Essen. Überfälle, Tumulte, das Engagement von Nachbarn und Sozialarbeitern gehören zu Essen-Altendorf wie einst ein millionenschweres Förderprogramm.

Von bewaffneten Überfällen, Erpressung, brennenden Autos und Großeinsätzen wie zuletzt im Mai wegen Tumulten berichtet die Polizei nicht selten aus Altendorf. Von Armut, Jugendbanden sowie einem Zuzug von Migranten und von der Bildung von Communitys, die nicht in den ehemaligen Arbeiterstadtteil passten, sprachen Akteure einst ebenfalls, als sie vor der Kamera für einen Film über den Wandel im Stadtteil standen.

Entstanden ist dieser 2013 zum Abschluss eines riesigen Förderprojektes: 15 Jahre lang galt Altendorf als Stadtteil mit „besonderem Erneuerungsbedarf“. Zehn Millionen Euro flossen ins Viertel.

Entstanden sind begrünte Innenhöfe und bunte Fassaden

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In den Jahren ab 1998 war das wesentliche Auswahlkriterium für das Landesförderprogramm („Soziale Stadt“), dass Altendorf im Vergleich zum gesamten Stadtgebiet die meisten sozialen Probleme hatte, so erklärte es Klaus Wermker, ehemaliger Amtsleiter für Stadtentwicklung.

Um diesen entgegenzuwirken packten Politiker, Sozialverbände, städtische Mitarbeiter und Bürger gemeinsam an. Entstanden sind zum Beispiel begrünte Innenhöfe und bunte Häuserwände aus einem Fassadenprogramm. Es gab zahlreiche Projekte und Workshops etwa für den Einzelhandel und die Neugestaltung von Plätzen wie dem Ehrenzeller Platz und dem Jahnplatz.

Und auch heute setzen sich Mitarbeiter verschiedener Anlaufstellen wie dem „Blickpunkt 101“ für den Stadtteil und seine Bewohner ein. So finden Mädchen und Frauen seit Jahrzehnten Angebote und Hilfe im Mädchentreff Perle an der Helenenstraße, ob es nun um Hausaufgaben oder die Situation in der Familie geht. Seit Jahrzehnten sind es oftmals die gleichen Mitarbeiter, die zuhören und unterstützen: bei kleinen Erfolgen oder großen Sorgen – und umgekehrt.

Neues Projekt wendet sich an Jungen ab sechs Jahren

Seit zwei Jahren leitet Pastoralreferent Markus Tiefensee die Gemeinde St. Mariä Himmelfahrt und auch das noch junge Projekt „kreuz+quer“. Das Stadtteilzentrum, liegt gleich am Ehrenzeller Markt, wurde vergangenen Oktober eröffnet. Und nur wenige Monate später lautet eine erste Bilanz: „Die Bude ist voll“, sagt der Seelsorger, was natürlich derzeit mit Blick auf Corona eingeschränkt gilt. Was er aber meint, ist vor allem der weitere bestehende Bedarf an Angeboten, die vom Brotbacken bis zum Sprachkurs reichen. Die von Anwohnern verschiedener Kulturen, Religionen und Nationalitäten („eine Weltkirche vor Ort“) angenommen würden.

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„Die wenigsten kommen aus unserer Gemeinde“, sagt Markus Tiefensee, der die Augen vor den Schwierigkeiten nicht verschließt (dazu gehören der Dreck auf der Kirchentreppe ebenso wie Drogenprobleme). Je nach Möglichkeit vermittelt er Hilfe oder handelt: Zur Zeit mit einem weiteren Angebot für Jungen ab sechs Jahren („die Kerle“), um schon Kinder früh zu erreichen. Die könnten dann sogar zu Vorbildern für Eltern werden, so lautet eine Hoffnung und das Ziel für ein friedliches Miteinander in Altendorf.