Essen. Aus den Essener Stadtteilen kommen weitere Absagen für Feste. Steele hofft auf Weihnachtsmarkt. Was mit Reservierungen fürs Oktoberfest passiert.

Aus den Stadtteilen kommen weitere Absagen zu den Festen, die nun wegen Corona nicht stattfinden können: in Haarzopf, Steele, Altenessen und Heisingen. Die Steeler Organisatoren hoffen noch auf den Weihnachtsmarkt – in welcher Form auch immer. Die Veranstalter des Oktoberfestes erklären, was mit bereits gekauften Karten passiert.

Eigentlich hat sich schon ganz Altenessen auf das 25. Stadtteilfest gefreut, das vom 18. bis 29. September die Altenessener Straße wieder einmal in eine Partymeile verwandeln sollte. Eigentlich. Denn nun muss Peter-Arndt Wülfing, Vorsitzender der IG Altenessen und Mitorganisator, das Fest absagen. Dabei war er noch vor zwei Monaten sehr zuversichtlich, dass es trotz Corona stattfinden könnte.

Hygienekonzept war unmöglich umsetzbar

„Wir haben uns dann mit den Verantwortlichen in der Stadt zusammengesetzt und über die Bedingungen gesprochen, unter denen das Fest starten könnte. Dabei wurde uns schnell klar, dass wir ein entsprechendes Hygienekonzept unmöglich umsetzen können“, so Wülfing.

Frank und Sabine Hartmann genießen bei Sonnenschein ein frisch gezapftes Bier im Beach Point am Forumsplatz. So leer ist es aber bei den Stadtteilfesten nicht, daher kommt auch eine Absage aus Altenessen.
Frank und Sabine Hartmann genießen bei Sonnenschein ein frisch gezapftes Bier im Beach Point am Forumsplatz. So leer ist es aber bei den Stadtteilfesten nicht, daher kommt auch eine Absage aus Altenessen. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Mindestens anderthalb Meter Abstand halten, nur eine begrenzte Zahl an Besuchern zulassen und dafür die Zugänge kontrollieren und dazu noch eine namentliche Erfassung der Besucher, „wie hätten wir das alles leisten können? Das ist einfach nicht machbar“, waren sich Wülfing und seine Kollegen vom Vorstand der IG Altenessen relativ schnell einig.

Dazu kam zeitgleich mit der Absage auch die Verlängerung des Verbotes von Großveranstaltungen, „und damit hatte sich dann eh alles erledigt“.

Adventsmarkt auf dem Forumsplatz vor dem Allee-Center wird geplant

Natürlich seien alle darüber traurig, „aber wir lassen den Kopf nicht hängen“. So plane man trotz Corona wieder einen Adventsmarkt auf dem Forumsplatz vor dem Allee-Center, „und falls jetzt nicht wieder eine Verschärfung der Corona-Regeln oder gar ein zweiter Lockdown kommt, wird der auf jeden Fall stattfinden“. Derzeit hat dort die Schaustellerfamilie Hanowski-Walter, mit der die IG Altenessen schon lange bei Festen und dem Adventsmarkt gut zusammenarbeitet, einen kleinen Beach Point installiert: mit Sand, Liegestühlen, Snacks vom Grill und Cocktails.

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„Und wir haben ja auch noch die drei Biergärten im Stadtteil: in der Zeche Carl, auf dem Karlsplatz und, ganz neu dabei, im Dein-Kult-Café.“ Zumindest der Sommer in Altenessen sei noch nicht verloren und hätte was zu bieten, lautet der kleine Trost für alle Bürger.

Etliche Tische für das Oktoberfest sind bereits reserviert

Coronabedingt abgesagt werden musste auch das Rüttenscheider Oktoberfest, das ab Mitte September am Flughafen Essen-Mülheim hätte stattfinden sollen. Etliche Tische seien schon reserviert gewesen, allerdings seien die Buchungen im Gegensatz zu den Vorjahren deutlich geringer gewesen. „Mitte Februar zeichnete sich ja schon ab, dass da etwas Schlimmes auf uns zukommt. Von da an gingen die Buchungen gen Null“, sagt Mitveranstalter Ted Terdisch.

