Essen. Schellenberger Wald und Stadtwald gehören zu den beliebtesten Wanderrevieren in Essen. Dieser Rundweg erschließt sie.
Schellenberger Wald und Stadtwald waren einmal weit weniger üppig als heute und entstanden in ihrer jetzigen Form durch die Aufforstungsprogramme um das Jahr 1900 – wenn man so will, war es das erste Umweltprogramm der Stadt Essen.
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Start der familienfreundlichen Wanderung durch die Essener Wälder ist das Ende des Parkplatzes vom Jagdhaus Schellenberg, von wo aus es direkt zu einem der schönsten Aussichtspunkte am Baldeneysee geht, der Korte-Klippe mit ihrer Stele. Auf dem Weg erkennt man noch gut die Zerstörungen des Pfingststurms Ela, der auf diesem Waldstück besonders heftig wütete.
An der Korte-Klippe bietet sich ein weiter Blick über das Ruhrtal
Der Wald wurde sich seitdem selbst überlassen, nur einige wenige Stellen wurden aufgeforstet. An der Klippe angekommen, fällt der Blick auf das Südufer des Baldeneysees mit dem Ausblick auf Haus Scheppen, dem Hafen der Weißen Flotte und den Stadtteilen Kupferdreh, Fischlaken und Werden.
Zurück auf dem selben Weg wird die Heisinger Straße überquert, links geht es dann sofort in den Schellenberger Wald. Der Weg führt parallel zur Straße Renteilichtung und nach 300 Meter wird die Straße überquert, um in einen weiteren Waldweg abzubiegen. Nach wenigen Metern wird das „Grüne Klassenzimmer“ erreicht, wo Schilder und Schaustücke über die Herstellung der Holzkohle und Holzmeiler informieren.
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Um die nächste Sehenswürdigkeit das Schloss Schellenberg zu erreichen, wird der breite Waldweg talabwärts bis zur nächsten großen Kreuzung begangen und scharf rechts gegangen und dann noch wenigen Metern links in einen Trampelpfad eingebogen, teilweise müssen umgestürzte Bäume umrundet werden.
Schloss Schellenberg ist bis heute im Besitz der Freiherrn von Vittinghoff-Schell
Zum Schloss selbst führt uns ein breiter Weg. Das Schloss Schellenberg ist immer noch im Besitz der Nachfolger des Adelsgeschlecht der Freiherrn von Vittinghof-Schell. Die ältesten Relikte sind auf das 14. Jahrhundert datiert und bis zum Anfang der 20. Jahrhundert wurde das Schloss als Wohn- und Familiensitz genutzt. Im weiteren Verlauf war es Kinder- und Jugendheim, Polizeischule und schließlich eine Büroimmobilie. Ein Schild klärt über die Geschichte auf und zeigt, wie sehr das Adelsgeschlecht mit der Stift Rellinghausen verbunden war.
Weiter geht es bergab links zu einem asphaltierten Fußweg, der uns über die Sartoriusstraße zur Wuppertaler Straße bringt. Zum Glück muss der Straße nur für 20 Meter nach links gefolgt werden, führt doch ein unscheinbarer Fußweg auf die Straße Hexentaufe, die oberhalb der viel befahrenen Straße den Wanderweg fortführt. Das der Name Hexentaufe hier Programm ist, zeigt ein Schild der Bürgerschaft Rellinghausen-Stadtwald e.V., die immer wieder vorbildlich die Sehenswürdigkeiten dieser Wanderung erklärt. Im Stift Rellinghausen wurden im 16. Jahrhundert innerhalb von 15 Jahren unter 600 Bewohnern erstaunliche 42 Todesurteile vollstreckt.
Die Straße Hexentaufe erinnert an mörderische Praktiken bei der Hexenverfolgung
Vielfach erfolgte vor dem Gerichtsurteil eine Wasserprobe, die im Volksmund Hexentaufe hieß, bei dem Beschuldigte gefesselt in der nahen Ruhr hinabgelassen wurden. Als Indiz der Schuldigkeit diente, ob die Verdächtigen sanken oder auf dem Wasser trieben. Wer an der Wasseroberfläche trieb, übelebte zwar zunächst, war aber verdächtig, mit dem Teufel im Bunde zu sein, was meistens ein Todesurteil nach sich zog.
