Essen. Zur Kandidatenkür waren Zuschauer von den Medien ausdrücklich unerwünscht, jetzt gibt Essens AfD erstmals Einblick in ihre Bewerberliste zum Rat.
Bitte Abstand halten! Das zentrale (Überlebens-)Motto der Corona-Pandemie, es war in den vergangenen Monaten auch so etwas wie das politische Überlebens-Motto der örtlichen AfD. Denn konspirativ bis buchstäblichen zum letzten Tag hielt der Essener Ableger der „Alternative für Deutschland“ seine Kandidaten für den Stadtrat geheim, sperrte Medien von seinen Nominierungs-Veranstaltungen aus und gab auch auf Nachfrage keine Namen preis.
Hintergrund war die Sorge, die Nominierung nicht rechtssicher, wegen Gegendemonstranten womöglich gar nicht vollziehen zu können. Das konsequente Abtauchen war dabei selbst manchem Ratskandidaten offenbar zu bunt, Ex-Unternehmerin Stefanie Brecklinghaus etwa preschte mit ihren Bewerbungsabsichten ausdrücklich vor. Und angesichts des Umstands, dass in der kommenden Wochen ohnehin im Amtsblatt der Stadt sämtliche Namen zu lesen sein werden, gab die AfD am Freitag ihre Zurückhaltung auf.
Statt Guido Reil tritt nun Lehrer Harald Parussel als OB-Bewerber an
Und doch: Eine dürre E-Mail musste reichen, in der der Sprecher des Kreisverbands Günter Weiß erwartungsgemäß bekanntgab, man werde am 13. September in allen 41 Kommunalwahlbezirken der Stadt und auch für alle neun Bezirksvertretungen zur Kommunalwahl antreten.
Selbst einen Oberbürgermeister-Kandidaten will die AfD aufbieten. Ein Posten, den der bundesweit bekannte Frontmann der Partei, der Karnaper Ratsherr und Europaabgeordnete Guido Reil, zunächst ausdrücklich für sich reklamierte – und später wieder verwarf. Jetzt soll Harald Parussel als Bewerber ins Rennen gehen, 60 Jahre alt, Lehrer, verheiratet, zwei Kinder.
Ex-Ratsherr und Republikaner Günter Weiß will wieder ins Stadtparlament
Parussel, der schon 2017 für den Landtag kandidierte, führt auch die Reserveliste der AfD für den Rat an, gefolgt von Parteisprecher Günter Weiß, der vor Jahren schon einmal für die Republikaner im Stadtparlament saß, und Stefanie Brecklinghaus, die bis vor kurzem einen Laden in Rüttenscheid betrieb.
Es folgen Rechtsanwalt Hermann Postert, Fahrschullehrer Andreas Meitzke, Feuerwehrmann Jens Schmitz, Lehrerin Andrea Pousset, Kommunikationswirt Frank Wolbert, die Angestellte Sandra Benz und – auf Platz 10 der Liste – Guido Reil.
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