Essen. Der Autohändler Lueg und das Start-up UZE Mobility haben in Essen ein Pilotprojekt gestartet: die mobile Außenwerbung. Wie das funktioniert.

Auf Essens Straßen ist eine neue Form der Außenwerbung unterwegs. An Transportern oder Klein-Lkw sind dabei digitale Fahrzeugdisplays montiert, die auf ihren Routen durch die Stadt gleichzeitig Reklame fahren. Das Besondere: Die Werbung auf den Displays wird der jeweiligen Situation angepasst, je nach dem, wo das Fahrzeug gerade entlang fährt.

Hinter diesem Pilotprojekt, das in Essen vor wenigen Tagen gestartet ist, stehen der Fahrzeughändler Lueg und das Start-up UZE Mobility aus Bremen. Das Lueg-Tochterunternehmen Lueg Base Camp stellt für den Test 70 Flottenfahrzeuge seiner Kunden zur Verfügung. Die ersten Transporter sind bereits mit den Displays und den Sensoren ausgestattet. Bis Ende des Monats sollen alle 70 Fahrzeuge damit bestückt sein. Die beteiligten Flottenkunden von Lueg sind unter anderem Elektro Vößing, Drost Transporte und Sander Transporte.

Schmuckwerbung im noblen Bredeney, Fußballschuh-Reklame am RWE-Stadion

Die Fahrzeugwerke Lueg, die 2018 eine Million Euro in das Start-up UZE investiert hatten, erhoffen sich davon „neuartige Geschäftsmodelle, an die viele heute kaum zu denken wagen“, meint Marcel Nölle, Geschäftsführer der Lueg Base Camp GmbH. Er glaubt, dass die digitale Außenwerbung für Fahrzeugflotten neue Einnahmemöglichkeiten eröffnen wird. An den erzielten Einnahmen sind beide Partner beteiligt.

Die Werbung auf den Displays soll Werbekunden straßengenau und in Echtzeit ansprechen. Das heißt beispielsweise: Regnet es, könnte das Display laufende Rabattaktionen für Regenschirme ganz in der Nähe anzeigen. In der Nähe des Fußballstadions von RWE könnte es Werbung für Fußballschuhe ausspielen und im wohlhabenden Bredeney Reklame für edlen Schmuck machen. Streikt der ÖPNV, könnte die mobile Werbefläche von einem Carsharing-Anbieter genutzt werden.

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Um das zu leisten, sind die Fahrzeuge mit Sensoren ausgestattet. Diese hat UZE zusammen mit der RWTH Aachen entwickelt. Sie sammeln auf der Fahrt situative Daten, wie Wetter, Events u.a. und nutzen gleichzeitig vorhandene sozio-demographische Geo-Daten wie Alter, Einkommen in bestimmten Stadtteilen. Die Autos können dabei auch erfassen, wie viele Menschen auf ihrer Fahrt die Werbung theoretisch gesehen haben. Um den Datenschutz zu gewährleisten versichert UZE, dass es sich dabei nicht um personenbezogene Daten handelt.

Werbung soll für Werbetreibende messbar werden

Entscheidend für den Durchbruch dürfte sein, ob sich für diese Werbeform genügend Werbekunden finden. UZE wirbt dabei mit diesen Argumenten: „Unsere digitale Fahrzeugwerbung bringt die Botschaften gezielt dorthin, wo die Kunden sind. So können Werbetreibende ihre Zielgruppen stets zur richtigen Zeit am richtigen Ort ansprechen.“ Außenwerbung werde messbarer und kalkulierbarer.

Die UZE Mobility, eine Ausgründung aus der RWTH Aachen, wollte ursprünglich eine eigene Mietfahrzeugflotte aufbauen. Diese sollte kostenlos sein und sich ausschließlich mit Werbung finanzieren. Doch diesen Test musste UZE im Frühjahr wieder einstellen und will sich nun auf Kooperationen mit vorhandenen Flottenanbietern konzentrieren. Dabei will sich das Start-up nicht nur durch die Werbeeinnahmen der mobilen Außenwerbung finanzieren sondern auch durch den Verkauf der gesammelten Daten. So können die Fahrzeuge unterwegs etwa den Zustand von Straßen erfassen, Emissionen messen oder als mobile Wetterstation dienen.

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