Essen. Lampen, Holzlatten, Plastik, Kartonberge: Rund um Essener Altpapiercontainer türmt sich Müll. Bürger fordern häufigere Leerung und sogar Kameras.

Die Klagen über eine zunehmende Vermüllung reißen nicht ab: Rund um die Altpapiercontainer liegt beinahe mehr Pappe als hineinpasst, davor Plastikkörbe, eine alte Lampe und ein Karton voller Holzlatten. Dieser Zustand an den Containern auf dem Marktplatz in Burgaltendorf ist nur ein Beispiel aus dem Stadtgebiet. „Kaum sind die Behälter geleert, wurde aufgeräumt, wird sofort alles wieder zugemüllt“, sagt etwa eine 81-Jährige aus Holsterhausen. Sie hofft auf zusätzliche Leerungen und steht damit nicht allein. 50 solcher Hotspots im Stadtgebiet sind inzwischen bei den Entsorgungsbetrieben Essen (EBE) bekannt.

Ein großer Karton voller Holzlatten ist nur ein Beispiel für Müll, der weder in noch vor den Altpapiercontainer gehört.
Ein großer Karton voller Holzlatten ist nur ein Beispiel für Müll, der weder in noch vor den Altpapiercontainer gehört. © sag | Foto

Auf dem Weg zum Arzt in Burgaltendorf macht die 81-Jährige einen Zwischenstopp auf dem Marktplatz in Burgaltendorf, weil sie ihr Altpapier an ihrem Container-Standort in Holsterhausen nicht losgeworden sei. „Die Leute lassen sich jetzt alles liefern, da entsteht natürlich mehr Müll durch die Kartons“, sagt sie und meint eine Folge in der Coronazeit. Und diese Auswüchse würden nicht nur die Ruhrhalbinsel betreffen. Missstände melden Nachbarn auch aus anderen Stadtteilen.

Blaue Säcke achtlos weggeworfen

Offenbar richten die Menschen sich mitunter neu ein oder misten aus – zumindest diejenigen, die einen riesigen Haufen Verpackungen von Möbelstücken und eine ausgediente Wandlampe auf dem Boden des Marktplatzes hinterlassen haben. „Manchmal liegen hier auch große, blaue Säcke“, sagt eine 80-Jährige. Da sei es an diesem Morgen noch harmlos. Allerdings zählt da dennoch ein voller Karton mit Holzlatten zu den Hinterlassenschaften, die am Altpapiercontainer eher fehl am Platz sind. Die Container würden zunehmend als Entsorgungsplätze genutzt, beklagen manche Essener.

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Kamen Klagen zuletzt aus Rüttenscheid und Schonnebeck, findet Egon Schultz längst: „Auch im Essener Süden wird die Dimension immer schlimmer.“ Ob es hier wohl die Burgaltendorfer Bürger selbst seien, die so ihren schönen Marktplatz verunstalteten, fragt er sich. Offenbar reize das freie Gelände sie, sämtlichen Müll dort zu entsorgen, mutmaßt Egon Schultz. Und da die Vermüllung ein solches Ausmaß angenommen habe, „sollte man diesen Containerplatz einfach schließen oder Kameraüberwachung einsetzen“.

Containerstandorte werden grundsätzlich zweimal wöchentlich geleert

Selbst Sperrmüll wie diese alte Lampe landet immer wieder an den Altpapier-Containern.
Selbst Sperrmüll wie diese alte Lampe landet immer wieder an den Altpapier-Containern. © sag | Foto

Das sei offensichtlich ein dauernder Kreislauf: „Der Ablagestrom endet nie, so schnell wir auch kommen und die Dinge mitnehmen“, sagt Bettina Hellenkamp, Sprecherin der Entsorgungsbetriebe Essen (EBE). Dass dies zuverlässig passiere, registrieren nicht nur erleichterte Anwohner, sondern auch Zeitgenossen mit anderen Interessen.

„Der Containerstandort Alte Hauptstraße Markt Burgaltendorf wird regelmäßig montags und donnerstags geleert“, sagt sie. Donnerstags sei dort allerdings Markttag, da entledigten sich die Markthändler auch gerne ihres Mülls, schildert sie die Erfahrung und schränkt ein, dass derzeit aus betrieblichen Gründen nicht alle Depotcontainer einer Tour geleert werden könnten. Dadurch würden manche Standorte nur noch einmal statt zweimal die Woche geleert. Das betreffe unregelmäßig unterschiedliche Stadtteile, Burgaltendorf jedenfalls zu diesem Zeitpunkt nicht.

Immer wieder zugemüllte Container-Standorte frustrieren auch EBE-Mitarbeiter

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Dadurch könne es dazu kommen, dass Container übervoll würden. Die Verantwortlichen bemühten sich um eine zeitnahe Lösung. Für die EBE-Mitarbeiter sei es im übrigen ebenso frustrierend, wenn ständig Nachschub auftauche, nachdem sie gerade alles sauber gemacht hätten. So etwas verschandele ja nicht nur die drei Meter direkt am Container, sondern wirke auf das gesamte Umfeld und die Stadt.

Und was die Hotspots angeht: Dazu führe die EBE eine Liste mit den Standorten. „Dort sind wir in der Regel mehrfach pro Woche. Diese Stellen werden vom Ordnungsamt etappenweise observiert. Einzelfälle kommen dazu“, erklärt Bettina Hellenkamp und bestätigt, dass man durchaus den Eindruck gewinnen könnte, dass sehr viele Standorte immer wieder vermüllt seien: „Die Hemmschwelle scheint da bei den Verursachern sehr niedrig zu sein.“