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Wer gebucht habe, bekomme eine E-Mail mit einem Gutschein-Code. Sobald klar sei, dass das Oktoberfest 2021 stattfinden könne, werde die Internetseite wieder freigeschaltet. Mit dem Gutschein-Code könne man dann einen neuen Tisch reservieren oder den Code weitergeben, wenn man schon wisse, dass man zu der Zeit verhindert sei.

Rückzahlungen könnten das Aus für Veranstaltungen bedeuten

„Wenn wir jetzt das Geld zurückzahlen würden, wäre das das finanzielle Aus“, sagt Terdisch. Denn so ein Oktoberfest organisiere sich man ja nicht in wenigen Wochen. Drei Mitarbeiter seien das ganze Jahr damit beschäftigt. Neben den Personalkosten laufe auch die Miete für Büroräume weiter. Dazu kämen die Verluste aus anderen Veranstaltungen wie Rü Genuss Pur, die ebenfalls ausfielen. „Für Rü Genuss Pur haben wir mal durchgerechnet, ob sich die Veranstaltung unter Corona-Bedingungen lohnen würde“, so der Veranstalter.

Ergebnis: Mit dem Mehraufwand für Zugangskontrollen, der Zuteilung fester Plätze und der Tatsache, dass aufgrund der Abstandsregeln nur ein Drittel der sonst üblichen Gäste bewirtet werden könnte, würde man schnell einen Verlust von 50.000 Euro einfahren, so Terdisch. „Zumal wir ja auch darauf achten müssten, dass sich die Gäste nicht mischen, was aber eigentlich das Ziel der Veranstaltung ist. Wir können nur hoffen, dass es 2021 wieder normal läuft.“

Heisinger wollten ihr Wottelfest bis zuletzt retten

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Bis dahin vertrösten auch die Mitglieder der Heisinger Werbegemeinschaft die Besucher des traditionellen Wottelfestes: „Das fällt nun definitiv aus“, sagt Willy Schüffler von der Werbegemeinschaft. Bis zuletzt hätten sie versucht, das beliebte Familienfest zu retten, hätten Gespräche mit dem Ordnungsamt geführt und diese Entscheidung nun schweren Herzens getroffen.

Zu eng, zu dicht, zu viele Besucher: Auch das Heisinger Wottelfest muss abgesagt werden.
Zu eng, zu dicht, zu viele Besucher: Auch das Heisinger Wottelfest muss abgesagt werden. © HO | Foto

Rund 12.000 Besucher, etwa 50 Stände, dazu die Bühnen und die Wottelkirmes: All das sei mit den geltenden Auflagen so nicht machbar und galt daher als nicht genehmigungsfähig. „Hätten wir ein Fest nach den aktuellen Vorschriften geplant, es wäre nicht annähernd unser Wottelfest gewesen“, ist Schüffler überzeugt. Die Grundlage sei doch, dass die Menschen miteinander feierten.

Einigkeit mit Schaustellern

Zu groß sei derzeit die Verantwortung für die Gesundheit der Besucher, die Auflagen zu kontrollieren wäre letztendlich auch eine Zumutung für den Ordnungsdienst gewesen, das Risiko zu hoch. Da seien sie sich auch mit den Schaustellern einig gewesen.

An eine Absage des Wottelfestes kann sich Willy Schüffler nicht erinnern, vielleicht habe es die mal in den Kriegsjahren gegeben. Fest steht: Danach nicht mehr, die Heisinger trotzen manchem heftigen Regen, erfüllten die immer rigoroser und teurer werdenden Sicherheitsauflagen. Nun stoppt Corona ihre Vorbereitungen, doch im kommenden Jahr, wollen sie wieder einladen, „und dann so einige Überraschungen vorbereiten“.

Betroffen sind auch Veranstaltungen des Initiativkreises City Steele

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Von der Corona-Krise betroffen sind auch die Veranstaltungen des Initiativkreises City Steele. Abgesagt werden mussten unter anderem die Gilde der Marktschreier, der Blumen- und Pflanzenmarkt, die Blaulichttage, die Gesundheitstage, die Oldtimer-Rallye und der historische Handwerkermarkt. „Wir gehen aber davon aus, dass wir den Weihnachtsmarkt, in welcher Form auch immer, durchführen können“, sagt Leon Finger, Vorsitzender des Initiativkreises. Geplant werde auf jeden Fall erst einmal weiter.