Essen. 86,8 Prozent der Kinder zwischen drei und sechs Jahren besuchen eine Kita oder eine Tagesmutter. Das ist weniger als in anderen Revierstädten.
In Essen gehen weniger Kinder als in anderen Städten des Ruhrgebiets in eine Kita oder zu einer Tagesmutter. Das verdeutlicht eine neue Statistik der Bertelsmann-Stiftung, die Daten aus dem gesamten Bundesgebiet gesammelt hat. Der „Ländermonitor Frühkindliche Bildungssysteme“ untersucht dabei Umfang und Art der Betreuung von Kindern zwischen einem und sechs Jahren.
Kitaplatz-Mangel schlägt durch
Essen schneidet dabei durchaus schlechter ab als andere Revierstädte - der eklatante Mangel an Kitaplätzen, seit Jahren bekannt und vielfach dokumentiert, wird erneut deutlich. Derzeit fehlen trotz intensiver Ausbaumaßnahmen der Stadt rund 2600 Plätze. Das schlägt sich in den Quoten nieder: 86,6 Prozent der Kinder zwischen drei und sechs Jahren in Essen besuchen eine Kita oder eine Tagesmutter, während es in Bochum 91,8 Prozent sind und in Dortmund 90,2. Nur Duisburg hat einen deutlich schlechteren Wert mit 82,6 Prozent. Vor etwa zehn Jahren lag in Essen die Quote der Kinder zwischen drei und sechs Jahren, die täglich betreut werden, noch bei deutlich mehr als 90 Prozent. Der Grund für den Rückgang: Zuzug junger Familien in Neubaugebiete, Migration, aber auch Schließung von Einrichtungen. Vor einem Jahr erreichte Essen einen neuen, traurigen Spitzenwert mit über 3.000 fehlenden Kitaplätzen.
Elternvertreter kritisiert die Stadt scharf
„In Essen hat sich im letzten Jahr trotz neu eingerichteter Plätze für Eltern spürbar nichts verbessert“, kritisiert Robert Armbruster, Sprecher des Jugendamt-Elternbeirats (JAEB). Im Gegenteil: In Stadtvierteln mit Neubaugebieten sei man mit dem Kitaplatz-Ausbau nicht nachgekommen; dort hätten sich die Lagen eher verschlechtert. Der vom Oberbürgermeister einberufene „Beirat Kita-Ausbau“ habe in zwei Jahren genau vier Mal getagt; die letzte Sitzung sei abgesagt worden, weil Oberbürgermeister Kufen einen Termin mit Bundekanzlerin Merkel auf Zollverein wahrnahm. „Das zeigt die mangelnde Wertschätzung gegenüber Eltern, auch wenn öffentlich immer etwas anderes behauptet wird.“
Überdurchschnittlich lange Öffnungszeiten
Essen belegt immerhin einen Spitzenplatz im regionalen Vergleich, was die durchschnittliche Öffnungszeit der Betreuungseinrichtungen angeht: Neuneinhalb Stunden pro Tag – die meisten anderen Kommunen kommen nur auf neun Stunden. Ein Grund dafür dürfte sein, dass Essen mehr Betriebs-Kitas hat als andere Städte, zum Beispiel die der großen Krankenhäuser und Unternehmen.
Ein Alarmsignal dürfte ein Wert darstellen, der sonst selten erhoben wird: In Essen beklagen 13,2 Prozent der Kita-Leitungen, dass sie keine Zeit für die Ausübung ihrer Verwaltungs- und Personalarbeit haben. Dieser Wert liegt auch in anderen Städten erstaunlich hoch (zum Beispiel Duisburg 15,2); lediglich Bochumer Kita-Leitungen scheinen etwas mehr Zeit für administrative Aufgaben zu haben (sechs Prozent).
Wenn man den Blick übers Ruhrgebiet hinaus wirft, wird die mangelhafte Situation noch deutlicher: In Düsseldorf gehen 96,2 Prozent der Kinder zwischen drei und sechs Jahren in eine Kita oder zu einer Tagesmutter.