Zum Ende der Straße geht es eine Treppe hinunter und wir kommen an eine der meistbefahrenen Kreuzungen im Essener Süden. Nach 50 Meter links in einen Fußweg abbiegend geht es am Zaun eines Autohauses vorbei Richtung Annental. Vor der Brücke führt ein Weg auf die Grugatrasse, einer der beliebtesten Fahrradstrecken Essens.
Wir wenden uns nach links und folgen dieser breit ausgebauten Trasse für 1,4 Kilometer, um die kurz vor einer Brücke links den Weg bergab zu nehmen. Dieser führt uns mittels einer Unterführung rechts parallel der Grugatrasse. Der Weg führt nun an einem landwirtschaftlich genutzten Feld vorbei.
Im Walpurgistal geht es idyllisch zu - nach der Renaturierung
Nach einigen hundert Metern gehen wir die Sperberstraße hinab ins Walpurgistal. Der kleine Mühlenbach mäandert, es gibt Wildblumen soweit das Auge reicht. Diese Idylle ist relativ neu, jahrelang wurde der Abwasserkanal im Walpurgistal erneuert, erst danach konnte der Bach renaturiert und eine Auenlandschaft angelegt werden.
Weiter geht’s in die Eschenstraße und vorbei an der Schleifmühle. Bei Älteren kommen Erinnerungen an den legendären Szenetreff des letzten Jahrhundert auf, wo u.a. Künstler wie Helge Schneider, Stefan Stoppok, Green Day, die Missfits und viele andere erste Auftritte hatten.
Nach 500 Metern die Eschenstraße hinauf führt ein Waldweg in den Stadtwald, der uns nach weiteren hunderten Metern bergauf zum Schillerbrunnen bringt. Der 1905 zum 100 Todestag des Dichters Friedrich von Schiller eingeweihte Brunnen ist einer der ältesten frei stehenden in Essen und führt leider kein Wasser mehr, was sich möglicherweise bald ändert.
Wo einst der Galgen des Stifts Rellinghausen stand - die Schillerwiese
Weiter geht es bergauf zur Schillerwiese bzw. zum Galgenhügel, wie er früher benannt wurde. Hier war der Ort, an dem die im Stift Rellinghausen zum Tode Verurteilten hingerichtet wurden, eine Infotafel erläutert Näheres. Die Schillerwiese hat also eine ursprünglich gänzlich andere Geschichte, ist sie den meisten Bürgern doch als Ausgangspunkt sportlicher Aktivitäten bekannt.
Am Parkplatz des Lauftreffs Frankenstraße vorbei folgen wir den Schildern Richtung Kluse führt. Die Klusen-Kapelle St. Ägidius, eine um ca. 1300 entstandene Kapelle, die seit 1985 unter Denkmalschutz steht, bildet gemeinsam mit dem Restaurant im Fachwerkhaus ein schönes Ensemble. An der Unterführung der S-Bahn treffen wir auf die Wanderzeichen des Baldeneysteigs, denen wir bis wir auf die Höhe der Gaststätte Heimliche Liebe folgen. Auf dem breiten Wanderweg Richtung Isenburg nähern wir uns wieder dem Restaurant Chicago, und am Anfang des Parkplatzes führt links ein Weg steil hoch zum Ausgangspunkt der Wanderung, dem Parkplatz des Jagdhaus Schellenberg.
Gesamtlänge von 11,9 Kilometern
Der Rundweg durch die Wälder im Bereich Bredeney, Stadtwald, Heisingen hat eine Gesamtlänge von 11,9 Kilometern. Höhenmeter: 195 Meter im Ab- und Anstieg, reine Gehzeit ca. 3:20 Stunden.
Anreise per Auto: Parkplatz Jagdhaus Schellenberg; ÖPNV Buslinie 145, Haltestelle Schöne Aussicht; Charakter der Wanderung: überwiegend Waldwege, verdichtete Wege, Asphalt; Einkehrmöglichkeit: Restaurants Zur Kluse, Heimliche Liebe, Steakhouse Chicago, Jagdhaus Schellenberg.