Essen-Altenessen. Die A42 erhielt in Altenessen endlich höhere Schutzwände und eine neue Fahrbahn. Doch die Lärmbelästigung sei noch größer, klagen Anwohner.

Elke und Klaus Laschke leben gern in Altenessen. Ihr Zweifamilienhaus haben sie mit viel Liebe renoviert, haben sich eine wunderbar große Dachterrasse ausgebaut, auf der sie gerade jetzt während der Corona-Pandemie viel Zeit verbringen. Doch die Mußestunden werden immer wieder gestört: Denn die knapp 600 Meter Luftlinie entfernte Autobahn A42 hört das Ehepaar trotz der gerade erfolgten Lärmschutzsanierung je nach Windrichtung deutlich.

„Daran haben die neuen Lärmschutzwände, die die zuständige Behörde Straßen NRW in den vergangenen Monaten angebracht hat, leider nichts geändert“, seufzt Klaus Laschke. Der pensionierte Bergwerksingenieur wohnt seit 1982 in Altenessen, seit 1988 an der Pasbachstraße. Die kleine Siedlung besteht meist aus Ein- und Zweifamilienhäusern mit viel Garten und Grün drumherum.

Lange hat das Ehepaar mit dem Dauerrauschen leben müssen

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Lange habe er mit dem Dauerrauschen der Autobahn leben müssen, erzählt er, und sich dann umso mehr gefreut, als endlich die alten, viel zu niedrigen Lärmschutzwände ausgetauscht wurden und die Fahrbahn eine neue Asphaltdecke erhielt. Das alles ist seit knapp vier Monaten fertig gestellt.

Klaus Laschke zeigt von seiner großen Dachterrasse aus, woher der Autobahnlärm kommt.
Klaus Laschke zeigt von seiner großen Dachterrasse aus, woher der Autobahnlärm kommt. © FUNKE Foto Services | Verena Lörsch

„Doch nicht nur ich höre keinen großen Unterschied, es scheint sogar noch lauter zu sein. Das bestätigen auch meine Nachbarn“, klagt der 58-Jährige. Dazu komme, dass die Abfahrt Altenessen, von Gelsenkirchen kommend, in einem so schlechten Zustand sei, „als wäre eine Teermaschine mit viereckigen Rädern eingesetzt worden“. Tatsächlich weist der Fahrbahnbelag dort tiefe Wellen auf, „wenn da ein Lkw mit Anhänger darüber fährt, der vielleicht auch noch unbeladen ist, dann hört man das Rumpeln im ganzen Umfeld“.

Nach der Sanierung wurde kein Lärmgutachten angefertigt

Laschke mutmaßt, dass die Lärmschutzwände entlang der A42 vielleicht nicht richtig positioniert und besonders an den Auf- und Abfahrten zu niedrig seien, „außerdem überlappen sie sich viel zu gering“. Und er fragt sich natürlich, ob es denn vor und nach der Sanierung nicht ein Lärmgutachten gegeben habe.

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„Wir haben natürlich vor der Sanierungsmaßnahme ein entsprechendes Gutachten angefertigt“, sagt Nadia Leihs, Sprecherin von Straßen NRW, „aber es ist nicht üblich und notwendig, auch nach der Maßnahme eines zu erstellen“. Schließlich gebe es genaue Berechnungen, wie die Schutzmaßnahme durchgeführt werden muss, um den Lärm entsprechend der gesetzlichen Bestimmung zu reduzieren. „Daran haben wir uns natürlich gehalten“, so Nadia Leihs weiter. Dass es an der Anschlussstelle Altenessen Baumängel gebe, sei bekannt, „diese werden natürlich behoben“.

Alle Lärmschutzmaßnahmen entsprächen den gesetzlichen Regelungen sagt Straßen NRW

Die Höhe der Lärmschutzwände und die Überlappung werde anhand der örtlichen Begebenheiten und des vorliegenden Gutachtens umgesetzt. „Allerdings haben wir keinen Flüsterasphalt verwendet - der eignet sich nicht für Brücken“, so die Sprecherin. Alle durchgeführten Maßnahmen entsprächen den gesetzlichen Regelungen. Am Erfolg hat die Behörde keine Zweifel: Aus Sicht von Straßen NRW sei die Lärmsituation im Stadtteil sogar erheblich verbessert worden.

Baukosten lagen bei 45 Millionen Euro

Seit November 2017 hat die Straßen NRW-Regionalniederlassung Ruhr die A42 zwischen Essen-Nord und Gelsenkirchen-Zentrum instandgesetzt.

Auf einer Länge von rund sechs Kilometern wurde dabei die Fahrbahn erneuert. Der Asphaltoberbau, die Entwässerung, die Schutzeinrichtungen wie Leitplanken und der Lärmschutz wurden ebenfalls angepasst.

Darüber hinaus sanierte Straßen NRW sämtliche Bauwerke in diesem Bauabschnitt, damit diese für die zukünftigen Verkehrsbelastungen gerüstet sind.

Für die Arbeiten war eine Bauzeit von drei Jahren vorgesehen. Die Baukosten liegen bei rund 45 Millionen Euro. Die Arbeiten wurden im Mai 2020 beendet.

Das können Elke und Klaus Laschke gar nicht bestätigen. Und sie verstehen auch nicht, dass der Gesetzgeber nicht vorschreibt, auch nach einer Sanierung den Lärm zu messen. „Im Augenblick scheint uns aber nichts anderes übrig zu bleiben, als damit zu leben“, resigniert das Ehepaar.

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