Essen. 91 Corona-Neuinfektionen gab es in den vergangenen sieben Tagen in Essen. Die Stadt liefert Gründe und sagt, was sie von einer Testpflicht hält.
- Corona-Infektionszahlen in Essen steigen. Insbesondere bei den 30- bis 50-Jährigen.
- Stadt hat bislang keinen Treffpunkt als besonderen Infektionsherd ausgemacht.
- Gesundheitsamt sieht in Testpflicht keine Lösung.
91 Corona-Neuinfektionen in den vergangenen sieben Tagen, vier weitere Todesopfer – der Anstieg der Coronazahlen in Essen beunruhigt viele Bürger. Laut des Essener Gesundheitsdezernenten Peter Renzel ist derzeit unter den getesteten Personen besonders die Altersgruppe der 30- bis 50-Jährigen (44 Infizierte) am meisten betroffen, gefolgt von den 20- bis 30-Jährigen (29 Infizierte).
Freitagabend, 31. Juli, am Isenbergplatz im Südviertel: Die drei Kneipen sind in dieser warmen Nacht gut besucht. Wer keinen Platz mehr findet, setzt sich einfach ins Rondell auf den Bürgersteig. 20, 30 vorwiegend junge Leute trinken dort bis nach Mitternacht ihr Bier, plaudern, lachen, sind unbeschwert. Keiner trägt einen Mund-Nasen-Schutz, keiner achtet auf den Mindestabstand. Immer wieder, so erzählt eine Kellnerin, komme das Ordnungsamt und die Polizei und löse die Gruppe auf.
Stadt Essen: Keine Ausbruchsherde an bestimmten Örtlichkeiten
„Gerade jetzt im Sommer gibt es in der ganzen Stadt diese Ansammlungen vor allem Jugendlicher“, bestätigt Polizeisprecher Peter Elke. Meistens dort, wo ein Kiosk oder eine Tankstelle in der Nähe sind. Beliebt als Treffpunkt sind auch der Seepavillon am Baldeneysee in Heisingen, das Steeler Ruhrufer und innenstadtnahe Parks und Plätze. Meist seien es Gruppen mit zehn bis 30 jungen Leuten, die sich spontan treffen, um in Corona-Zeiten ein wenig Unbeschwertheit zu genießen.
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„Diese Jugendlichen werden von uns immer wieder im Auftrag des Ordnungsamtes angesprochen. Und die meisten scheinen sich in dem Moment der Gefahr gar nicht bewusst, reagieren aber dann darauf mit Verständnis und kommen unseren Aufforderungen nach“, sagt Peter Elke.
Doch bislang seien diese Gruppentreffen nicht für den Anstieg der Corona-Zahlen verantwortlich. „Wir erkennen aktuell keine Ausbruchsherde an bestimmten Örtlichkeiten“, sagt dazu Stadtsprecherin Silke Lenz. Vielmehr würden sich die Infektionen im Alltag ergeben. Heißt: Eine infizierte Person steckt die Menschen in ihrem engeren persönlichen Umfeld an.
Reiserückkehrer machen ein Drittel der Neuinfektionen aus
Juliane Böttcher, Leiterin des Essener Gesundheitsamtes, blickt besorgt auf die aktuelle Situation: „Die Menschen werden im Sommer einfach leichtsinniger.“ Darin sieht sie einen weiteren Grund für den Anstieg der Fälle. Hinzu kämen laut Stadtsprecherin Silke Lenz die Reiserückkehrer, die ungefähr ein Drittel der Neuinfektionen ausmachen würden. Allerdings können sich Flugreisende aus den vom Robert-Koch-Institut veröffentlichten Risikogebieten an den NRW-Großflughäfen Düsseldorf und Köln/Bonn kostenlos und bislang noch freiwillig testen lassen – unabhängig davon, ob sie Symptome zeigen oder nicht.
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Von einer Testpflicht für alle Reiserückkehrer, wie sie der NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann fordert, hält Juliane Böttcher nicht viel: „Wir haben in den vergangenen Monaten die Erfahrung gemacht, dass Tests nur dann Sinn ergeben, wenn die Person auch Symptome zeigt.“ Denn wenn Personen ohne Symptome negativ getestet werden, dann ist das nur eine Momentaufnahme, „zwei, drei Tage später kann die Person positiv sein“.
Um die Pandemie in Essen weiterhin zu bekämpfen, wolle man systematisch über alle Kanäle an die Essener appellieren, sich an die Regeln zu halten und diese ernst zu nehmen, schreibt Peter Renzel auf Facebook. Also unbedingt Abstand halten, die Hygieneregeln einhalten und den Mund-Nasen-Schutz richtig tragen.
Zwei weitere Todesfälle
In Essen gab es zwei weitere Todesfälle in Verbindung mit einer Corona-Infektion: Eine 83-jährige Essenerin sowie ein 77-jähriger Essener sind am Samstag, 1. August im Universitätsklinikum Essen verstorben.
Beide Patienten wurden bereits stationär behandelt, ein Patient wurde zuletzt beatmet.
Zuvor war am Montag, 27. Juli, ein 76-jähriger Essener in einem Bottroper Krankenhaus verstorben. Der Patient wurde bereits seit Anfang Juli aufgrund seiner Vorerkrankungen stationär behandelt. Im Rahmen der stationären Behandlung wurde die Covid-19-Erkrankung festgestellt
Damit steigt die Zahl der an Corona Verstorbenen auf 45.
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