Auf der Ruhrhalbinsel wirkt Manfred Kuhmichel seit 2014 als Bezirksbürgermeister: Was er an der Region schätzt und ob er weitermachen möchte.

Manfred Kuhmichel ist seit Jahrzehnten in der Politik aktiv, lange Zeit als Landtagsabgeordneter der CDU, seit sechs Jahren als Bezirksbürgermeister im Bezirk VIII. Über diese Zeit sprach Asgard Dierichs mit dem Politiker.

Warum sollten möglichst viele Bürger am 13. September zur Wahl gehen?

Kuhmichel Bei den Kommunalwahlwahlen entscheiden die Bürger mit ihren Stimmen über die Politik vor den Haustüren. Das ist gelebte Demokratie und geht also jeden etwas an. Die neun Essener Bezirksvertretungen, kurz BVs, setzen sich für Belange in den jeweiligen Stadtbezirken ein.

Was zeichnet den Bezirk der Ruhrhalbinsel aus?

Im Ruhrgebiet leben rund fünf Millionen Menschen. Aber direkt an der Ruhr, so wie wir im Stadtbezirk VIII, wohnen die wenigsten. Wir haben ja hier praktisch die Füße im Wasser. Neben der Ruhr ist der Baldeneysee eine Attraktion. Hier kann man sich vor der Haustür erholen. Gerade in den vergangenen Monaten bei Corona haben die Einwohner diesen hohen Freizeitwert mehr denn je geschätzt. Flächenmäßig ist der Bezirk VIII einer der größten in Essen, was besondere Herausforderungen bringt. Eine große Aufgabe ist es, den dörflichen Charakter und die Natur zu bewahren, statt Flächen weiter zu verdichten. Da sind sich alle in der Bezirksvertretung einig.

Was würden Sie hier gern fortsetzen?

Die gute Zusammenarbeit. Wie in jedem Bezirk bewegt man hier nichts alleine, schon gar nicht als Bezirksbürgermeister. Darum habe ich 2016 die vier Bürgerschaften der Ruhrhalbinsel an einen Tisch geholt. Gut angenommen wurde die Ruhrhalbinsel als Marke mit eigenem Logo, Aktionen und dem „Tag der Ruhrhalbinsel“. Der Norden hat Zollverein, die rund 52.000 Bürger in Byfang, Kupferdreh, Heisingen, Überruhr und Burgaltendorf haben jede Menge Natur. Ich denke an das Vogelschutzgebiet, das Asbach- und Wichteltal und die guten Rad- und Wanderwege.

Einst jüngster Schulleiter in Essen

1978 wurde Manfred Kuhmichel mit 35 Jahren an der Hauptschule Mallinckrodtstraße jüngster Schulleiter in Essen.

Von 1965 bis 1990 war er im Schuldienst. Elf Jahre saß er für die CDU im Stadtrat, es folgten 22 Jahre als Abgeordneter im Landtag.

Seit 1976 ist der Politiker auch Vorsitzender der CDU Burgaltendorf. Manfred Kuhmichel ist zudem Ehrenkonsul des Festausschusses Kupferdreher Karneval.

Welche Bauprojekte waren Ihnen in Ihrer Amtszeit besonders wichtig?

Kuhmichel: „Brücken verbinden“, heißt es. Und hier meine ich die Kampmannbrücke zwischen Kupferdreh und Heisingen. Mit der Bauzeit von 40 Monaten hatte keiner gerechnet, doch schließlich hat sich etwas gezeigt, was für Lokalpolitik typisch ist: Man braucht Geduld und Spucke. Beim „Brückengipfel“ 2019 in Bochum haben wir endlich eine Lösung für die Pontonbrücke nach Dahlhausen gefunden. In Burgaltendorf, wo ich seit 1972 wohne, ist der Kreisverkehr so eine Herzenssache. Die aktuellen Bauarbeiten bringen Staus und Beeinträchtigungen mit sich. Aber am Ende wird der Ärger darüber sicher schnell vergessen sein. Denn der Kreisel ist verkehrstechnisch notwendig und eine echte Aufwertung des Oberdorfes. Wo viel Geld in die Hand genommen wird, dauert es lange bis zur Fertigstellung. Immerhin können sich die Burgaltendorfer über ihren neu gestalteten Busbahnhof an der Burgruine freuen, barrierefrei und gut beleuchtet. Er ist seit einer Woche geöffnet.

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Bekommen Sie viel Rückmeldung von den Bürgern?

Kuhmichel: Per Mail oder im persönlichen Gespräch auf der Straße oder mit Nachbarn erfahre ich, was den Menschen vor Ort wichtig ist. Sprechen Sie mich an, wenn ich einem Problem oder Anliegen nachgehen soll. Im Frühling sollten die Burgaltendorfer eigentlich öffentlich über die Baufortschritte am Kreisverkehr informiert werden. Wegen Corona konnte die Versammlung nicht stattfinden. Direkte Kontakte kriege ich zudem bei Hausbesuchen. Sie sind üblich zu Geburtstagen von Senioren ab 90 Jahren. Eine schöne Tradition, der alle Essener Bezirksbürgermeister nachgehen. Doch bei Corona dürfen meine acht Kollegen und ich diese Blumengrüße im Namen von Oberbürgermeister Thomas Kufen leider nicht persönlich überbringen.

Herr Kuhmichel, würden Sie das Amt des Bezirksbürgermeisters wieder übernehmen?

Kuhmichel: Die Konstituierung des neuen BV-Parlamentes findet am 3. November statt. Dann werden der Bezirksbürgermeister oder die Bezirksbürgermeisterin sowie zwei Vertreter gewählt. Wer die Stimmen bekommt, entscheiden also die 19 Mitglieder. Wenn man mich will, stehe ich bereit für eine zweite Amtszeit als Bezirksbürgermeister. Einem Vorschlag würde ich nicht widersprechen, denn die politische Arbeit auf der Ruhrhalbinsel macht mir nach wie vor Freude.