Essen. THW-Helfer rücken bei Hochwasser, Explosionen und Vermissten aus. Sturmschäden im Essener Stadtgebiet beschäftigen die Ehrenamtlichen zunehmend.
Sie rücken aus, wenn der Borbecker Mühlenbach über die Ufer tritt, und sind zur Stelle, wenn im Nordviertel Sprengschutz bei einem Blindgängerfund benötigt wird. Dann stapeln sie mit ihren Händen zahllose Sandsäcke vor Haustüren und Kellerfenstern oder bewegen hunderte Tonnen Sand mit schwerem Gerät wie Bagger oder Kipper. Rund 30 Einsätze hatte der THW-Ortsverband im Vorjahr, die meisten in Essen. Gleichwohl ist ihr Einsatzgebiet ganz Deutschland. Alarmbereit sind die Ehrenamtlichen an sieben Tagen die Woche rund um die Uhr.
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In Essen beschäftigen vor allem Sturmschäden die Helfer zunehmend. „Ela bedeutete sieben Tage Einsatz und 18 Stunden Schlaf“, erinnert sich Norbert Engler an die Folgen des Pfingstmontags-Unwetters 2014, das die Stadt verwüstete. In Magdeburg hat er sich wiederum beim Oder-Hochwasser um die Logistik gekümmert. Als prägend beschreibt er diese Einsätze, bei denen die Helfer tagelang anpacken.
Möglicher Verdienstausfall der Helfer wird übernommen
Alarmiert werden sie von der Leitstelle der Essener Berufsfeuerwehr. Dann informiert der Zuständige beim THW die Helfer, die er per Anruf oder Whatsapp-Nachricht erreicht. Nicht jeder muss stets verfügbar sein und kann das mit Rücksicht auf den Beruf auch nicht immer. Aber in der Regel gebe es keine Probleme mit den Arbeitgebern, sagt Engler. Der Verdienstausfall werde übernommen, zudem wüssten die Chefs, dass sie selbst mal in eine Notlage geraten und auf Hilfe des THW angewiesen sein könnten.
Grundsätzlich könne jede Behörde und jedes Amt Unterstützung beim Technischen Hilfswerk anfordern: So war es zuletzt etwa die Bundeswehr beim Moorbrand in Meppen oder die Bundespolizei, die in Brunsbüttel verpflegt werden musste. Dann kochen die Helfer.
Transport von 330 Kilogramm Heroin im Wert von 50 Millionen Euro
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Werden Blindgänger im Dunkeln entschärft, schleppen sie Beleuchtung heran, werden vermisste Personen im Kanal gesucht, sind sie mit ihren Booten auf dem Wasser, brennt ein Haus, sichern sie Wände und räumen mit schwerem Bergungs- und Rettungsgerät herabgestürzte Gebäudeteile zur Seite, um beispielsweise Glutnester zu löschen. Nach einer Hausexplosion im Südostviertel stützten sie zuletzt die Hausfassade ab. Der Bergungstrupp rückte nach Horst aus, da zum Löschen nicht erreichbarer Schwelbrände Gebäudeöffnungen verschlossen werden mussten, um den Bau mit Schaum zu fluten.
Müssen die Helfer rasch an den Einsatzort, haben sie Sonderrechte im Verkehr und fahren mit Blaulicht und Martinshorn. Das war wohl nicht nötig, als sie eine Hanfplantage räumten. Bei einem weiteren unvergessenen Einsatz stellte das THW zunächst sein Gelände für einen Laster zur Verfügung, damals noch in Bergeborbeck: Rauschgiftfahnder hatten 330 Kilogramm Heroin im Wert von 50 Millionen Euro auf der Ladefläche gefunden, gelagert zwischen eingelegten Gurken und Knoblauch. Das Heroin musste dann zum Bundeskriminalamt nach Wiesbaden – den Transport übernahmen THW-Helfer.