Essen. Mit Corona brachen Axel Toll die Aufträge weg. Nun will sich der Messeausstatter mit dem Thema Handdesinfektion ein neues Standbein aufbauen.

Vor Corona hatte der Essener Unternehmer Axel Toll gut im Messe- und Veranstaltungsgeschäft zu tun. Doch seit 10. März – mit dem Verbot der Großveranstaltungen – ist sein Geschäft fast auf Null gefahren. „Ich habe seither Umsatzeinbrüche von 99,5 Prozent.“

Das Unternehmen von Axel Toll, die GMS Gastronomie- und Messe-Service GmbH, stattet Standbetreiber und Caterer mit Küchentechnik und Geschirr aus. Doch seit Monaten stehen die über ein dutzend Transportfahrzeuge auf dem Hof an der Econova-Allee herum. Die Büros sind verwaist. 35 Mitarbeiter in Kurzarbeit.

Als der Lockdown kam habe ich erstmal Wochen im Garten gesessen und nachgedacht“, sagt Axel Toll. Anfangs hatten alle noch gehofft, dass das Messegeschäft im Herbst wieder anlaufen würde, doch mittlerweile ist klar, dass dies in diesem Jahr nichts mehr wird.

Unternehmer: Hygiene wird nach Corona bleiben

Axel Toll ist seit fast 30 Jahren Unternehmer, hat die GMS in den Jahren groß gemacht. Die anfängliche Leere schlug schnell in Tatendrang um. „Ich warte nicht darauf, dass mir jemand eine Perspektive baut“, sagt er.

Also kam auch ihm die Idee, den Spieß umzudrehen und aus Corona ein Geschäft zu machen. Andere nähten Masken, bauten Spuckschutz-Wände. Axel Toll will ins Hygiene-Geschäft mit Desinfektionsspendern für die Hände einsteigen. „Ich glaube, dass das Thema auch nach Corona bleiben wird. Wir werden künftig ein anderes Verständnis für Hygiene haben“, ist er überzeugt.

Mit einem Partner gründete er die GMS Health Services und rief die Marke Covido ins Leben. Zum Schulstart hat er zunächst die Schulen in den Blick genommen. Er glaubt, dass es dort besonders wichtig ist, einen guten Hygieneschutz aufzubauen, die Schulen allerdings Hilfe brauchen.

Desinfektionsaufsteller lassen sich nach Wunsch des Ausstellers gestalten

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Seine kontaktlosen Desinfektionsspender, die von einem Münchner Lieferanten kommen, sind an farbigen Aufstellern montiert. Diese stellt ein Bottroper Ladenbauer her. Die Aufsteller können je nach Auftraggeber auch in dessen Farben und mit Logo gestaltet sein. Toll glaubt, dass er sich damit von anderen absetzen kann.

Derzeit ist er mit drei Essener Schulen im Gespräch, die die Spender erstmals kostenlos für drei Monate testen sollen. Da Schulen zur öffentlichen Hand gehören und das Geld dort bekanntlich knapp ist, setzt Toll auf die Fördervereine der Eltern, die sein Hygienesystem finanzieren könnten.

Aber auch weitere Branchen hat Toll besonders im Blick: das Messe- und Veranstaltungswesen, wenn es denn wieder in Fahrt kommen sollte, und die Gastronomie. Überall dort, so glaubt er, wird das Händedesinfizieren noch lange eine Rolle spielen.

Stadt Essen zeigte kein Interesse an Ausstattung der Wahllokale

Auch Essener Wahllokale wollte er zur anstehenden Wahl mit seinen Hygieneaufstellern kostenlos ausstatten. Lediglich das Desinfektionsmittel hätte die Stadt bezahlen müssen. „Aber da bestand leider kein Interesse.“

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Axel Toll ist nun wieder Unternehmer und das gibt ihm Auftrieb. Seine Firma GMS ruht, wann es dort wieder los geht, weiß keiner. „Das ist Frust, doch das hier“, und damit meint er seine neue Firma, „ist spannend“. „Wir sind klein und können nur wachsen.“

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