Essen. Seit Beginn der Corona-Pandemie registrierte die Behörde fast 28 Prozent weniger Delikte. Der Rückgang bei Einbrüchen fällt am deutlichsten aus.
Die Corona-Pandemie hat nicht nur massive Auswirkungen auf das öffentliche Leben, sondern auch auf die Kriminalitätsentwicklung: Zwischen Anfang März und Ende Juni registrierte die Polizei Essen/Mülheim einen Rückgang der Straftaten um fast 28 Prozent im Vergleich zum entsprechenden Zeitraum des Vorjahres. Damit liegen die beiden Städte im positiven Sinne deutlich über dem landesweiten Schnitt. Wie das Innenministerium mitteilte, ging die Zahl der Delikte in NRW virusbedingt insgesamt um 23 Prozent zurück.
Der Essener Polizei wurden in den vergangenen vier Monaten weniger Raubdelikte und Taschendiebstähle bekannt, die Anzeigen wegen häuslicher Gewalt als auch die Straftaten zum Nachteil älterer Menschen gingen zudem merklich zurück. Doch den deutlichsten Einbruch gab’s beim Einbruch: 176 Mal (Mülheim: 84) schlugen Einbrecher in Wohnungen zu. Was einem Rückgang um 30 Prozent (Mülheim: 44 Prozent) entspricht, berichtete Polizeisprecherin Bettina Wehram am Donnerstag. Der Grund für diese Entwicklung liegt auf der Hand: Coronabedingt halten sich mehr Menschen in den eigenen vier Wänden auf. Das schreckt Kriminelle naturgemäß ab, denn das Risiko erwischt zu werden, ist um ein Vielfaches größer.
Eine anfängliche Befürchtung bestätigte sich bei der häuslichen Gewalt nicht
Es sind vorläufige Zahlen aus der unbereinigten Eingangsstatistik der Polizei, dennoch lassen sich erste Trends erkennen, wie etwa bei den Delikten der häuslichen Gewalt: 327 Anzeigen (Mülheim: 99) zählte die Polizei zwischen März und Juni. Das waren elf (Mülheim: 17) weniger als im vergangenen Jahr. Damit untermauern diese Zahlen nicht die anfängliche Befürchtung, dass es zu mehr gewaltsamen Übergriffen komme, wenn die Menschen über eine längere Zeit auf engem Raum zusammen sind.
Während rund 24 Prozent (Mülheim: 28 Prozent) weniger Taschendiebstähle zu verzeichnen waren, deren Zahl von 278 auf 210 (Mülheim: 46 auf 33) in beiden Städten vergleichbar deutlich sank, geht die Statistik-Schere bei den Raubdelikten weit auseinander: In Essen verzeichnete die Polizei einen Rückgang um 6,3 Prozent auf 149 Taten, in Mülheim eine Abnahme um satte 51 Prozent auf 17 dieser Delikte. Eine Erklärung, so Wehram, gibt es für diese starke Differenz nicht. Einen statistischen Ausreißer nennt man das dann wohl.
Auch den Trickbetrügern macht das Virus zu schaffen
Auch den Trickbetrügern und -dieben macht das Virus offensichtlich zu schaffen: Die sogenannten Straftaten zum Nachteil älterer Menschen, die von diesen Kriminellen hauptsächlich ins Visier genommen werden, brachen präsidiumsweit um 12,5 Prozent von 696 auf 609 Delikte ein. Obwohl sich die Gauner die allgemeine Verunsicherung durch das Corona-Virus durchaus zunutze machen wollten: Sie boten im Internet aber auch an der Haustür älterer Menschen Atemschutzmasken und Desinfektionsmittel zum Kauf an. Im ersten Fall kassierten sie das Geld, ohne die bestellte Ware zu liefern, im zweiten versuchten sie auf diesem Wege in die Wohnungen ihrer potenziellen Opfer zu gelangen.
Auch der in die Jahre gekommene Enkeltrick wurde der neuen Lage angepasst: Ein Unbekannter gab sich am Telefon als der Sohn der Seniorin aus, die er anrief und belog: Er sei schwer an Covid-19 erkrankt und benötige 20.000 Euro für eine lebensrettende Behandlung im Krankenhaus. Die Frau hatte das Geld zur Übergabe bereits bei ihrer Bank abgeholt. Zum Glück flog der Schwindel im letzten Moment auf.