Essen. Noch ist das Center an der Altendorfer Straße in Essen teilweise Baustelle. Im Untergeschoss zeigt sich aber schon das Autohaus der Zukunft.

Von der Ecke Altendorfer/Hans-Böckler-Straße aus gesehen, sieht das Mercedes-Autohaus Lueg seit Monaten leer geräumt aus. „Nein, wir ziehen nicht aus, im Gegenteil“, betont Centerleiter Frank Klümper, wenn er von Kunden darauf angesprochen wird. Und um dies besser nach außen zu zeigen, was gerade bei Lueg vonstatten geht, steht dies nun auch in großen Lettern an den Scheiben: „Wir bauen für Sie um!“

Lueg verspricht seinen Kunden nicht weniger als das Autohaus der Zukunft. Was das heißt, können diese bereits im Untergeschoss sehen. Dort ist der Umbau des Mercedes-Centers seit kurzem abgeschlossen und hat mit einem Autohaus, wie man es bislang kannte, nicht mehr viel zu tun. Verkäufer, die an Schreibtischen zwischen polierten Fahrzeugen sitzen und das Gefühl vermitteln, besser nicht angesprochen zu werden, sucht man dort vergebens. Die Beratungsräume, in denen Kunden mit dem Verkäufer sprechen, sind hinter getönten Scheiben „verschwunden“. So sei auch mehr Diskretion möglich, betont Klümper. Stattdessen empfangen nun in der luftigen, in hellem und dunklem Grau gehaltenen Rotunde zwei Mitarbeiterinnen mit roten Halstüchern die Kunden, um sie an die richtigen Ansprechpartner weiter zu leiten. „Unsere Kunden sind heute viel besser informiert als früher. Viele haben sich vorher schon im Internet kundig gemacht und kommen mit konkreten Fragen“, sagt Klümper.

Autohaus Lueg bekommt auch eine neue Fassade

So wird das Lueg-Autohaus in Essen nach dem Umbau der Fassade aussehen. ­­­­­­­
So wird das Lueg-Autohaus in Essen nach dem Umbau der Fassade aussehen. ­­­­­­­ © Lueg

Doch auch wenn das Internet für Kunden beim Autokauf immer wichtiger wird, so ersetzt es aus Sicht von Klümper nicht den Wunsch, sich in sein Wunschauto zu setzen und es zu fühlen. „Den Handel vor Ort wird es deshalb immer geben, aber er muss spannend sein. Emotion ist wichtig“, sagt Klümper. Daher sei die millionenschwere Investition, die Lueg an seinem Standort in Essen tätigt, für das Unternehmen eine Investition in die eigene Zukunft. Das Umbaukonzept in Essen folgt dabei der neuen Daimler-Marketing- und Vertriebsstrategie namens „MAR2020“, die der Autobauer seinen Händlern auferlegt hat.

Dazu gehört auch, dass das Center nicht nur von innen umgebaut wird, um die Wertigkeit der Marke im Verkaufsauftritt besser darzustellen. Auch die Fassade des Essener Centers soll im kommenden Jahr neu gestaltet werden. Sie nimmt das dunkelgraue Design im Inneren auch nach außen auf.

Das Lueg-Autohaus heute. In Essen sind für Lueg 170 Mitarbeiter tätig.
Das Lueg-Autohaus heute. In Essen sind für Lueg 170 Mitarbeiter tätig. © FUNKE Foto Services | Klaus Micke

Essen ist bereits heute für das Unternehmen Lueg, das seinen Sitz in Bochum hat, der wichtigste Marktplatz für den Verkauf von Mercedes-Neuwagen. Jeder zweite neue Mercedes, den Lueg verkauft, kommt aus dem Essener Haus. Essen sei auch deshalb ein starker Standort für Lueg, weil sich hier die großen Konzerne befinden. Aus diesem Grund betreut Lueg seine Großkunden von Essen aus. Außerdem vertreibt Lueg von hier aus auch die sportliche Marke AMG.

Elektromobilität bei Lueg-Kunden gefragter

Aber wie passen PS-Stärken, für die Premiummarken wie Mercedes stehen, zum wachsenden Umweltbewusstsein der Deutschen? Oder ist das den Kunden, die einen Mercedes kaufen, egal? Mitnichten, meint Marketingchef Ralf Schütte. Es gebe mittlerweile sowohl von Privat- wie auch von Firmenkunden eine deutlich steigende Nachfrage nach E-Mobilität. Vor allem die Hybridtechnologien seien zunehmend gefragt. Da scheint es kein Zufall, dass Lueg seinen Kunden gleich am Eingang den neuen SUV EQC präsentiert.

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Dass das Thema Elektromobilität im Essener Center künftig größer gespielt werden kann, dafür hat Lueg bereits vorgesorgt. Auf dem Parkplatz vor dem Autohaus befinden sich 25 Ladepunkte, die Lueg in Kooperation mit Innogy anbietet. Diese sind im Übrigen öffentlich.

Möglich, dass Lueg die neuen E-Modelle der neuen Linie EQ künftig noch prägnanter präsentiert. Die obere Etage im Autohaus ist schließlich noch komplett frei. Im nächsten Jahr soll dort der Umbau fortgesetzt werden. Was Lueg plant, verrät Klümper noch nicht und deutet allenfalls an, dass die Entscheidungen darüber schon bald gefällt werden. „Auf jeden Fall aber geht es weiter“, betont er.

Als Wagenfabrik gegründet

Die Fahrzeug-Werke Lueg AG ist nach eigener Darstellung einer der größten Vertriebs- und Servicepartner der Daimler AG in Deutschland – mit 17 Mercedes-Benz Centern im Ruhrgebiet und in Sachsen.

Das Unternehmen wurde von Friedrich Oscar Lueg 1868 als Wagenfabrik gegründet. Heute gehören 14 Gesellschaften zu Lueg, mit über 30 Standorten und rund 1400 Beschäftigten. Hauptsitz ist in Bochum.

In Bochum kooperiert Lueg mit dem Versandhändler Amazon. Unter anderem stellt Lueg Fahrzeuge für die Amazon-Partner bereit und ist am Aufbau einer E-Mobil-Flotte beteiligt.