Essen. Deichkind, Seeed, David Guetta: Alle Konzerte im Seaside Beach wurden verschoben. Betreiber Holger Walterscheid zur Situation am Baldeneysee.
Im Seaside Beach am Essener Baldeneysee ist es in diesem Jahr wohl so still wie nie, nur ganz selten dröhnt ein Flugzeug in Richtung Düsseldorf. Nicht nur das: Sämtliche Konzerte und Firmenveranstaltungen wurden abgesagt – und damit die Haupteinnahmequellen des Stadtstrands gekappt. Rund 70 Prozent des Umsatzes würden ihm im Vergleich zum Vorjahr wegbrechen, schätzt Betreiber Holger Walterscheid.
Dennoch ist er bemerkenswert gelassen – was wohl auch daran liegt, dass er zwar gern seine Füße, nicht aber den Kopf in den feinen Sand am See steckt: „Wir haben hier in den vergangenen 16 Jahren seit der Eröffnung schon eine Menge erlebt. Da überstehen wir auch die Corona-Krise“, sagt Walterscheid. Konzertabbruch 2019 bei Casper und Marteria mit 28 Verletzten, Blitzeinschlag und Abbruch des Sundance-Festivals 2010: Das Wetter hat der 60.000 Quadratmeter großen Veranstaltungslocation schon häufig zugesetzt, jetzt ist es das Virus.
Abkühlen im Zehn-Minuten-Takt: Nur 40 Schwimmer dürfen gleichzeitig in den See
Trotz freien Himmels wurden am See einige Schutzmaßnahmen ergriffen: Desinfektionsspender, Maskenpflicht auf den Toiletten, Hinweise auf den Mindestabstand, Plexiglasscheiben an den Strandbars. In der erst 2017 eröffneten Badestelle dürfen maximal 40 Schwimmer gleichzeitig planschen. „Als es so heiß war, durfte jeder zehn Minuten reinspringen, dann war der nächste dran“, erklärt Walterscheid. Zwei Schwimmmeister hätten die Situation im Blick.
Hundertprozentig zu kontrollieren seien die Auflagen auf dem riesigen Areal indes oft nicht: Zwar weisen Schilder darauf hin, sich nur mit Personen aus zwei Haushalten zusammenzusetzen. Da aber auch zehn und mehr Menschen wieder zusammenkommen dürften, könne der Sicherheitsdienst kaum nachvollziehen, wer da mit wem zusammensitzt. Mindestabstände und Coronaetikette würden meist aber vorbildlich eingehalten.
Und auch die Erhöhung des Eintrittspreises um einen auf fünf Euro beanstande in der aktuellen Situation niemand. „Da haben alle Verständnis, uns entstehen ja auch Kosten, um die Hygieneauflagen zu erfüllen“, erklärt Walterscheid.
„Die meisten Firmen sparen als erstes bei Spaßveranstaltungen wie Betriebsfeiern“
Alle seine Hoffnungen ruhen im Moment auf dem kommenden Jahr, an 2020 hat er bereits einen Haken gemacht. Zwar seien deutlich mehr Dauerkarten verkauft worden, da viele Leute wegen der Pandemie ihren Urlaub zu Hause verbringen. „Das reicht aber bei Weitem nicht aus, um die entstandenen Verluste auszugleichen“, sagt Walterscheid. Sorge bereite ihm die angespannte wirtschaftliche Lage – schließlich seien es die „Spaßveranstaltungen“ wie Betriebsfeiern, an den die meisten Unternehmen als erstes sparen.
Und auch für die Nachholtermine der Konzerte gebe es natürlich keine „hundertprozentige Sicherheit“. Die Stadt Essen habe aber bereits signalisiert, im kommenden Jahr eine Ausnahme zu machen und mehr Konzerte am See zu genehmigen. Zusätzlich zu den Nachholterminen von Seeed, David Guetta und Deichkind haben sich auch Peter Maffay und Sarah Connor angekündigt – am Ende könnten es acht statt der üblichen fünf Konzerte werden. Walterscheid bringt es so auf den Punkt: „Ich hoffe, dass wir 2021 wieder durchstarten können.“