer Paketbote (39) hat in Essen mitgeholfen, eine Reihe von Betrugsfällen aufzuklären. Zivile Beamte kamen zum Einsatz, am Montagmorgen (24. August) gelang der erfolgreiche Zugriff in Essen-Rüttenscheid. Die Kriminalpolizei ermittelt nun gegen einen 38 Jahre alten Nigerianer wegen des Verdachts des Warenkreditbetrugs sowie der Urkundenfälschung. Ein dickes Lob erhält der Paketbote für sein couragiertes Handeln.

Es sei am Montagmorgen nicht das erste Mal gewesen, dass der 39-jährige Paketbote einen Betrugsverdacht gehegt habe, berichtet die Polizei. Schon in der Vergangenheit sollte der Zusteller Vodafone-Pakete zustellen, in denen sich vermutlich hochwertige Smartphones befanden. Doch häufiger habe der auf dem Paket stehende Adressatenname nicht zu dem tatsächlichen Empfänger gepasst. Außerdem vermutete der Paketbote, dass die vorgezeigten Personalausweise womöglich gefälscht sein könnten. Die Konsequenz: Die Pakete wurden nicht ausgehändigt.

Über den ersten Betrugsfall informiert der Bote die Polizei im Frühjahr 2020

Ein Blick zurück: Der erste Vorfall, so die Polizei, ereignete sich im April/Mai 2020 an der Altendorfer Straße. Der auf dem Paket stehende Empfängername war an der besagten Adresse nicht aufzufinden, weshalb der Paketbote seine Fahrt fortsetzten wollte. Plötzlich sprach ein dunkelhäutiger Mann den Boten an, gab sich als Empfänger aus und zeigte seinen Personalausweis. Da die Daten auf dem Ausweis nicht mit dem Namen auf dem Paket übereinstimmten und der Ausweis optisch stark verändert aussah, händigte der Mitarbeiter das Paket nicht aus und informierte stattdessen die Polizei. Daraufhin flüchtete der vermeintliche Kunde fußläufig.

Eine mögliche zweite Tat habe sich vor zirka ein bis zwei Monaten an der Sophienstraße ereignet. Ein dunkelhäutiger Mann nahm zu dem Paketboten während einer anderen Auslieferung Kontakt auf und deutete auf ein bei ihm liegendes Vodafone-Paket. Daraufhin ließ der Bote sich seinen Ausweis zeigen. Bei dem Dokument handelte es sich augenscheinlich um einen österreichischen Ausweis. Da eine Fälschung nicht ausgeschlossen werden konnte, fotografierte der Bote den Ausweis und behielt das Paket in seiner Obhut. Erbost schubste der Mann den 39-Jährigen und ergriff die Flucht.

Zur Betrügermasche gehören falsche Adressen und gefälschte Personalausweise

Vor einigen Tagen informierte der Paketbote erneut die Polizei, da sich ein ähnlich ablaufender Fall auf der Isenbergstraße ereignete. Erneut sprach ihn ein Mann mit dunkler Hautfarbe auf ein Handy-Paket an. Weil er eine mögliche Fälschung eines Personalausweises in der Hand hielt, verweigerte er die Auslieferung. Der Mann rannte weg und gestikulierte dabei wild, sodass es den Anschein machte, als würde er einen möglichen Komplizen warnen.

Am Montagmorgen gegen 9.10 Uhr erhielt der Mitarbeiter wieder ein Paket der Firma Vodafone zur Zustellung. Nun informierte er umgehend die Polizei. Das zuständige Betrugsdezernat, dem solche Maschen bekannt sind, reagierte sofort und schickte mehrere zivile Polizisten sowie Streifenwagen raus zur Karolinenstraße.

Ein verdeckter Beamter zog sich die von dem Paketversand passende Jacke über und überprüfte den auf dem Paket stehenden Namen. Da unter diesem Namen niemand unter dieser Anschrift gemeldet ist, erhärtete sich der Verdacht eines Betruges.

Der verdeckte Beamte zieht sich die Dienstjacke des Paketversandes über

Mehrere Polizisten positionierten sich um die Auslieferungsanschrift, um mögliche flüchtende Personen abfangen zu können. Auf einem Garagenhof der Karolinenstraße, Ecke Riprechtborn, konnten zivile Beamte einen möglichen Tatverdächtigen entdecken. Der vermeintliche Abnehmer des Paketes zögerte und wirkte nervös, sprach den Paketboten jedoch nicht an. Er beobachtete diesen durchgehend und versteckte sich immer wieder, sobald jemand in seine Richtung blickte. Plötzlich entfernte er sich durch eine Zufahrt zur Straße Riprechtborn. Zivile Beamte behielten ihn weiterhin im Blick. Ein Kriminalbeamter sprach den unbekannten Mann an und gab sich als Polizist zu erkennen. Daraufhin sprintete der mutmaßliche Betrüger los und rannte in Richtung Flemingweg.

Der „Zugriff“ für die Streifenwagen erfolgte und mehrere Uniformierte konnten sehen, wie der Mann einige Papiere in eine Hecke steckte und weiter flüchtete - jedoch ohne Erfolg. Eine Streifenteam sowie der hinzueilende Kriminalpolizist ergriffen den Flüchtigen und nahmen ihn vorläufig fest.

Verdachts des Warenkreditbetruges und der Urkundenfälschung: Kripo ermittelt

Bei einer anschließenden Durchsuchung fanden die Beamten ein Mobiltelefon der Marke Samsung, ein einfaches „Wegwerfhandy“ der Marke Nokia, mehrere Sim-Karten, mehrere Klebeetiketten mit gleichem Namen und Adresse sowie einen gefälschten Ausweis mit eben diesem Namen. Alle aufgefundenen Gegenstände sowie das auszuliefernde Paket wurden sichergestellt.

Der 38-jährige Nigerianer wurde für weitere polizeiliche Maßnahmen zur Wache verbracht. Die Kriminalpolizei ermittelt nun gegen ihn wegen des Verdachts des Warenkreditbetrugs sowie der Urkundenfälschung. „Dank des aufmerksamen und couragiert handelnden Mitarbeiters des Paketversandes konnte die Polizei womöglich mehrere Taten des Warenkreditbetruges aufklären“, so Polizeisprecherin Judith Herold.

Die Ermittlungen in dem Betrugsfall dauern an.