Essen-Altenessen. . Das Pilotprojekt im Essener Norden mit Tempo 30 wird fortgesetzt und ausgeweitet. Was beim Straßenneubau für dem Lärmschutz noch beachtet wird.

Wenn morgens und abends die Laster über die Straßen im Essener Norden vorzugsweise auf dem Weg zu Bundesstraße und Autobahn rumpeln, so manches Schlagloch zielsicher treffend, dann reagieren Anwohner genervt. Dauerhafter Lärm schadet bekanntlich der Gesundheit.

Mit ihrem Lärmaktionsplan versucht die Stadt, dem entgegenzuwirken. Weniger Lärm bedeutet auch weniger Schadstoffe – das spielte bei der Bewerbung zur Grünen Hauptstadt Europas 2017 auch eine zentrale Rolle.

Tempo 30 in der Zeit von 22 bis 6 Uhr

Auf der Stauder- und Hafenstraße sowie auf der Gladbecker Straße begann vor drei Jahren das Pilotprojekt einer Temporeduzierung auf 30 km/h in der Zeit von 22 bis 6 Uhr zum Lärmschutz. Hat die Maßnahme etwas gebracht? Diese Frage stellten die Politiker jetzt in der Bezirksvertretung V dem Leiter des städtischen Umweltamtes, Michael Berendes.

„Es hat durchaus Erfolge gezeigt. Die mobile Geschwindigkeitsanzeige, die wir aufgestellt hatten, blitzt zwar nicht, registriert aber die Geschwindigkeiten. Anhand der Daten können wir sagen, dass das Tempo durchschnittlich runter gegangen ist, auch wenn die Polizei dort nicht mit dem Blitzgerät steht.“ Das Pilotprojekt werde deshalb weitergeführt, die guten Erfahrungen sollen auf weitere Wohngebiete ausgeweitet werden. Tempo 30 soll auf Vogelheimer und Krablerstraße den ganzen Tag gelten.

Kontroll-Messungen gibt es nicht

Beim Straßenbau in Wohngebieten sollen Werte von 55 dB(A) auch durch Flüsterasphalt angestrebt werden: so das Grüne-Hauptstadt-Ziel. Berendes schränkte ein: Kontroll-Messungen werde es nicht geben. „Wir messen als Behörde nicht, wir rechnen. Deshalb können andere Werte als in der Realität in den Lärmkartierungen stehen.“

Mit der Lärmkartierung sei es auch so eine Sache gewesen, berichtete der Amtsleiter. Sie war die Voraussetzung für den Lärmaktionsplan und habe eine sehr lange Zeit gebraucht. Immer wieder seien Verzögerungen durch die zeitaufwendige Bearbeitung (und Personalknappheit) eingetreten, bis die Daten von 2011 endlich Mitte 2013 im Internet veröffentlicht werden konnten.

Aktionsplanentwurf war erst im Februar 2017 fertig

Die Ausweisung der „ruhigen Gebiete“ sei zudem bei der Suche nach Flächen für die Flüchtlingsunterbringung noch einmal thematisiert worden. Im Anschluss seien die Lärmminderungsmaßnahmen überprüft und der Lärmaktionsplan sei ausgearbeitet worden – das war dann im Februar 2017.

Zur Kenntnis nehmen war das Einzige, was die Bezirksvertreter angesichts des langen Verwaltungsprozesses noch machen konnten. Theodor Jansen, SPD-Fraktionsvorsitzender, wies eindringlich darauf hin, dass ein geplanter Ausbau der Hafenstraße wieder mehr Verkehr – und Lärm – mit sich bringe.

>> Lärmbelastung soll weiter sinken

Als Grüne Hauptstadt hat sich Essen u.a. für folgende Zukunftsziele ausgesprochen: kurzfristig die Lärmbelastung an Krankenhäusern, Schulen, Kitas und Altenheimen auf Werte unter 65 dB(A) am Tag abzusenken. Langfrsitig soll erreicht werden, dass die Werte unter 60 dB(A) sinken. An Krankenhäusern soll die Belastung nachts um 10 dB(A) niedriger liegen als am Gesamttag. Beim Neubauvon Straßen sollen 55 db(A) gelten.