Essen. Stadt Essen kündigt härtere Gangart und Bußgelder gegen jene an, die häusliche Quarantäne verweigern – darunter sind auffallend viele Mediziner.
Fachleute des Gesundheitsamtes hatten in den vergangenen Tagen mehrfach Stress ausgerechnet mit Vertretern der Essener Ärzteschaft. Wie Stadtdirektor Peter Renzel berichtet, sollen sich einzelne Mediziner geweigert haben, die von der Behörde erteilten Anordnungen zur häuslichen Quarantäne zu befolgen.
Eine Verweigerungshaltung, die beim Essener Gesundheitsdezernenten Kopfschütteln hervorruft. „Das macht mich wirklich fassungslos“, sagt Renzel, und fügt hinzu: „Gerade Ärzte sollten in der Corona-Krise Vorbilder für die Bevölkerung sein.“
Die Verweigerung der häuslichen Quarantäne erlebten die Experten des Gesundheitsamtes aber auch in anderen Berufsgruppen und Bevölkerungsschichten. „Aber bei Medizinern war dies zuletzt sehr auffällig“, bedauert Renzel, „gerade sie sollten es eigentlich besser wissen.“
„Fachleute des Gesundheitsamtes organisieren den Abstrich und ordnen Quarantäne an“
Seit Ausbruch der Corona-Krise hat die Stadt Essen in mehr als 4400 Fällen die häusliche Quarantäne angeordnet, 4230 Personen sind daraus wieder entlassen worden. Die Fachleute des Gesundheitsamtes, darunter Ärzte und Mikrobiologen, seien sich der Tragweite jeder einzelnen Quarantäne-Anordnung sehr bewusst. Daher werde jeder Einzelfall von ihnen gründlich geprüft. „Sie organisieren den Abstrich und ordnen die Quarantäne an.“ Das gelte grundsätzlich für alle Menschen, die längere Zeit Kontakt mit Covid-19-Patienten gehabt hätten, also auch für Ärzte.
In seinen fast täglich auf Facebook veröffentlichten Corona-Protokollen verarbeitet Peter Renzel auf anschauliche Weise seine dienstlichen und privaten Eindrücke dieser Krise. Von einigen Medizinern, so sein aktueller Eintrag vom 8. Juli, werde die Quarantäne-Anordnung „manchmal auf sehr unangenehme Weise“ in Frage gestellt. „Bis dahin, dass sie unseren Mitarbeitern am Telefon höhnisch sagen, dann zahl‘ ich halt das Bußgeld, kann ich ja.“ Die Fachleute des Gesundheitsamtes hätten es nicht verdient, so behandelt zu werden.
Ein Arzt soll am Telefon gesagt haben: „Dann zahl ich halt das Bußgeld, kann ich ja“
Der Gesundheitsdezernent erinnert daran, dass die verordnete Quarantäne das Ziel verfolge, Infektionsketten zu unterbrechen. Die Behörde sei trotz rückläufiger Infektionszahlen und spürbarer Lockerungen wachsam. Wer sich wider besseres Wissen nicht an die Quarantäne halte, gefährde die Gesundheit anderer Menschen. „Quarantäne ist eine echte Pflicht und keine Empfehlung“.
Weil sich die Fälle von Quarantäne-Verweigerung in der letzten Zeit bedauerlicherweise gehäuft hätten, kündigt Renzel verschärfte Kontrollen und häufigere Hausbesuche bei jenen an, die nicht so leicht führbar seien. Die härtere Gangart der Gesundheitsbehörde sei abgestimmt mit dem Ordnungsdezernat, das für die Quarantäne-Kontrollen zuständig sei. „Solche Vorgänge werden wir im Keim ersticken.“
Im Falle von Zuwiderhandlungen drohe Quarantäne-Verweigerern eine empfindliche Geldbuße. Grundlage dafür sei der vor einer Woche in Kraft gesetzte Bußgeldkatalog, der auch Verstöße gegen die aktuellen Quarantäne-Anordnungen („CoronaSchVO“) beinhaltet. Beim so genannten „Erstverstoß“ liegt die Geldbuße bei 1000 Euro, bei Wiederholungsverstößen verdoppelt sich das Bußgeld. Renzel: „Wir werden jetzt jene Personen besonders im Blick haben, die schon am Telefon durchblicken lassen, dass sie häusliche Quarantäne im Grundsatz in Frage stellen.“