Essen-Heisingen. . Wenn das Stadtteilfest am 24. August startet, dann liegen monetlange Vorbereitungen hinter Andrea Kunze – und drei Tage Dauereinsatz vor ihr.
Der Aufbau der Stände läuft bereits tagelang, die Parkverbote sind eingerichtet, die Schausteller schrauben schon seit Anfang der Woche. Damit das Wottelfest samt Kirmes aber am heutigen Freitag punkt 18 Uhr starten kann, damit die 80 Stände und das Bühnenprogramm stehen und die rund 40 000 Besucher an drei Tagen herbeiströmen können, wirkt Andrea Kunze (50) unermüdlich im Hintergrund wie an vorderster Front – und das seit Monaten. Sie kennt das Stadtteilfest noch in seinen Anfängen und organisiert es beinahe ebenso lange.
Die gebürtige Heisingerin lebt sie auf dem Festgelände mitten im Dorf, unter ihrer Wohnung steht jedes Jahr der Imbissstand: „Wenn der Aufbau startet, bekomme ich eine Gänsehaut“, sagt sie. Und wenn die Menschen dann feiern, ist sie rund um die Uhr per Funk und Handy für Standbetreiber, Schausteller, Sicherheitsdienst, Sanitäter oder Polizei erreichbar. Sie betreut den Aufbau, ist zur Stelle, wenn sich jemand verletzt oder betrunkene Jugendliche mal wieder Ärger machen und kümmert sich inzwischen auch um Terrorsperren. Nachts übernimmt sie die Pendelwache, um alle Absperrungen zu kontrollieren. „Tagsüber bleibt selbst für ein Glas Wasser oder einen Blick auf die Bühne kaum Zeit“, sagt Andrea Kunze, die schon als Jugendliche mit anpackte.
Vor 37 Jahren startete das Stadtteilfest
Das ist nun 37 Jahre her, als die Feuerwehr mit den Heisinger Vereinen ein Stadtteilfest ins Leben rief. Veranstaltungsort war der Marktplatz und Andrea Kunze 13 Jahre alt, als sie riesige Mengen Kartoffeln für die Reibekuchen der Feuerwehr schälte. Immerhin gehörten fast alle Männer ihrer Familie zu den Freiwilligen Kräften in Heisingen. So wie auch ihr erster Mann Frank Schick. Als aus den Veranstaltern die AG Heisinger Vereine wurde, übernahm er den Vorsitz. Um das Jahr 2000 sei dann die Wottelkirmes, die bereits seit rund 190 Jahren bestehe, mit dem Fest zusammengelegt worden. Seitdem gehört das letzte Augustwochenende in Heisingen dem Wottelfest samt Kirmes, verantwortlich war zunächst die Bürgerschaft als Verein.
„Mein Mann war all die Jahre die treibende Kraft des Festes, und ich habe ihm den Rücken freigehalten“, erzählt Andrea Kunze, die 2003 seinen plötzlichen Tod verkraften musste und Zeit für sich brauchte, als die Organisation des Wottelfestes schon im vollen Gange war, erinnert sie sich. Dennoch beschloss sie damals: „Wir ziehen das Wottelfest durch“ – und stand da mit zahllosen Anträgen, Plänen und Anrufern. „Ich habe die Stadtämter und Schausteller ins Boot geholt und ganz viel Hilfe erhalten“, sagt die Heisingerin. Sie sei im Laufe der Jahre in die Organisation hineingewachsen, manchmal auch mit weichen Knien.
„Mein Mann und ich sind als Leiharbeiter im Einsatz“
Andrea Kunze hat lernen müssen, auch mal durchzugreifen und nicht, wie es sonst eher ihre Art ist, die Dinge in Ruhe zu regeln. „Dann wäre ich untergegangen“, sagt sie heute, da sie ihren zweiten Mann Andreas an ihrer Seite hat. Inzwischen ist das Wottelfest bei der Werbegemeinschaft angesiedelt, „mein Mann und ich sind als Leiharbeiter im Einsatz“, sagt sie schmunzelnd. Ihr Wohnzimmer wird so jedes Jahr zur Wottelfest-Zentrale.
Wenn das naht, steht für Andrea Kunze Jahresurlaub an, die früher als Apothekenhelferin gearbeitet, eine Ausbildung zur Haus- und Wohneigentumsverwalterin absolviert hat, später die Dauernachtwache im Kloster Schuir übernahm. „Nun betreue ich eine Demenz-WG.“ Nachts natürlich, sie sei einfach ein Nachtmensch. Die drei Festtage bedeuten für sie allerdings so gut wie gar keinen Schlaf.
