Essen. Nach einem Brandbrief an OB Thomas Kufen patrouilliert in Essen zwischen Regattaturm und Regattahaus der städtische Sicherheitsdienst.

Mitarbeiter des städtischen Sicherheitsdienstes der RGE sind nach massiven Beschwerden seit einigen Tagen wieder am Baldeneysee unterwegs. Die Streifen patrouillieren bei schönem Wetter am Ufer in Höhe der Regattastrecke entlang und sehen dort vom Nachmittag bis in die Abendstunden nach dem Rechten.

Anstoß für den Einsatz: In einem Brandbrief an Oberbürgermeister Thomas Kufen hatten sich Ruderer und Kanuten, die am Regattahaus einen Bundesleistungsstützpunkt unterhalten, vehement darüber beklagt, dass Stege widerrechtlich für Grill- und Shisha-Partys missbraucht werden. Häufig verhielten sich die Feiernden aggressiv.

Der Regattabereich am Baldeneysee ist nur einer von mehreren Hotspots

Der Uferabschnitt entlang der Regattastrecke zählt zu den beliebtesten und meist frequentierten am Baldeneysee. Nicht nur Sonnenanbeter genießen bekanntlich gerne die schönen Stunden des Tages auf der Regattatribüne. Bei der Stadt gilt der Regattabereich längst als ein sogenannter Hotspot, an dem sich Jugendliche und junge Erwachsene treffen, um zu feiern, um zum Grillen oder gemeinsam Shisha-Pfeifen zu rauchen.

Die Begleiterscheinungen: Müll und nicht selten Vandalismus. Im vergangenen Jahr lief eine Party im Nachklang von Abiturfeierlichkeiten völlig aus dem Ruder, als Flaschen in Richtung Ordnungskräfte flogen.

Szenen wie diese haben sich bislang nicht wiederholt, heißt es von Seiten der Stadt. Was Kanuten und Ruderer jedoch in ihrem Brief an den Oberbürgermeister schildern, macht deutlich, dass das Maß dessen, was zu tolerieren wäre, überschritten wird - und das nicht nur aus Sicht der Sportler.

Bootsstege werden von den Feiernden in Beschlag genommen

Stege würden in Beschlag genommen, so dass Boote kaum noch an- und ablegen könnten, Bootsanhänger für Turnübungen genutzt und Grünflächen als Grillwiesen. Aufforderungen, dies zu unterlassen, würden nur unwillig befolgt, wenn nicht gleich ignoriert. Die Rede ist von Drohungen und Pöbeleien.

Voraussetzung für den Fortbestand des Bundesleistungsstützpunktes sei, dass der Sport ungestört ausgeübt werden könne. Spätestens da dürften im Büro des Oberbürgermeisters die Alarmglocken angeschlagen haben. Lässt sich die zwischen Zeilen die Drohung herauslesen, der Bundesleistungsstützpunkt könnte abwandern, sollte es so weitergehen. Für die Stadt Essen wäre das eine Blamage.

Die Coronakrise hat Konflikte weiter verschärft, heißt es vonseiten der Stadt

Dass es am Baldeneysee zu Konflikten kommt, führen sie im Rathaus auch auf die aktuelle Corona-Krise zurück. Junge Leute wüssten häufig nicht wohin und drängten auf öffentliche Plätze. Die Regattastrecke ist da nun einer von mehreren Hotspots. Neben Plätzen in der Innenstadt nennt eine Stadtsprecherin den Katernberger Markt, den Isenbergplatz und die Brehminsel in Werden, wo ein regelrechter Party-Tourismus zu beobachten sei.

Am Baldeneysee soll es der städtische Sicherheitsdienst richten. „Wir wollen niemanden verdrängen. Im Gegenteil: Wir freuen uns über jeden Besucher“, betont Boris Orlowski, seit Juni Chef der Weißen Flotte und zuständig für das See- und Kanalmanagement. Nur müssten die Besucher sich eben auch anständig benehmen.

Die Stadt hebt hervor, dass Sicherheitskräfte im Einsatz seien, die gleich mehrere Sprachen sprechen. Neben der deutschen Sprache seien sie auch der arabischen, türkischen und griechischen Sprache mächtig, was ein großer Vorteil sei, wenn sie es mit Migranten zu tun haben, was offenbar der Fall ist. Das Problem sei weniger die Verständigung als die Akzeptanz. Da täten sich Sicherheitsleute leichter, wenn sie dieselbe Sprache sprechen.