Essen-Südviertel. Grappa, Wein, Pasta und immer ein persönliches Gespräch: Seit 25 Jahren betreibt Giuseppe Guariniello seinen Alimentari an der Moltkestraße

Wer den kleinen Alimentari e Vini auf der Moltkestraße betritt, der betritt ein Stück Italien: Bilder vom Tyrrhenischen Meer, von Paestum, Neapel und Pompeji an den Wänden, Grappa, Pasta, Kaffee und Wein in den Regalen und mittendrin Giuseppe Guariniello, der seine Kunden und Gäste mit italienischen Charme begrüßt. Und ihnen zum Einstimmen erst einmal einen starken Espresso kocht. Schließlich wird hier nicht nur schnöde auf die Schnelle geshoppt; hier wird das Einkaufen zelebriert. Dazu gehört für den 68-Jährigen neben dem kleinen schwarzen Getränk immer auch ein Gespräch und eine ausführliche Beratung.

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Und die ist exzellent. „Ich kenne nämlich alle Produkte, die ich verkaufe. Sie sind das Beste vom Besten, was Italien zu bieten hat“ sagt er ganz unbescheiden. Und zeigt auf den Kaffee von Maestri Artigiani, „der kommt aus Umbrien. Ich bin der einzige in ganz Deutschland, der ihn verkauft“. Daneben liegen Pasta von Rummo, „das ist eine kleine Pastafabrik in Kampanien, für die schon mein Vater gearbeitet hat“. Der war, wie schon der Großvater, Nudelmeister.

Kaffee aus Umbrien, Salami aus Sardinien und Olivenöle aus der Toscana – in Guiseppe Guariniellos Feinkostladen gibt es ein Stück Italien zum verköstigen.
Kaffee aus Umbrien, Salami aus Sardinien und Olivenöle aus der Toscana – in Guiseppe Guariniellos Feinkostladen gibt es ein Stück Italien zum verköstigen. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Anfänglich gab es im Hinterzimmer eine Pastafabrikation

Die Familientradition mit den Nudeln wollte Giuseppe Guariniello eigentlich zum Geschäftsmodell machen, als er vor 25 Jahren seinen Laden im Südviertel eröffnete. Im Hinterzimmer hatte er dafür extra ein Nudellabor eingerichtet, wo er mit Unterstützung seiner Schwiegereltern, die damals noch rüstig waren, frische Pasta herstellte. Doch diese Idee floppte, „die Essener waren einfach noch nicht soweit“, sagt er und schmunzelt. Also verkaufte er die Nudelmaschinen und beließ es dabei, gute italienische Weine, Schinken und Salami von freilaufenden Schweinen, Käse, Pasta und die besten! aller Dosentomaten, Olivenöl, Kaffee und feine Spirituosen zu verkaufen. Allesamt Dinge, die ein wenig italienisches Lebensgefühl in die deutsche Küche zaubern.

Und da Kochen eine seiner Lieblingsbeschäftigungen ist, hat Giuseppe Guariniello auch noch einen feinen Partyservice etabliert – natürlich nur mit typisch italienischen Antipasti und Gerichten. Die kocht er auch für seine Stammgäste, die er vor Corona dreimal in der Woche an den beiden Stehtischen im kleinen Laden bewirtete. Viele von ihnen sind inzwischen seine Freunde geworden, auch das ist etwas Besonderes, das er genießt. Doch wer Giuseppe Guariniello kennenlernt, kann das nachvollziehen: Mit seiner offenen, herzlichen, temperamentvollen Art macht er es den Menschen leicht, ihn zu mögen. Der gute Draht zu seinen Stammkunden ist wohl der wichtigste Grund, dass er auch nach 25 Jahren immer noch mit Freude jeden Morgen sein Geschäft aufschließt.

Anfang der 1980er Jahre ging er zurück nach Italien – und kam acht Jahre später wieder ins Südviertel

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Denn für Giuseppe Guariniello ist der Laden sein Leben, seine Leidenschaft. „No, no“, sagt er und lacht wieder, „die Leidenschaft habe ich allein für meine Frau“. Die hat ebenfalls italienische Wurzeln, stammt aus Umbrien und ist seine große Liebe. Mit den beiden Söhnen, die inzwischen erwachsen sind, hat die Familie bis auf ein italienisches Intermezzo von acht Jahren immer im Südviertel gelebt: „Das ist meine Straße, mein Viertel, hier fühle ich mich wohl.“

Unweit der Haltestelle Moltkestraße kurz vor der Richard-Wagner-Straße findet man den Alimentari e Vini.
Unweit der Haltestelle Moltkestraße kurz vor der Richard-Wagner-Straße findet man den Alimentari e Vini. © FUNKE Foto Services | Julia Tillmann

Das Wort Heimat nimmt er nicht so schnell in den Mund: Obwohl er schon vor über 50 Jahren mit 18 nach Essen kam, schlägt sein Herz immer noch für den kleinen Ort Montoro in Kampanien, unweit von Salerno, Paestum und der Küste. Hier wurde er geboren, hier leben seine betagten Eltern und ein Teil seiner fünf Geschwister. Mehrmals im Jahr ist er in Montoro, „und als Anfang der 1980er Jahre mein Heimweh zu groß wurde, bin ich mit der Familie zurückgegangen“. Doch ihm fehlte schnell die Großstadt, der Ort der Kindheit war auf einmal zu klein, das Leben in Süditalien zu eng.

Solange er noch fit ist, bleibt der Alimentari offen

Sein Initialerlebnis hatte er aber, als Deutschland wiedervereinigt wurde. „Da wurden meine Frau und ich so mitgerissen, fühlten uns dem Land so nahe, dass wir beide spürten: Wir sind doch schon mehr deutsch als italienisch.“

Mittlerweile ist er zweifacher Großvater, ein dritter Enkel ist unterwegs. Familie, das bedeutet ihm unglaublich viel, und er sagt von sich selbst, dass er ein glücklicher Mann ist: Seit über 40 Jahren sei er mit der besten Frau überhaupt verheiratet, beide Söhne leben mit ihren Familien in der Nähe „besser geht es doch nicht“.

Solange er noch fit ist und sich wohl fühlt, will er seinen Laden weiterführen. „Was soll ich den ganzen Tag zuhause tun? Rasenmähen?“, sagt er und lacht. Außerdem: Wer würde denn sonst für ein Stück Italien im Südviertel sorgen, wenn nicht er.

Partyservice im kleinen Rahmen

Das Alimentari e Vini, Moltkestraße 36, 224290 hat Dienstag bis Freitag von 10 bis 18 Uhr und Samstag von 9 bis 13 Uhr geöffnet.

Seinen Partyservice bietet Giuseppe Guariniello weiterhin an, allerdings im kleineren Rahmen. Dagegen bleibt der Mittagstisch wegen Corona geschlossen.

Auf der Moltkestraße 8 befindet sich ein weiterer Feinkostladen mit deutschen Produkten: Feinkost Wendt, 225235