Erste Verhandlungen starten bereits im Januar
Die ersten Verhandlungen für das Wottelfest starten schon im Januar,
dann beginnt die Hochphase. Bei allen Plänen hat Andrea Kunze stets die Finanzen im Blick. Rund 30 000 Euro Ausgaben gilt es mit Standgebühren, Spenden und Getränken wieder hereinzuholen. Dabei kennt sie durchaus Zeiten, da Flaute in Sachen Standbetreiber herrschte. „Ende der 1990er haben wir auf anderen Stadtteilfesten Visitenkarten verteilt und für das Wottelfest werben müssen“, erzählt sie. Die Folge war ein regelrechter Boom samt Wartelisten. Die gebe es nun nicht mehr, aber mit rund 80 Ständen habe sich deren Anzahl gut eingependelt: mit Heisinger Teilnehmern wie Awo, Kolping oder Feuerwehr, aber auch vielen von außerhalb.
„Wenn es wieder richtig voll ist, wissen wir, dass wir alles richtig gemacht haben“, sagt die 50-Jährige, die selbst gern Feste wie die Kölner Lichter besucht. Ihr Lohn zu Hause sind gut gelaunte Besucher und strahlende Kinderaugen. Einen Absacker für die Organisatorin gibt es am Sonntag, 24 Uhr. Am Montag übergibt sie Mülltonnen und Bierwagen, nimmt Beschwerden der Anwohner entgegen und geht ein letztes Mal mit dem Besen durchs Dorf. Das war’s dann mit dem Wottelfest auch für Andrea Kunze – zumindest mit dem diesjährigen.
Busse werden wegen des Wottelfestes umgeleitet
Wegen des Wottelfestes wird der Bereich zwischen den Haltestellen (H) Bahrenberg, (H) Memelstraße und (H) Heisingen Ortsmitte ab Freitag, 24. August, ab circa 13 Uhr, bis Sonntag, 26. August, bis etwa 23.30 Uhr gesperrt. Für die Buslinien 141, 145, 146 und NE7 werden folgende Umleitung eingerichtet:
Die Buslinie 141 wird umgeleitet zwischen den (H) Memelstraße und Tengelmannring.
Die Buslinien 145, 146, NE 7 werden umgeleitet zwischen den (H) Bahrenberg und Heisingen Ortsmitte.
Es gibt folgende Haltestellen/Ersatzhaltestellen:
141, 145, 146, NE7: Die (H) Heisingen Kirche wird aufgehoben. Dafür wird auf der Malmedystraße in Höhe der Hausnummer 24 und gegenüber jeweils eine Ersatzhaltestelle eingerichtet.
141: Die (H) Heisingen Ortsmitte wird aufgehoben. Dafür wird auf der Bahnhofstr. in Höhe der Einmündung Malmedystr. eine Ersatzhaltestelle eingerichtet.
NE 7: Die (H) Heisingen Ortsmitte Richtung Hauptbahnhof wird aufgehoben. Dafür wird auf der Bahnhofstr. in Höhe der Einmündung Malmedystr. eine Ersatzhaltestelle eingerichtet.
>>DAS WOTTELFEST-PROGRAMM
finden Freitag, 18 bis 24 Uhr, Samstag, 12 bis 24 Uhr, Sonntag, 12 bis 19 Uhr, statt. Sonntag öffnen die Geschäfte von 13 bis 18 Uhr.
Programm auf der Hauptbühne, Kreisverkehr Heisinger Straße/Bahnhofstraße: Freitag, 19-23 Uhr; Samstag, 15 bis 23 Uhr; Sonntag, 15-18 Uhr. Partybühne, Parkplatz Bahnhofstraße: Samstag, 12-23 Uhr.
Auf der Puppenbühne, Kirchvorplatz, wird am Samstag, 14 bis ca. 18 Uhr, gespielt; das Kinderparadies, auf dem Schulhof Georgkirchschule und vor der Kirche St. Georg, Heisinger Str. 476/480, öffnet Sa/So, ab 12 Uhr.
Wintergartenbauer Hauke Helle, Bahnhofstraße 10, lädt in die Werkstatt ein, wo es u.a. Gewinnspiele, Bastelaktionen, Filzen und Flechten im Hof und Bildermalen auf drehendem Betonmischer gibt. Kunsthandwerker stellen aus, im Sand warten Relaxliegen.