Essen. Der Limbecker Platz in Essen spürt die Auswirkungen der Corona-Krise noch deutlich. Dabei geht es nicht nur um die Frage, ob Karstadt schließt.

Die anhaltende Zitterpartie um Karstadt ist sicher eine der größten Sorgen, die die Centermanagerin vom Limbecker Platz, Alexandra Wagner, dieser Tage umtreibt. Noch ist die Hoffnung nicht verloren. Der Mietvertrag noch nicht gekündigt. Die Verhandlungen mit Galeria Karstadt-Kaufhof liefen weiter. „Für die Mitarbeiter ist die Situation besonders schlimm“, sie warteten jeden Tag darauf, wie es weiter geht. Doch Alexandra Wagner, die für den Center-Betreiber ECE arbeitet, kann ihnen keine Antwort geben. „Wir sind genauso gespannt.“ Die Entscheidung liege jetzt bei Galeria Karstadt-Kaufhof, sagt Wagner.

Aber auch unabhängig von der Situation um das Warenhaus kämpft das Einkaufscenter derzeit mit den Folgen von Corona. Die Spielflächen für Kinder sind gesperrt, die Sitzmöglichkeiten ebenfalls. „Obwohl wir ja eigentlich viel Aufenthaltsqualität bieten wollen, können wir das im Moment nicht“, sagt die Centermanagerin. Die Kunden sollen sich möglichst nicht lange im Center aufhalten. Für ein großes Einkaufszentrum, das davon lebt, ist das ein Trauerspiel. Auch die Maskenpflicht trage nicht gerade zum Einkaufserlebnis bei. Zudem gebe es an Wochenenden schon mal Schlangen vor manchen Läden, weil nur eine bestimmte Kundenzahl eingelassen werden dürfen. „Ich glaube, das nervt die Kunden auch“, sagt Alexandra Wagner.

Besucherzahlen im Limbecker Platz erholen sich nur langsam

Sie kann die Auswirkungen deutlich an den täglichen Besucherzahlen ablesen. Im Schnitt kommen momentan 35.000 Kunden täglich ins Center. Am Wochenende seien es auch schon mal mehr. Aber damit reicht die Frequenz noch lange nicht wieder in die Vor-Corona-Zeit heran, als es pro Tag im Durchschnitt 50.000 Besucher waren. Während des Shutdowns, als nur wenige Läden im Limbecker Platz öffnen durften, fiel die Kundenzahl tageweise sogar unter 10.000.

Den wochenlangen Shutdown haben zwei Geschäfte im Center nicht überlebt, berichtet die Managerin. Sie mussten in dieser Zeit Insolvenz anmelden und schließen. Es betraf das Bekleidungsgeschäft Colosseum und die Suppenfabrik.

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Bei 200 Geschäften im Center ist das eigentlich eine vergleichsweise kleine Zahl. Doch ob das so bleibt, weiß keiner. Erst vor wenigen Tagen prognostizierte der Handelsverband HDE, dass er eine größere Insolvenzwelle im Herbst erwartet. Und auch Alexandra Wagner befürchtet, dass das Thema Corona auch das für den Handel so wichtige Weihnachtsgeschäft in diesem Jahr belasten dürfte.

Leerstand wird länger bleiben, als gedacht

Mit den Corona bedingten Schließungen gibt es aktuell 20 Ladenflächen, die im Center leerstehen. „Corona hat uns ausgerechnet in der Umstrukturierungsphase getroffen“, sagt die Centermanagerin. Ende des Jahres 2019 waren im Limbecker Platz viele Mietverträge ausgelaufen. Die ECE verhandelte bereits mit neuen Mietern. Doch durch Corona würden sich die Entscheidungen jetzt nach hinten verlagern.„Grundsätzlich haben sie weiter Interesse, aber die Neueröffnungen ziehen sich wohl ins nächste Frühjahr“, sagt Wagner. Der mit bedruckten Pappwänden verdeckte Leerstand dürfte damit länger zum Alltagsbild im Center gehören als gedacht.

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Auch die in diesem Jahr angedachte Modernisierung ist wegen der Corona-Folgen erstmal bis auf Weiteres verschoben. Ursprünglich wollte der Eigentümer, die Union Investment einen hohen einstelligen Millionenbetrag investieren.

Dass Centermanagement ist in der derzeit wirtschaftlich schwierigen Lage darauf bedacht, die Kosten für die Mieter so gering wie möglich zu halten. Das betrifft die Ausgaben für die Bewachung, Strom und zum Teil auch für Reinigung. So hat das Center seit Corona beispielsweise die farbigen Bubbles an der Fassade abends ausgeschaltet, auch innen brennt nicht mehr jede Lampe.

Bei den Bewachungskosten ist die Stadt dem Center ein großes Stück entgegengekommen. Normalerweise muss das Center den Zugang bzw. die Durchwegung täglich von 5.30 bis 0.15 Uhr gewährleisten. Doch die Stadt hat zugestimmt, dass das Center mit Ladenschluss ebenfalls die Türen abschließen kann. „Dafür sind wir sehr dankbar“, so Alexandra Wagner. Dadurch würden die Kosten für Strom, Wachschutz gesenkt. Auch gebe es dadurch weniger Vandalismusschäden.

Trotz Corona gibt es Neueröffnungen im Limbecker Platz

Bei allen Widrigkeiten durch Corona gibt es auch einige Neueröffnungen in jüngster Zeit im Center. So sind der Feinkostladen Gepp’s Feinkost, der Süßwarenhändler Fishers Sweet Shop und das Gastro-Konzept Jacket & Fried Potatoes eingezogen. Der Seifenladen Lush ist umgezogen und hat sich vergrößert. Gleiches steht beim Jeansladen Levi’s an.

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Auch der Drogerist Rossmann hält an seinen Plänen fest und zieht wohl im Herbst oder Winter auf einen Teil der C&A-Fläche. Das Sportgeschäft JD Sports baut derzeit seinen Laden zum Flagship Store aus. Und der Modehändler Esprit, der während Corona ebenfalls in wirtschaftliche Bedrängnis geriet und die Schließung vieler Filialen ankündigte, bleibt im Limbecker Platz.

„Es gibt also auch positive Entwicklungen und ich hoffe, dass es bald wieder normal läuft“, sagt Alexandra Wagner. Vieles wird dabei von der Karstadt-Entscheidung abhängen. Denn sollten Karstadt und Karstadt Sports Ende Oktober tatsächlich schließen, stünden im Limbecker Platz auf einen Schlag 24.000 Quadratmeter Verkaufsfläche von 70.000 Quadratmeter leer.